• Home
  • Nachrichten
  • Kultur
  • Von der Feier ins Museum: Modeausstellungen für die Weihnachtsferien

Von der Feier ins Museum: Modeausstellungen für die Weihnachtsferien

Von Heide Halama

Wird geladen...

Scroll down to read more
Kultur
Ein Blick auf die Skizzen und Kleiderstücke von Ursula Rodel. Bild: Schweizerisches Nationalmuseum

Sobald der Stress des Weihnachtsshoppings und der großen Feste überwunden ist, lässt sich die freie Zeit für einen Museumsbesuch mit der Familie, Freund:innen oder als Auszeit alleine nutzen. Um das alte Jahr kulturell ausklingen oder das neue derartig beginnen zu lassen, hat FashionUnited die sehenswertesten Ausstellungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz rund um das Thema Mode zusammengetragen. Ob Rückblicke auf das Leben wichtiger Persönlichkeiten der Modebranche, Designexpositionen oder Diskussionen zu jüngsten Themen – die Museumsszene hält zum Jahreswechsel für jeden Geschmack etwas parat.

Kimono. Kyoto to Catwalk – Zürich

Kann ein Kimono modisch sein, wenn sein traditioneller Schnitt seit Jahrhunderten kaum verändert wurde? Diese Frage wird in der Ausstellung ‘Kimono. Kyoto to Catwalk’ bejaht. Ursprünglich für das Victoria and Albert Museum in London konzipiert, bricht sie die unveränderliche Reputation des japanischen Kleidungsstücks und zeigt es als vielseitigen Bestandteil, geprägt von Mode und Kunst. Kreationen zeitgenössischer Designer:innen, darunter des nigerianischen Modeschöpfers Duro Olowu, finden daher genauso ihren Platz zwischen Exponaten wie Holzschnitte, Malereien und Kimonos aus den letzten Jahrhunderten.

‘Kimono. Kyoto to Catwalk’ kann bis zum 7. Januar im Museum Rietberg in der Gablerstrasse in Zürich besucht werden.

Installationsansichten der Ausstellung 'Kimono - Kyoto to Catwalk'. Bild: Museum Rietberg/Mark Niedermann

Alice Springs. Retrospektive – Berlin

Zu den wohl wichtigsten Wegbegleiter:innen des deutschen Modefotografen Helmut Newton zählte seine Frau June Newton. Die Australierin hegte ebenfalls eine Leidenschaft für Fotografie, praktizierte allerdings unter dem Namen Alice Springs, um sich von der Berühmtheit ihres Mannes abzugrenzen. Mit Aufnahmen prominenter Zeitgenossen präsentierte sie 1978 in Amsterdam ihre erste Einzelausstellung, zahlreiche Bildbände folgten. Springs soll auch die Aura der Persönlichkeiten vor ihrer Linse eingefangen haben, wie es nur wenigen ihrer Kolleg:innen gelang. Ihre Werke, darunter bekannte und unveröffentlichte Aufnahmen, werden in einer Retrospektive der Berliner Helmut-Newton-Stiftung enthüllt.

Die Ausstellung sowie Newtons ‘Private Property’ sind bis zum 21. Januar in der Helmut-Newton-Stiftung des Museums für Fotografie im Berliner Stadtviertel Charlottenburg zu sehen.

Exposition Helmut Newton. Bild: Fondation MOP

Akris: St. Gallen, selbstverständlich – St. Gallen

Das Erbe der über 100 Jahre bestehenden Schweizer Luxusmarke Akris ist in St. Gallen kaum zu umgehen. Das geht auch aus dem Titel der aktuellen Ausstellung hervor. Sie bietet umfassende Einblicke in die Zusammenarbeit zwischen dem Modehaus und der St. Galler Textilindustrie, und beleuchtet dessen Lokalität und tief verankerte Wurzeln: Kreativdirektor von Akris, Albert Kriemler, widmete einige Kollektionen der Stadt südlich des Bodensees. Die traditionsreiche St. Galler Stickerei fand Gebrauch auf modernen Patchwork-Kleidern. 2022 war die Geschichte ‘Der Spaziergang’ des Schweizer Schriftstellers Robert Walser Inspirationsquelle für die A/W-Kollektion der Marke.

‘Akris: St. Gallen, selbstverständlich’ kann bis zum 10. März im Textilmuseum St. Gallen besucht werden. Dort ist auch die Ausstellung ‘Guter Stoff’ zu sehen, die sich mit der Kulturgeschichte von Textilien befasst.

Akris 'Color in the Lines', Pre-Fall 2022 Editorial im Zuge der Ausstellung im Textilmuseum. Bild: Akris

Modische Raubzüge: Von Luxus, Lust und Leid. 1800 bis heute – Euskirchen

Die Faszination des Menschen mit der Schönheit der Tierwelt geht weit zurück. Ob Pelz, Federn, Tierzähne oder Perlen – je seltener der Rohstoff, umso größer das Begehren danach. Alte Traditionen, die einst ein Status- und Schönheitssymbol verkörperten, fanden in den letzten Jahren unter jüngeren Generationen jedoch starke Ablehnung. Diese geht eng mit dem Leid einher, das mit tierischen Ressourcen verbunden ist. Die Ausstellung 'Modische Raubzüge' diskutiert einen zweihundertjährigen Abschnitt der Kulturgeschichte und ermöglicht eine direkte Auseinandersetzung zwischen Mensch und Tier. Begleitet wird sie von Fotografien des Berliner Künstlers Oliver Mark aus der Serie ‘Natura Morta’, die eingeschmuggelte Tierteile zeigt, die Einreisenden abgenommen wurden.

Die Ausstellung ist in der Tuchfabrik Müller des LVR-Industriemuseums in Euskirchen bei Bonn zugänglich.

Prestigeobjekte der 1960er bis 1980er Jahre in der Ausstellung 'Modische Raubzüge'. Bild: LVR-Industriemuseum/Jürgen Hoffmann

Walde Huth. Material und Mode – Köln

Textilien und Stoffe begleiteten die in Stuttgart geborene Walde Huth während ihrer gesamten Karriere. Als Modefotografin durfte sie beispielsweise Haute-Couture-Kreationen der französischen Designer Christian Dior und Jacques Fath festhalten. Von großer Wichtigkeit galten für sie Kompositionen und zu Formen gewordene Kleidung, viel weniger glamouröse Orte oder kitschig inszenierte Modelle. Stoffe standen stets im Mittelpunkt ihrer Arbeit, des Weiteren achtete sie auf das Licht und die Wahl des Filmmaterials. Die fotografischen Exponate der Ausstellung ‘Walde Huth. Material und Mode’ feiern nicht nur den 100. Geburtstag der verstorbenen Fotografin, sondern führen Besucher:innen durch ihre facettenreiche Lebensgeschichte.

‘Walde Huth. Material und Mode’ kann bis zum 3. März im Museum Ludwig in Köln besucht werden.

Eine Werbeaufnahme von Walde Huth für Tretford-Teppichboden, 1968. Bild: Heringson Collectibles

Sammlung Loschek – Wien

Mode- und Literaturbegeisterte sollten sich einen Besuch der Sammlung Loschek in Wien nicht entgehen lassen. Die von der österreichischen Modehistorikerin Ingrid Loschek zusammengetragene Bibliothek bietet mit rund 3.000 Büchern, Katalogen, Fotos, DVDs und unzähligen Modezeitschriften eine umfangreiche Sammlung an Literatur zum Thema Mode. Nach dem Studium der Theaterwissenschaft und Kostümgeschichte arbeitete Loschek bereits kurz nach ihrer Promotion zu Modethemen und lehrte bald Modegeschichte und -theorie in Deutschland. Gastprofessuren führten sie durch Europa, in die USA, nach Japan und Afrika – Reisen, deren literarische Mitbringsel das Archiv füllten.

Die Sammlung Loschek steht nach Terminvereinbarung in der Landesinnung Wien der Mode und Bekleidungstechnik zur Verfügung.

Die Sammlung Loschek im Innungshaus der Landesinnung Wien der Mode und Bekleidungstechnik. Bild: Thomas Lerch

Wild und schön. Mode von Ursula Rodel – Zürich

‘Facettenreich’ beschreibt die Geschichte der Schweizerin Ursula Rodel wohl gut. Nach einer Kindheit auf dem Land rebellierte sie als junge Frau im Punk-Outfit. Bald fand sie sich jedoch als gefragte Kostümbildnerin und Designerin an der Spitze der Gesellschaft. Modisch zählte ihr androgyner Stil weiterhin zur Avantgarde. Wahrscheinlich umfasste ihr Portfolio gerade deswegen Arbeiten für den umstrittenen dänischen Filmregisseur Lars von Trier, die französischen Schauspielerinnen Maria Schneider und Catherine Deneuve. Die Ausstellung erkundet die von Aufbruch und Umbruch geprägten 70er Jahre anhand von Rodels buntem Leben.

Bis zum 1. April kann die Ausstellung im Landesmuseum Zürich erkundet werden.

Die Ausstellung 'Wild und schön – Mode von Ursula Rodel' präsentiert das Werk der Schweizer Modepionierin. Bild: Pierre Commoy

Critical Consumption – Wien

Mode und die sie umgebende Industrie stehen im Hinblick auf Konsumverhalten, Herstellungsprozesse und Nachhaltigkeit schon lange im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Neue Strategien der Händler:innen, überfüllte Kleiderschränke und ein permanenter Wandel der Trends sind die Folge. Dies wiederum hat Auswirkungen auf Mensch, Umwelt und Klima. Neben der Beleuchtung der Frage, ob eine Konsumverweigerung heutzutage überhaupt möglich ist, regt die Ausstellung vor allem zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Verhalten an. Gezeigt werden Arbeiten der Londoner Strickkünstlerin Celia Pym, der österreichischen Fotografin Stefanie Moshammer und des Wiener Secondhand-Kunstprojekts Dead White Men’s Clothes.

Die Ausstellung ist bis zum 8. September im Museum für angewandte Kunst (MAK) in Wien zu sehen. Dort ist auch eine Exposition zu Felice Rix-Ueno, Textilkünstlerin der Wiener Werkstätte, zu besichtigen.

'Critical Consumption' beleuchtet das Konsumverhalten, das für den ständigen Wunsch nach Neuem steht. Bild: Galerie Mehdi Chouakri/Gunnar Meier

Der Handschuh. Mehr als ein Mode-Accessoire – Offenbach am Main

Ein Handschuh ist weit mehr als ein modisches Accessoire. Schon bei den alten Ägyptern war er ein Symbol für Luxus, später kam die Verwendung zu festlichen Anlässen und als Schutz vor äußeren Einflüssen wie Witterung, Sport oder Kampf hinzu. Die Ausstellung erkundet ein weites Spektrum, in dem das wärmende und schmückende Kleidungsstück zum Einsatz kommt. Von einem aufwändig verzierten Paar aus dem 18. Jahrhundert über Fell-Fäustlinge der Inuit bis hin zu luxuriösen Couture-Stücken von Louis Vuitton – diese Hommage an den Handschuh lässt nichts aus.

Bis zum 7. Januar läuft ‘Der Handschuh. Mehr als ein Mode-Accessoire’ im Deutschen Ledermuseum in Offenbach am Main zu sehen.

Handschuh aus Tüll, Lammleder von Marc Jacobs für Louis Vuitton in Kollaboration mit Richard Prince, Frankreich, 2008. Bild: Deutsches Ledermuseum, M. Url

Cindy Sherman. Anti-Fashion – Hamburg

Zum ersten Mal widmet sich eine Ausstellung dem Dialog zwischen Cindy Sherman und dem Modeaspekt ihrer Arbeit. Die US-amerikanische Künstlerin und Fotografin kreiert seit Jahrzehnten Bildmaterial für diverse Modemarken und -plattformen, darunter das französische Luxusmodehaus Chanel und die internationale Zeitschrift Vogue. ‘Anti-Fashion’ zeigt Shermans provokative Fotografie und eine kritische Auseinandersetzung mit Aspekten von Identität, Geschlecht, Gender und Alter. Weitere Werke sind etwa durch die US-amerikanischen Künstler:innen John Baldessari, Barbara Kruger und Joyce Pensato vertreten.

Die Schau kann bis zum 3. März in der Sammlung Falckenberg der Deichtorhallen in Hamburg besucht werden.

Cindy Sherman, Untitled #588. Bild: Cindy Sherman/Hauser & Wirth

Das Modemuseum. Modenschau durch drei Jahrhunderte – Ludwigsburg

Auf eine Zeitreise durch die letzten 250 Jahre dürfen Besucher:innen des Modemuseums gespannt sein. Im Zentrum der Ausstellung steht das Rokoko mit seiner außergewöhnlichen Mode. Neben Hüten, Handtaschen und Fächern finden sich hier Spitzengarnituren, Knöpfe und Schuhe. Auch extravagante Accessoires wie eine Flohfalle aus Elfenbein fehlen nicht. Nach Stationen im 18. und 19. Jahrhundert wird die Sammlung mit Exponaten von Modeschöpfer:innen des 20. Jahrhunderts abgerundet, darunter die Franzosen Paul Poiret und Christian Dior oder der aus Japan stammende Issey Miyake.

Die Dauerausstellung kann im Residenzschloss Ludwigsburg bei Stuttgart besucht werden. Eine Online-Version ist auf dem Google Art and Culture Account des Landesmuseums Württemberg zu finden.

Das Modemuseum des Residenzschlosses Ludwigsburg. Bild: Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Norbert Stadler

‘Talking Bodies – Körperbilder im Plakat’ – Zürich

Stereotype Körperideale behaupten sich seit langem in Mode und Medien. Verankert in kulturellen Wertvorstellungen lassen sie kaum Raum für differenzierte Versionen. Dargestellt wird dies, was den Konsument:innen vermittelt werden soll, auf Plakaten, einem beliebten Verbreitungsmittel der letzten Jahrhunderte. Im Dialog mit Reklame, Objekten, historischen Fotografien oder moderner Kunst soll die Darstellung menschlicher Körper Fragen nach der Macht des Visuellen aufwerfen. Dabei ist zu beachten, dass die Ausstellung auch mit provokanten oder diskriminierenden Exponaten arbeitet.

Die Ausstellung kann bis zum 25. Februar im Museum für Gestaltung in Zürich besucht werden. Sonntags finden themenspezifische Führungen statt.

In 'Talking Bodies' treten Plakate in Dialog mit Werbespots, Objekten der Alltagskultur, historischen Bildern und zeitgenössischen Kunstpositionen. Bild: Museum für Gestaltung Zürich

Fäden. Material. Mythen. Symbole – Mettingen

Der rote Faden soll schon den griechischen Gott Theseus aus dem Labyrinth zurück zu seiner Geliebten Ariadne geführt haben. Allein oder als Bestandteil eines Ganzen zieht sich die Bedeutung des Fadens durch den Alltag, sei es im Sprachgebrauch oder im Modebereich. An der Vernetzung von Vergangenheit mit Gegenwart und einer möglichen Zukunft versucht sich die Ausstellung ‘Fäden. Material – Mythen – Symbole'. Werke der französischen Künstlerin Louise Bourgeois, der polnischen Textilkünstlerin Magdalena Abakanowicz oder der deutschen Malerin Rosemarie Trockel erkunden die Vielfalt des Garns.

Die Ausstellung kann bis zum 25. Februar im Kunstmuseum Draiflessen Collection in Mettingen nahe Osnabrück besucht werden.

Vanessa Oppenhoff, 'Alone on a hill 8', 2011, in der Ausstellung 'Fäden'.Bild: Draiflessen Collection, Vanessa Oppenhoff/Michael Klein

Sisis ‘Mystery Dress’ – Wien

Vieles aus Sisis Garderobe ist gut erhalten oder historisch dokumentiert, doch eines der wichtigsten Gewänder der österreichischen Kaiserin gab bisher Rätsel auf: das Hochzeitskleid. Anlass für dessen Rekonstruktion war der Fund eines vermeintlichen Hochzeitsgemäldes, das die österreichische Kaiserin in prunkvoller Aufmachung sowie einer Schleppe zeigt. Diese wurde bereits in den 1980er-Jahren von Nachfahren der Habsburger an das Kunsthistorische Museum verkauft. Die dazugehörige Robe, mit aufwendigen Goldstickereien und Lagen verziert, ist nun Hauptakteur der Ausstellung. Ob es sich dabei tatsächlich um Sisis Brautkleid handelt, bleibt jedoch ein Mysterium.

Bis zum 25. Februar ist die Ausstellung in der Kaiserlichen Wagenburg in Wien zu sehen.

Kaiserin Sisis 'Mystery Dress' kann in der Kaiserlichen Wagenburg Wien bestaunt werden. Credits: KHM-Museumsverband

Uli Richter Revisited: Fashion Hotspot Berlin – Online Ausstellung

Für diejenigen, die in den Ferien eingeschneit sind oder keine Lust verspüren, das Haus zu verlassen, gibt es ebenfalls eine Lösung. Einige Museen bieten Online-Ausstellungen, die jederzeit angeschaut werden können. Dazu zählt die digitalisierte Sammlung des Kunstgewerbemuseums Berlin, das durch das Leben des westdeutschen Modeschöpfers, Uli Richter, führt. In der Nachkriegszeit war er der jüngste deutsche Modeschöpfer, der Berlin wieder als Modehauptstadt etablierte.

Die Ausstellung und weitere modebezogene Sammlungen sind im digitalen Archiv des Kunstgewerbemuseums auf der Plattform Google Arts and Culture zu finden.

Ausstellungen, die eine Reise wert sind:

Akris
Ausstellung
Cindy Sherman
Helmut Newton