The Good Cashmere Konferenz stellt Tier- und Umweltschutz, Transparenz und Innovation in den Fokus

Von Simone Preuss

27. März 2025

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Business
Kaschmirziegen auf dem Grassland der Inneren Mongolei. Bild: Aid by Trade Foundation

Zwei Tage lang trafen sich Expert:innen aus der globalen Kaschmir- und Textilindustrie, Vertreter:innen internationaler Nichtregierungsorganisationen und Wissenschaftler:innen auf Einladung der Aid by Trade Foundation in Hamburg zur diesjährigen The Good Cashmere Conference 2025. Vertreter:innen der Textile Exchange, Four Paws, Zadig&Voltaire, Marc O'Polo, Kering, Textile Genesis, Haelixa und andere diskutierten die Fortschritte, Herausforderungen und Erfolge bei der Produktion nachhaltigen Kaschmirs.

Im Fokus standen innovative Technologien wie Virtual Reality, wissenschaftlich fundierte und gemeinsam mit den Hirt:innen umgesetzte Maßnahmen zum Schutz des Tierwohls, Biodiversität und transparente Lieferketten. „The Good Cashmere Standard ist nicht nur eine Reihe von Regeln und Kriterien, sondern eine Verpflichtung für eine bessere Zukunft für die Kaschmirindustrie“, sagte AbtF-Gründer Michael Otto.

Als inzwischen größter Standard setzt sich The Good Cashmere Standard seit fünf Jahren für die nachhaltige Kaschmirproduktion und Rückverfolgbarkeit in der Lieferkette ein. Mehr als 50 internationale Modemarken und Unternehmen nutzen GCS-verifizierte Kaschmirfasern inzwischen, darunter Asos, Bestseller, Breuninger, Galeria, H&M, Marc O’Polo, Peter Hahn, Samsøe Samsøe, S.Oliver und Tchibo.

Handelt trifft Produktion und Wissenschaft: Louisa Lösing (Global Nature Fund), Adam Cobb (US-Wissenschaftler), Michaela Weber (Marc O'Polo), Brian Yu (Artwell Cashmere), Alexandra Perschau (AbTF; von links nach rechts).)Bild: Catrin-Anja Eichinger für AbTF

Fokus Tierwohl

Diskutiert wurde auch, wie sich das Tierwohl von Kaschmirziegen fördern lässt. Internationale Tierwohlexpert:innen betonten auf der Konferenz die fundamentale Bedeutung positiver Erfahrungen im Rahmen von Tierwohlkonzepten für eine artgerechte und wirtschaftlich erfolgreiche Haltung von Ziegen: „Dem Good Cashmere Standard wird hierbei eine Vorreiterrolle sowie eine wirkungsvolle Umsetzung auf den Farmen attestiert. Dafür übersetzt der Standard wissenschaftliche Erkenntnisse in landwirtschaftliche Praxis und setzt Trainings, digitale Lösungen und Modellfarmen als Pioniere für eine verantwortliche Kaschmirproduktion ein“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Die jüngsten GCS-Verifizierungsergebnissen zeigen, dass die Kernindikatoren des Standards sowie Umweltanforderungen zu 100 Prozent erreicht werden, während soziale und Tierwohlaspekte bereits Erfüllungsraten von über 90 Prozent haben.

Fokus Biodiversität

Ein weiterer zentraler Punkt der Konferenz war die Bewahrung von Biodiversität. Die nachhaltige Produktion von GCS-Kaschmir erfolgt um die Städte und Bünde Bayan Nur, Wuhai, Alxa, Ordos und Baotou herum, dem Grasland der Inneren Mongolei; laut AbTF „einer der fragilsten Naturlandschaften der Welt“.

Unter den auf der Konferenz gestellten Fragen war etwa, wie sich das biologische Gleichgewicht als Lebensgrundlage der 5.500 GCS-Farmen und zwei Millionen Kaschmirziegen vor Dürre und anderen, vom Klimawandel hervorgerufenen Wetterextremen schützen lässt. „Wissenschaftler:innen, NGOs wie der Global Nature Fund sowie Brands wie Marc O’Polo oder Produzenten aus China sind sich einig: Der Schutz des Graslandes in der Inneren Mongolei ist von elementarer Bedeutung für die Zukunft der Kaschmirproduktion. Dafür sind Kollaborationen entlang der textilen Lieferkette sowie modernes Weide- und Wissensmanagement für die Hirt:innen wichtig“, war der Konsensus.

Anna Heaton von der Textile Exchange forderte einen systemischen, wirkungsorientierten Nachhaltigkeitsansatz, der sich auf tatsächliche Ergebnisse und nicht nur auf die Einhaltung von Vorschriften konzentriert. „Ökobilanzen basierend auf Primärdaten, die beispielsweise direkt von den Farmen und Bäuer:innen in der Mongolei und China erhoben werden, gewährleisten praktische Relevanz und Genauigkeit. Echte Nachhaltigkeit im Textilbereich erfordert mehr als nur das Abhaken von Kästchen. Sie erfordert messbare Wirkung, kontinuierliche Verbesserung und einen breiteren, inklusiveren Ansatz“, so Heaton.

Kaschmirziege und Farmer. Bild: Aid by Trade Foundation
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The Good Cashmere Standard