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Mehr Nachhaltigkeit im Versandhandel: Tchibo, Otto und Avocadostore testen Mehrwegtaschen

Von Simone Preuss

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Einzelhandel

Natürlich ist der Online-Einkauf bequem, gerade in Zeiten von Corona, aber was ist mit den zusätzlichen Müllbergen, die durch die Versandverpackung entstehen? Das sind in Deutschland immerhin stolze 800.000 Tonnen Papier, Pappe, Karton und Kunststoff im Jahr. Die Versandhändler Tchibo, Otto und Avocadostore testen deshalb seit August im Rahmen des dreijährigen, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten praxPack-Forschungsprojektes Mehrwegversandtaschen.

Die erste Praxisphase ist damit gestartet und wird von den Versandhändlern in einer Online-Toolbox dokumentiert, in der sie ihre Erfahrungen und Ergebnisse systematisch und anwenderorientiert festhalten können, um sie der E-Commerce-Branche zur Verfügung zu stellen. Hier geht es um Antworten auf die Frage, wie zum Beispiel wiederverwendbare Versandtaschen in die eigene Logistik eingeführt werden können. Ob sie praktikabel sind und von den Kunden akzeptiert werden. Schicken sie sie etwa zurück und wären sie sogar bereit, dafür einen Aufpreis zu zahlen?

RePack-Mehrwegversandtasche kann mehr als 20 Mal verwendet werden

Verwendet wird die RePack-Mehrwegversandtasche aus recyceltem Kunststoff, die vom Kunden auf Briefgröße zusammengefaltet und über die Post frei zurückgesendet werden kann - hoffentlich 20 Mal oder häufiger. RePack übernimmt für Tchibo und Avocadostore die Rückführungslogistik, sowie den Reinigungs- und Aufbereitungsservice. Ausnahme sind Retouren, die direkt an die Versandhändler zurückgehen.

„Wenn es im Handel so weitergeht, knacken wir in vier Jahren die EineMillion-Tonnen-Marke für Versandverpackungsmüll. Eine Lösung, um diesen Ressourcenverbrauch einzudämmen, ist, die Einweg- mit Mehrwegverpackungen im Versandhandel zu ersetzen“, sagt Lisa Rödig vom Hamburger Institut für Ökologie und Politik (Ökopol), das das Forschungsprojekt koordiniert, in einer Pressemitteilung vom Dienstag.

Offizieller Startschuss des Projekts war der 1. Juli 2019, aber die Partner sitzen bereits seit Anfang letzten Jahres zusammen, um in einem „Kooperationslabor“ konkrete Lösungen rund um praxisfeste und selbsttragende Mehrwegsysteme für die Branche zu finden und das Projekziel - die Verbreitung kreislauffähiger Verpackungen - gemeinsam zu erreichen. Erste konkrete Ergebnisse werden Anfang 2022 erwartet.

Tchibo will 7.500 RePack-Mehrwegtaschen im Zufallsprinzip testen

Die von Tchibo derzeit eingesetzten Versandtüten bestehen bereits aus mindestens 80 Prozent recyceltem Material und sind mit dem Blauen Engel zertifiziert. Erst im April hatte der Versandhändler sein plastikfreies Verpackungskonzept vorgestellt. Ab Ende August will Tchibo nun rund 7.500 Einwegversandtüten durch die RePack-Mehrwegtaschen ersetzen, zunächst hauptsächlich bei Versandaufträgen für Textilien innerhalb Deutschlands. Die Kunden werden dabei nach einem Zufallsprinzip ausgesucht und eine parallele Kundenbefragung ist geplant, um die Akzeptanz des Systems und Verbesserungen zu erfragen.

„In der Testphase sind einige Punkte entscheidend: Wie gut durchläuft die Mehrwegtüte die logistischen Prozesse? Welche Auswirkungen verursacht die Mehrwegtüte am Packplatz? Und nicht zuletzt: Werden die Kunden die Mehrwegtüten auch zurücksenden? Wir sind sehr gespannt auf die Reaktionen und hoffen auf eine gute Mitarbeit unserer umweltbewussten Kunden,“ sagt Alexander Ralfs, Director Supply Chain Management & Logistics bei Tchibo, in der Mitteilung.

Avocadostore-Kunden müssen Aufpreis für Mehrweg zahlen

Der nachhaltige Online-Marktplatz für Eco Fashion und Green Lifestyle Avocadostore und viele seiner Partnermarken benutzen ebenfalls bereits recycelte Materialien für die Verpackungen, versenden teilweise ohne Plastik, mit DHL GoGreen oder klimaneutral. Avocadostore kompensiert zudem den CO2- Ausstoß seines Paketversandes mit der Anpflanzung und dem Schutz von Bäumen in Deutschland. Durch die RePack-Versandtaschen will das Unternehmen jedoch eine Vorreiterrolle für seine Labels einnehmen und unter seinen 4.000 Marken Mehrwegversandtaschen etablieren.

„Unsere Kunden, die besonders bewusst und kritisch sind, was Nachhaltigkeit angeht, werden uns sicherlich sehr viel Feedback zu diesem Piloten geben. Davon wird das praxPACK-Forschungsprojekt profitieren. Wir freuen uns besonders darüber, unsere Erfahrungen später an unsere Labels weitergeben und so explizit kleine Eco-Unternehmen und Startups unterstützen zu können“, erklärt Avocadostore-Geschäftsführerin Mimi Sewalski.

Ab Mitte August sollen deshalb bis zu 2.000 Eigenhandelspakete im Bereich Eco Fashion mit dem RePack-Mehrwegsystem verwendet. Avocadostore-Kunden bekommen beim CheckOut die Mehrwegversandtasche als Option und zahlen dafür einen Aufpreis; für die Rücksendung bekommen sie zumindest in der ersten Testphase Gutscheine. In gezielten Fokusgruppen mit Kunden sollen weitere, qualitativ wertvolle Daten erhoben werden.

Otto geht Fragen der Massentauglichkeit nach

Auch Otto wird die RePack-Mehrwegtaschen auf Massentauglichkeit testen und sich dabei zentrale Fragen stellen, etwa: Welche Hürden muss der Logistikpartner Hermes Fulfilment mit dem Einsatz der RePack-Taschen über den gesamten Logistikprozess nehmen? Wie werden die Kunden das Mehrwegsystem annehmen? Und wie viel weniger Müll wird durch den geringeren Einsatz von Rohstoffen durch die Umstellung von Einweg- auf Mehrwegsysteme produziert?

„Ziel ist, bis zum Projektende Anfang 2022 umfangreiche Erkenntnisse zu generieren, wie Mehrwegsysteme gestaltet sein müssen, damit sie praxistauglich und wirtschaftlich tragfähig sind, und welche branchenspezifischen und politischen Rahmenbedingungen hierbei unterstützen können. Avocadostore, Otto und Tchibo leisten dabei als Vorreiter der Branche einen wertvollen Beitrag für die Etablierung von Mehrwegsystemen im Onlinehandel und zur Ressourcenschonung“, fasst Rödig zusammen.

Foto: RePack

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