Stella Ahlers: Wer zuerst liefern kann, wird gewinnen
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Neuer Showroom, Relaunch von Baldessarini, Untersuchung der EU-Kommission gegen Pierre Cardin und Modenschau in Paris – es ist viel los beim Herforder Bekleidungskonzern Ahlers AG. Deshalb hat FashionUnited bei Chefin Stella Ahlers nachgefragt: Inwieweit war das Unternehmen Teil der Modenschau von Pierre Cardin, wie läuft die aktuelle Orderrunde und was ist dran, an den Untersuchungen wegen möglicher Verstöße gegen EU-Wettbewerbsregeln?
Wie läuft die erste Orderrunde?
Wir sind sehr positiv in diese Orderrunde gestartet, die ja noch einige Wochen dauert. Erste Eindrücke zeigen, dass der Relaunch von Baldessarini super funktioniert hat und Baldessarini wieder als “Total Look Brand” wahrgenommen wird.
Pioneer konnte nach Öffnung der Geschäfte im vergangenen Jahr sofort wieder an die Umsatzzahlen von vor der Coronakrise anknüpfen. Insofern haben wir sehr positive Reaktionen auf Pioneer und die neue Kollektion.
Auch die neue Kollektion von Pierre Cardin wird sehr positiv beurteilt. Anfang Januar, passend zum Start der Orderrunde, haben wir in exklusiver Lage im Düsseldorfer Medienhafen unseren neuen Showroom eröffnet. Das hochwertige Interieur, der moderne Loungebereich und die relaxte Arbeitsatmosphäre mit Blick auf den Rhein kommen bei den Kund:innen sehr gut an.
Während der Pandemie wurde viel über die Veränderung der Saisons gesprochen. Wie hat sich dieser Prozess bisher entwickelt?
Bisher gar nicht. Wir haben immer Wert darauf gelegt, die richtige Ware zum richtigen Zeitpunkt einzusteuern. In den Gesprächen mit unseren Kund:innen wird diese Vorgehensweise ausdrücklich gelobt und wir gehen unseren Weg kontinuierlich weiter. Wer zuerst liefern kann, wird gewinnen. Die Pandemie hat die Wichtigkeit der Liefertermine verstärkt.
Wie ist das Ordervolumen im Vergleich zum vergangenen Jahr?
Wir werden mit Pierre Cardin und Baldessarini voraussichtlich ein deutliches Plus erzielen. Auch bei Pioneer liegen die Ordervolumina im Vergleich zur Spiegelsaison bereits höher.
Sie arbeiten als Lizenznehmer für Pierre Cardin. Inwieweit sind Sie in die aktuellen Pläne beim Comeback des Labels eingebunden und in die Kollektionen, die auf der Pariser Modewoche gezeigt werden?
Wir stehen in engem Kontakt mit dem Haus Cardin in Paris, das jetzt von Rodrigo Basilicati-Cardin, seinem Großneffen, weitergeführt wird. Wir hatten die große Ehre, für die Fashionshow „Cosmocorps 3022“ zu Ehren von Pierre Cardin im Musée de l'Air et de l'Espace in Le Bourget in Paris, alle Denim-Styles für die Show anhand der Schnitte aus dem Hause Cardin produzieren zu dürfen.
Wohin geht der Trend? Welche Stücke laufen gut?
Denim war bei Pierre Cardin und Pioneer ganz klar der Gewinner der letzten Saison und das haben wir in der Kollektionserstellung auch berücksichtigt. Hochelastische Qualitäten, viel Liebe zum Detail, Organic Cotton, recycled Materials und Low Impact Washes und die neue Kapselkollektion “Pioneer`s of Tomorrow” stehen für eine klare Denim-Kompetenz. Aber auch Strukturen, Wolloptiken sowie Thermo Light werden wieder stärker nachgefragt.
Wird Formalwear auch wieder wichtiger?
Bei Pierre Cardin gewinnt die Formalwear zum kommenden Herbst / Winter wieder an Bedeutung, allerdings ganz neu interpretiert. Bei den Silhouetten werden klassische Regeln aufgebrochen, die Styles müssen für viele unterschiedliche Gelegenheiten funktionieren. Das große Thema sind hier Separated Suits und Split Suits. Aufgesetzte Taschen bei den Sakkos, Cargoformen bei den Hosen und vielfältige Checks bestimmen das Bild und zeigen innovative Anzug-, und Kombinationsideen.
Bei unserer Premiumbrand Baldessarini sind die Kund:innen experimentierfreudig und alles, was nicht Basic ist, funktioniert super. Auch hier gewinnen konfektionierte Teile wieder an Bedeutung, allerdings mit innovativen Materialien und neuen Passformen. Es wird wieder angezogener. Ein echtes Retro-Statement-Piece ist zum Beispiel ein superweicher, gegürteter Oversize-Blazer mit Spitzrevers, der zu überlangen, weiten Straight Fit Hosen oder hochwertigen Baumwollhosen im Wool-Look kombiniert wird.
Bezüglich der Frage nach den Untersuchungen der EU-Kommission gab es keine direkte Antwort von Frau Ahlers. Die Gruppe reagierte mit einer Stellungnahme: Die Eröffnung eines kartellrechtlichen Ermittlungsverfahrens wurde Ahlers mitgeteilt und der Modeanbieter arbeite mit der Kommission zusammen, um eine zügige Aufklärung des Sachverhalts zu ermöglichen.
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Das Interview wurde in schriftlicher Form durchgeführt.