Tom Tailor: Großaktionär Fosun übernimmt die Führung im Aufsichtsrat
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Der Hamburger Bekleidungskonzern Tom Tailor Holding SE kommt nicht zur Ruhe. Am Dienstagabend verkündete das angeschlagene Unternehmen den bevorstehenden Abschied seines Aufsichtsratsvorsitzenden Thomas Tochtermann. Der chinesische Großaktionär Fosun habe personelle Veränderungen im Kontrollgremium zur Bedingung für die Fortsetzung der laufenden Verhandlungen über eine Finanzierungslösung gemacht, heißt es in einer Mitteilung.
Tochtermann, der den Aufsichtsrat seit 2017 leitet, werde „sein Amt mit der gerichtlichen Bestellung eines neuen Aufsichtsratsmitglieds bzw. spätestens zum 25. Juni 2019“ niederlegen, teilte Tom Tailor mit. „Diese Entscheidung erfolgte einvernehmlich auf Bitten des Großaktionärs Fosun International, der in der derzeitigen Sondersituation der Gesellschaft eine stärkere Repräsentanz im Aufsichtsrat anstrebt und dies als eine der Voraussetzungen für seine weitere Teilnahme an den Finanzierungsdiskussionen sieht“, erklärte das Unternehmen.
Fosun-Vizepräsidentin Shao ersetzt Aufsichtsratschef Tochtermann
Geleitet wird das zehnköpfige Gremium künftig von einer Vertreterin der Fosun-Gruppe, die derzeit rund 35 Prozent der Anteile an Tom Tailor hält und ein Übernahmeangebot unterbreitet hat. Junyang (Jenny) Shao, die Vizepräsidentin der Fosun Fashion Group, werde den Vorsitz übernehmen, erklärte der Konzern. Sie ist bereits Mitglied des Aufsichtsrates. Für den scheidenden Thomas Tochtermann soll mit Michael Chou, dem CFO der Fosun Fashion Group, ein weiterer Topmanager des chinesischen Investors in das Gremium einziehen.
Heiko Schäfer, der CEO der Tom-Tailor-Gruppe, zeigte sich vom bevorstehenden Wechsel an der Aufsichtsratsspitze wenig begeistert: „Ich bedauere den Rücktritt von Herrn Dr. Tochtermann und bedanke mich für die vertrauensvolle Zusammenarbeit und kompetente Begleitung. Für die Zukunft wünsche ich ihm alles Gute“, erklärte er in einer Mitteilung.
Verhandlungen über eine Finanzierungslösung für Tom Tailor sind ins Stocken geraten
Zuletzt knirschte es bereits zwischen dem Unternehmen und seinem wichtigsten Anteilseigner: Vorstand und Aufsichtsrat mochten das Übernahmeangebot von Fosun im April nicht unterstützen. In einem gemeinsamen Statement bewerteten sie die Offerte, die einen Kaufpreis von 2,31 Euro pro Aktie vorsieht, als „finanziell unangemessen“. Beide Führungsgremien sahen daher „von einer Empfehlung betreffend die Annahme oder Nichtannahme des Angebots ab“ und rangen sich trotz der Bedeutung von Fosun für die Zukunft des Unternehmens lediglich zu einer sogenannten „neutralen Stellungnahme“ durch.
Unterdessen sind die Verhandlungen zwischen Tom Tailor, den beteiligten Konsortialbanken und dem Investor Fosun über die künftige Finanzierung des Bekleidungskonzerns ins Stocken geraten. Nach Angaben des Unternehmens sind unter anderem der im März verkündete, aber noch nicht vollzogene Verkauf der defizitären Tochter Bonita an die niederländische Victory & Dreams Holding sowie „Art und Höhe des Finanzierungsbeitrages von Fosun“ weiter strittig.
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