Inditex will 2,7 Milliarden Euro in Online- und Offlinegeschäft investieren, nicht verlangsamen
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Angesichts der Rufe nach mehr Nachhaltigkeit und einer Verlangsamung der Modebranche in Covid-19-Zeiten fragen sich nicht wenige, ob dies nicht das Aus für Fast Fashion bedeuten könnte. Der spanische Bekleidungskonzern Inditex, der mit seiner Modekette Zara ein im zwei Wochen-Takt wechselndes Sortiment vormachte, scheint keinen Rückgang der Nachfrage zu befürchten - er will im Gegenteil 150 neue Filialen im Jahr eröffnen und im Rahmen seines 2020-2022 Plans insgesamt 2,7 Milliarden Euro in die E-Commerce-Kapazitäten für Marken wie Zara und Bershka investieren. Dies gab der Konzern in einer Finanzmitteilung zum ersten Quartal 2020 bekannt.
Dabei steht die Sicherheit sowohl von Mitarbeitern als auch von Kunden an erster Stelle. „Unsere Priorität in der Krise war und ist die Gesundheit und Sicherheit unserer Mitarbeiter und Kunden. Ich möchte allen unseren Mitarbeitern öffentlich für ihr enormes Engagement während der weltweiten Gesundheitskrise und während der allmählichen Rückkehr in unsere Geschäfte und Betriebsstätten danken“, sagte Inditex-Aufsichtsratschef Pablo Isla in der Mitteilung.
1 Milliarde Euro für Online, 1,7 Milliarden für Integration von Online und Offline
Konkret soll eine Milliarde Euro in die Entwicklung des Onlinegeschäfts investiert werden, da der Onlineverkauf im ersten Quartal um 50 Prozent beziehungsweise allein im April um 95 Prozent stieg. Weitere 1,7 Milliarden Euro sollen darin investiert werden, die Store-Plattform zu integrieren, die diese mit einem Online-Geschäftsmodell verbindet. Die neu eröffneten Geschäfte sollen flächenmäßig größer sein und ein noch breiteres Angebot bieten.
Auf Nachhaltigkeit will Inditex dabei nicht verzichten, da jedes Geschäft, ob online oder stationär, zu einem “Nachhaltigkeitszentrum” werden und weniger Energie beziehungsweise nur erneuerbare Energie verbrauchen soll. Ebenso soll auf Einwegplastik verzichtet und alle Materialien recycelt und die Wiederverwendung aller Kleidungsstücke gefördert werden.
Ja zur Nachhaltigkeit aber keine Verlangsamung des Tempos und Angebots
Dies dürfte schwierig werden, müht sich Konkurrent H&M doch seit Jahren damit, die zu Recyclingzwecken gesammelten Kleidungsstücke auch zu einem sinnvollen Prozentsatz wiederzuverwenden. Laut dessen jüngstem Nachhaltigkeitsbericht wurden 50 Prozent der im Jahr 2019 gesammelten 29.000 Tonnen Bekleidung als Secondhand-Artikel genutzt und der Rest als neue Textilfasern oder Isoliermaterialien weiterverwendet.
Ähnlich sieht es bei Inditex aus, wurden im Jahr 2018 doch fast 15.000 Tonnen Bekleidung und Schuhe in Filialen, Büros und Containern gesammelt und an Nonprofit-Partner wie Caritas, das Rote Kreuz und Oxfam zu Reparatur-, Wiederkaufs- oder Recyclingzwecken gespendet. Zwar gibt es Forschungsprojekte mit der Global Fashion Agenda, Lenzing, dem Massachusetts Institute of Technology und anderen, um die Wiederverwertbarkeit für gebrauchte Textilfasern, gerade den von Fast Fashion-Anbietern so geliebten doch technisch problematischen Baumwoll-Mischgeweben zu erhöhen, doch hier steht noch einiges an Arbeit zur vollständigen Zirkularität bevor.
Dass wahre Nachhaltigkeit in einer Investition in leichter zu recycelnde und haltbarere, umweltfreundlichere Materialien und einer Drosselung des Angebots liegen würde, haben Zara-Mutter Inditex und ähnliche Fast Fashion-Anbieter immer noch nicht begriffen. Jetzt bleibt abzuwarten, ob dies auch in Post-Corona-Zeiten von Erfolg gekrönt sein wird und Verbraucher sich immer noch so leicht weichspülen lassen wie zuvor.
Fotos: Inditex 2020-2022 Plan