Web Summit: Herausforderungen und Chancen von Social und Live Commerce
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Chancen für die Modebranche durch Social und Live Commerce – das ist die Botschaft der Teilnehmer:innen der Paneldiskussion ‘Social und Live Commerce: Was braucht es, um sich im Westen durchzusetzen?’, die auf der Tech-Konferenz Web Summit in Lissabon stattfand.
Laut Sophie Frères, der Mitbegründerin und Geschäftsführerin des Softwareunternehmens LiSA, das sich auf Social Commerce spezialisiert hat, zeigen sich im E-Commerce derzeit zwei Entwicklungen: Da die Menschen immer mehr Zeit im Internet verbringen, haben sie den Drang, sich auch online in Communities zu versammeln, in denen sie sich verbunden fühlen, so Frères.
„Im Grunde sind wir eine 360-Grad-Social-Commerce-Suite", erklärt Frères. „Das bedeutet, dass Marken und Einzelhändler:innen unsere Software nutzen, um Erlebnisse wie Live-Shopping oder Shoppable Stories auf ihren eigenen E-Commerce-Plattformen anzubieten. Wenn Sie also zum Beispiel an einem Live-Shopping-Event von Marks & Spencer oder Charlotte Tilbury teilnehmen, wird dies von unserer Software unterstützt.”
„Die zweite Entwicklung ist der Wunsch nach großen Erlebnissen. Die Menschen wollen nicht nur ein transaktionales Online-Einkaufserlebnis, bei dem sie auf ein Bild klicken und zur Kasse gehen.“ Die Kund:innen sehnen sich nach packenden und angenehmen Erlebnissen.
„Wenn man Community und Erfahrung zusammenbringen will, könnte Social Commerce die Antwort sein. Es geht darum, Menschen in einem Erlebnis zusammenzubringen, ob das nun ein Livestream, ein Video oder das Metaverse ist. Und die nahtlose Integration von direkten Kaufoptionen aus diesem Erlebnis heraus – genau das ist Social Commerce", erklärt sie.
Image-Problem und Ängste in Bezug auf Social und Live Commerce
Während sich Live-Shopping in China durchgesetzt hat, hat es im Westen noch nicht den gleichen Grad an Beliebtheit und Akzeptanz erreicht.
„Live-Shopping hat ein Image-Problem", argumentiert Frères. So wird oftmals angenommen, das Live Commerce dem altmodischen Teleshopping ähnelt. Viele Unternehmen glauben außerdem, dass bei Liveübertragungen alles perfekt sein müsse, da sie „sonst eine Schädigung ihrer Marke fürchten", so Frères. „Viele Labels erstellen bereits jetzt sehr viel user-generated Content – also Social Media Inhalte, die von den Nutzer:innen erstellt werden – die sie verwalten und in ihren Onlineauftritt einbetten. Wenn ich mit ihnen spreche, weise ich sie darauf hin, dass Social und Live Commerce dem sehr ähnlich sind: Es handelt sich auch um Content, der lediglich mit Einkaufsmöglichkeiten und Interaktivität bereichert wird. Wenn sie das einmal verstanden haben, wird es oft viel einfacher.”
Die Referent:innen der Paneldiskussion sind der Meinung, dass Social und Live Commerce im Westen kurz vor dem Durchbruch stehen und Modeunternehmen viel bieten können.
Das Potenzial von Live-Shopping
„Marks & Spencer erzielt unglaubliche Ergebnisse", erklärte Frères dem Publikum: „Nämlich einen konstanten Anstieg des durchschnittlichen Bestellwerts um 15 Prozent. Darüber hinaus besuchen die Follower:innen der Live-Shows die Website im Monat dreimal häufiger im Vergleich zu der klassischen Online-Kundschaft", fuhr sie fort. „Und die Kosmetikmarke Charlotte Tilbury verzeichnet Konversionsraten von bis zu 37 Prozent."
„Social und Live Commerce können auch ein Instrument sein, um neue Kund:innen zu gewinnen”, sagt Eamonn Carey, General Partner der internationalen Investmentfirma Tera Ventures. „Die US-amerikanische Kosmetikmarke Avon beispielsweise hat eine Social-Sharing-Rate von 43 Prozent", so Carey. „Was bedeutet das jetzt? Wenn 100 Personen einen Livestream verfolgen und der Moderator sie bittet, Freund:innen einzuladen, werden bis zu 43 Prozent des Publikums dies ohne jeden Anreiz wie einen zusätzlichen Rabatt tun. Diese Menschen lieben das Live-Shopping-Erlebnis und wollen es mit Freund:innen teilen. Dabei entstehen keine Kosten für die Kund:innenakquise", so Carey.
Frères betonte auch, dass die Retourenquoten beim Live-Shopping um 50 Prozent niedriger sind als die normalen Rücksendezahlen beim Online-Shopping, weil die Menschen beim Live-Shopping viel über die Produkte erfahren.
Der Faktor Authentizität
Frères zufolge liegt der Schlüssel zum Erfolg in der Erstellung von community first Content, also Inhalten, die von der eigenen Gemeinschaft ausgehen. „Marks & Spencer streamt fast täglich Live-Shows", sagt sie. „Diese Live-Erlebnisse werden von hauseigenen Stylist:innen, Einkäufer:innen und Markenexpert:innen organisiert. Die eigene Community wird genutzt, um Inhalte zu erstellen. Diese Menschen sind nicht dafür ausgebildet, vor der Kamera zu stehen oder Produktdemonstrationen zu machen, was das ganze wirklich authentisch macht. Manchmal geht etwas schief, aber das stört die Follower:innen überhaupt nicht".
„Das Publikum legt Wert auf eine authentische Verbindung", so der Referent Tony Wang, Mitbegründer und CEO der Online-Plattform Agora.io. „Live ist ein etwas irreführender Begriff", fügt er hinzu. „Denn was wir eigentlich meinen, ist das interaktive, soziale Element in Echtzeit. Das Publikum kann an dem Ereignis teilhaben – und das ist der Schlüssel.”
„Einfach anfangen“
Für Unternehmen und Labels, die mit Social und Live Commerce beginnen wollen, hat Frères einen weiteren Tipp: „Am Anfang geht es nicht darum, ein großes Publikum anzuziehen. Es geht darum herauszufinden, was für Ihre Community funktioniert. Fangen Sie also ganz einfach an“, rät sie. „Live-Shopping ist etwas, mit dem man experimentieren sollte, aber es kann auch so einfach sein, wie Instagram-Content auf die eigene Website zu bringen und diese interaktiv und ansprechend zu gestalten. Fangen Sie klein an, finden Sie heraus, was Ihr Publikum mag, und bauen Sie es dann aus.”
and please also add this third image for in the article:Der Web Summit fand vom 14. bis 16. November in Lissabon, statt.