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Marktstudie: Worauf setzen Modehändler im Jahr 2020?

Von Simone Preuss

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Einzelhandel

Drei große Bereiche stehen 2020 im Einzelhandel im Vordergrund: Multikanalvertrieb, Erlebnis und innovatives Marketing. Dies fand die aktuelle Marktstudie „Fashion Retail: Die Zukunft erfolgreich gestalten!“ heraus, in der der Bundesverband des Deutschen Textileinzelhandels (BTE) zusammen mit Hachmeister+Partner, Schuhe24/Outfits24 und Hutter & Unger einen Ausblick auf das Jahr 2020 gibt und wichtige Trends analysiert.

Multikanalvertrieb

Für immer mehr Modehäuser gewinnt der Multikanalvertrieb an Bedeutung: Rund 25 Prozent der deutschen Modehändler verkaufen bereits über Online-Plattformen oder haben einen eigenen Webshop. „Dies ist im Branchenvergleich ein sehr hoher Wert. Und er steigt weiter an, da sich das stationäre Mode-Business derzeit schwertut und viele Unternehmen im dynamisch wachsenden Onlinehandel einen Umsatzausgleich suchen“, kommentiert Professor Siegfried Jacobs vom BTE in einer Pressemitteilung vom Dienstag.

Spezielle Sortimentsausrichtung werden dabei immer wichtiger, fand die Studie heraus. Als Beispiele werden unter anderem Lodenfrey, Hemdenmeister und Engelhorn genannt und aus dem Schuhmarkt der Übergrößen-Spezialist Schuhplus. Dies zeigt sich auch an der Retourenquote der allermeisten Händler, die mit unter 50 Prozent deutlich unter jener von Branchengrößen wie Otto, About You oder Zalando liegt.

Über 20 Prozent der Modehändler wollen ihren Online-Verkauf auf Marktplätzen forcieren, während 31 Prozent derzeit prüfen, ob sie in Kürze nicht auch mit dem Plattform-Vertrieb starten sollten. „Händler sind auf großen Marktplätzen austauschbar. Der Händler muss daher eine Strategie haben, was er online macht. Die Zahl, dass über 60 Prozent der Händler live sind oder es planen, zeigt, dass das Thema Online endlich im Fachhandel angekommen ist und umgesetzt wird“, erklärt Dr. Dominik Benner, Geschäftsführer von Outfits24 und Schuhe24.

Erlebnis

Der Bereich Veranstaltungen und Unterhaltung wird zunehmend wichtiger; hier setzt sich der Trend fort, dass der Einzelhandel mehr als nur Verkauf bieten muss. „Wir sehen immer mehr, dass Modehäuser auf Gastro und andere Service-Angebote setzen und ihre Kern-Sortimente um spannende Zusatzartikel ergänzen“, so Jacobs. „Früher war das Sortiment wichtig, heute geht ein guter Händler ganz anders vor: Er bietet Entertainment, Gastro oder Events. Hier braucht man nicht 1.000 Quadratmeter, wie viele immer denken“, stimmt auch Uwe Seibicke, Partner und Gesellschafter von Hachmeister+Partner, zu.

Dies konnte auch die Studie belegen, derzufolge der Handel zunehmend auf die Aufnahme oder Stärkung von Gastronomie-Angeboten setzt, deren Zahl in 2020 einen „Rekordwert“ erreichen dürfte. Ebenfalls wichtig ist die Kundenansprache durch selektive Veranstaltungen, die übergreifend Publikum in die Geschäfte bringen.

Dieser Trend bedingt, dass auch eine gute Schulung der Mitarbeiter erfolgt: „Etwa ein Drittel der stationären Häuser wird die Schulungsaktivitäten für Mitarbeiter ausweiten. Denn nur leistungsfähige und motivierte Mitarbeiter sind in der Lage, Kunden zu begeistern“, bestätigt Jacobs. „Aber auch die Steuerung des Personals auf der Verkaufsfläche gewinnt an Professionalität und wird zunehmend unterstützt durch intelligente digitale Tools. Schließlich sollen die Mitarbeiter präsent sein, wenn die Kunden sie brauchen.“

Innovatives Marketing

„Die Marketingaktivitäten haben sich bei den Modehäusern deutlich verändert: Vor fünf Jahren lagen sehr hohe Ausgaben noch im Printbereich, die nun in großen Teilen in den Online-Bereich gewandert sind“, fasst Jacobs zusammen. Jedoch zeigt sich hier noch ein Nachholbedarf der Modebranche, was neuere Medien und automatisierte Marketing-Tools angeht; letztere verwenden nur 7 Prozent der deutschen Modehäuser, 40 Prozent wollen sie jedoch zeitnah einführen.

Während etablierte Tools wie Facebook und Google Adwords von 84 Prozent beziehungsweise 51 Prozent der Händler zur Bewerbung des eigenen Unternehmens bereits angewendet werden, präsentieren bisher erst 18 Prozent der Modehändler ihr Sortiment in digitalen Schaufenstern; 39 Prozent sehen hier keine Relevanz. Kaum Verbreitung finden derzeit auch Kanäle wie Snapchat (5 Prozent) und Pinterest (9 Prozent), die gerade von einem jüngeren Publikum genutzt werden, während YouTube von 21 Prozent der Einzelhändler als Medienkanal eingesetzt wird.

„Wir können deutlich erkennen, dass immer mehr Händler Marketing abseits von Inseraten machen. Digitale App-Lösungen, WhatsApp und kreative Postings gewinnen an Bedeutung, sind allerdings doch noch wenig verbreitet“, fasst Andreas Unger, Geschäftsführer von Hutter & Unger, zusammen.

Neue Marketing-Instrumente wie die Kooperation mit Influencern werden bisher nur von 20 Prozent der Händler genutzt. Kundenkarten, die digital umgesetzt und schon heute zunehmend um Apps ergänzt werden, spielen bei immer mehr Handelsunternehmen eine wichtige Rolle. „Dies mit dem Ziel, den Kunden aktiv zu Hause anzusprechen, Bonus-Angebote zu pushen und direkt in seinem Smartphone präsent zu sein. Bisher nutzen 9 Prozent der Modehändler eine solche Kunden-App, 22 Prozent wollen sie zeitnah einführen“, schließt die Studie.

Die Studie „Fashion Retail: Die Zukunft erfolgreich gestalten!“ wurde vom BTE mit Unterstützung der Kompetenzpartner Hachmeister+Partner, Hutter & Unger, Outfits24/Schuhe24 und SEAK erstellt. Dabei wurden unter anderem Mode-, Schuh- und Lederwarenhändler deutschlandweit nach ihren konkreten Strategien und Zukunftsplänen befragt und die Ergebnisse im Detail vorgestellt. Auf der Basis der aktuellen Herausforderungen des Modemarkts leiteten die Autoren der Studie zudem konkrete Handlungsempfehlungen speziell für den stationären, inhabergeführten Einzelhandel ab.

Foto: Andreas Unger, Siegfried Jacobs, Oliver Benner und Uwe Seibicke (v.l.n.r.) bei der Vorstellung der Studie / BTE

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