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Kritik: Heavenly Bodies; Fashion and the Catholic Imagination

Von Jackie Mallon

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Kultur

Die „Heavenly Bodies" des Metropolitan Museums, die neue Ausstellung mit dem Untertitel „Fashion and the Catholic Imagination" öffnete am 10. Mai ihre Tore für die Öffentlichkeit. Zuvor, am Montagabend wurde sie vom Met Gala Ball mit einer großen Fanfare zelebriert . Die Zwillingssäulen der italienischen Mode, Dolce & Gabbana und Versace, sind stolz auf ihren Katholizismus und halten eine Ehrenwache über den Köpfen der Besucher, um sie auf ihrer Modewallfahrt willkommen zu heißen, die im byzantinischen und mittelalterlichen Westen beginnt. Models in der charakteristischen Kettentracht des letzteren Hauses tragen platinblonde Perücken um einer himmlischen Prozession von Donatella Versace-Klonen gleichzukommen. Manch einer könnte versucht sein, auf die Knie zu gehen, angesichts der gottgleichen Anbetung, die sie derzeit erfährt.

Byzantinische Ikonographie prangt auf der Vorderseite stark bestickter Stoffbahnen, auf Mieder mosaikartig aufgestickte, farbige Edelsteine, juwelenbesetzte Kreuze über eine lederne Bikerjacke, alle Gegenstände, die auf Sockeln neben alten Wandteppichen und Keramikurnen thronen und in dramatischen Torbögen und Nischen plaziert sind. Die Beziehung zwischen den dramatisch beleuchteten Kleidungsstücken und den Utensilien der heiligen Messe spiegelt wider, wie performativ beide agieren: Sowohl die religiöse Messe als auch die Modenschau erhalten ihre Erhabenheit durch das Zeremonielle. Kelche stehen neben einem Display von Manschetten und Halsketten von Chanel. Der Aspekt der Kostbarkeit und der Requisiten wird unterstrichen, indem eine Szene mit dem Film "Roma" von Federico Fellini aus dem Jahre 1972 gezeigt wird, in der die Priester mit den verschiedenen Gewändern der komplexen Hierarchie der Kirche paarweise Rollschuhlaufen.

Auf experimenteller Ebene erklingt Orgelmusik und Orchesterklänge hallen von den prachtvollen hohen Decken des mittelalterlichen Skulpturensaals zurück. Das Gewölbe mit seinem kirchenschiff-artigen Gang und zwei Seitenschiffen verstäkt die ehrfurchtgebietende Natur einiger der ausgestellten Kleidungsstücke. Aber davon stammt aus dem späten zwanzigsten Jahrhundert bis heute, was darauf hindeutet, dass Mode erst auf die Religion traf, als Madonna, gekleidet in Kruzifixen, designt von Jean-Paul Gaultier, und Dolce & Gabbana unter dem Beinamen "Enfants Terribles" diese Mischung wagten. Das von Elsa Schiaparelli gestickte, mit Motiven von Ex-Votos und das mit goldenem Faden gestickte heilige Herz zeigt, dass ihr Glaube in den 30er Jahren deutlichen Einfluss auf ihre Mode hatte.

Ein opulenter Seiden-Moiré-Umhang von Pierpaolo Piccioli für Valentino in kardinalsrot ist schon wegen der kontrastierenden Offenherzigkeit seines Ausschnitts seltsam schockierend, und ein verschwenderisch verziertes Haute-Couture-Ensemble von Galliano für Dior ist purer liturgischer Barock: Es besteht aus Bischofsmütze, langem Mantel und trägt die Nachricht "Gott ist mein Meister" auf der Rückseite. Die Ausstattung erforderte die vereinten Anstrengungen zweier angeshener Pariser Stickereihäuser. Inmitten von Gold und Kristall, Federn und Schleiern beeindrucken besonders zwei Reihen schwarzer Ensembles. Inspiriert vom Habitus des Geistlichen und der Nonne, mit ihren disziplinierten Akzenten in reinem Weiß, sind es die Kreationen von Thom Brown, Moschino, AF Vandevorst, Stefano Pilati für Yves Saint Laurent und sogar Demna Gvasalias erste Herren-Kollektion für Balenciaga, die ihre Ehrerbietung auf kreative Weise zumAusdruck bringen. Gerade bei letzterem gar nicht so verwunderlich, war doch der Gründer des Hauses, Cristobal Balenciaga, stark von kirchlichen Einflüssen geprägt.

Ein Yves Saint Laurent Hochzeitssemble aus der Saison Herbst / Winter 1977 mit Flügeln hinterlässt beinahe cinematisch Eindruck, während ein Brautkleid von Christian Lacroix mit goldenen Applikationen und roten und gelben Rosen an ein altes Portrait der Jungfrau Maria erinnert. Der dritte Teil der Ausstellung geht weiter in den Cloisters, aber es die Ausstellung im Kostüm-Institut, der die meisten Kontroversen ausgelöst hat. Zwei Räume aus Vitrinen mit Gehrungen, Messgewändern, Mänteln, Brustkreuzen und Schnallen, die mit Edelsteinen, Juwelen und Gold geschmückt sind und der Ausstellung vom Büro der Liturgischen Feierlichkeiten des Papstes in der Vatikanstadt geschenkt wurden. Ihre Anwesenheit, die das Ereignis heilig sprechen soll, hat den gegenteiligen Effekt: Es raubt ihr Glaubwürdigkeit.

Die Ausstellung läuft bis zum 8. Oktober 2018.

Fotos: FashionUnited.

Dies ist eine Übersetzung eines englischen Beitrags von Jackie Mallon. Jackie Mallon lehrt Mode in NYC und ist die Autorin des Buches ‚Silk for the Feed Dogs’, ein Roman, der in der internationalen Modeindustrie spielt. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ

Ausstellung
Heavenly Bodies
MET
Metropolitan Museum