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Düsseldorfer Ordertage: Nicht nur das Wetter trübte die Stimmung

Von Weixin Zha

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Messen|REPORTAGE

Nach einem schwierigen Jahr für die deutsche Modebranche zog sich ein langer Schatten über die Düsseldorfer Ordertage. Gerry Weber, einer der größten deutschen Modekonzerne, musste am Freitag Insolvenz anmelden. Nicht nur der anhaltend kalte Regen trübte die Stimmung in Düsseldorf, sondern auch eine vielfach unausgesprochene Frage: Wer ist der nächste? Auch Händler hat es erwischt und Brands berichten von Einkäufern, die fern bleiben.

Die kräftigen Farben der Wollpullover und Tech-Jacken der kommenden Herbst/Winter Saison standen in einem starken Kontrast zu der nüchtern bis vorsichtigen Stimmung. Aber in den Showrooms und auf den Messen wurden Ordern trotzdem konzentriert geschrieben. Einige Marken und Messen versuchen sich an Neuem, wie Kollektionen und Segmente — denn kein Wachstum und Weiterbestehen ohne Risiko.

Ebensowenig wie der Regen, reißen die schlechten Nachrichten an den Tagen um das Wochenende, an dem auch die Modemesse Gallery in Düsseldorf stattfindet, nicht ab. Am Freitag meldete Gerry Weber Insolvenz an und bereits am Sonntag versucht Geschäftsführer Johannes Ehling während einer Präsentation in Düsseldorf rund 100 Händler zu beschwichtigen. Ebenfalls am Freitag wurde bekannt, dass 2600 Stellen bei Kaufhof eingespart werden sollen. Am Montag folgten die Insolvenzmeldungen der Accessoire-Kette Monsoon Accessorize in Deutschland und des Modehändlers AWG.

Es bleibt schwierig

“Die Probleme am Markt sind schon im Gespräch mit jedem Kunden ein Thema. Es ist nichts Neues, aber die Krise am Markt ist verstärkt. Viele denken, dass es weiter schwierig bleibt oder schwieriger wird“, sagte Peter Kelzenberg, Geschäftsführer der Jeansmarke Pioneer, die zum Herforder Bekleidungskonzern Ahlers AG gehört, in dem gemeinsamen Showroom am Montag. Er sieht die Entwicklung mit gemischten Gefühlen, denn seine Marke Pioneer sei in den letzten Jahren stark gewachsen. “Aber ich sehe natürlich was um uns herum passiert. Es ist auch klar, dass wir nicht auf einer Insel sind.”

Die Frequenz während des CPD-Wochenendes war wechselhaft – während bei manchen Brands noch bis in den Sonntagabend hinein Ordern geschrieben wurden, war es in anderen Showrooms eher ruhig.

Die Branche muss nach vorne schauen

“Es ist kein Geheimnis, dass die abgelaufene Herbst/Winter Saison für alle sehr herausfordernd war, da ist La Martina nicht verschont geblieben. Aber ich kann sagen, dass wir mit der Pre-Fall, die wir bereits verkauft haben, sehr zufrieden waren. Wir sind 22 Prozent gegen Vorjahr gewachsen”, sagte Bastian Ammelounx, Vertriebschef für den deutschsprachigen Markt bei der Polo-Marke, im Düsseldorfer Showroom am Montag. “Jetzt müssen wir schauen, wie wir die Hauptsaison abschließen werden. Ich gehe davon aus, dass wir mit einem Pari, wenn nicht sogar mit einem kleinen Plus abschließen werden.”

Er stellt auch fest, dass Einkäufer vorsichtiger geworden sind und mit dem Ordern länger warten, um zuerst zu sehen, wie die Saison läuft und wie man sie abschließt.

“Da ist noch Dampf im Kessel“, sagte Isabella Hierl, Geschäftsführerin bei der Schwarzacher Premiummarke René Lezard, am Sonntag über die Situation in der deutschen Modebranche. Nach der Insolvenz vor zwei Jahren, stellt sich ihr Unternehmen gerade auf die Herstellung in der Türkei um, bei der Hauptversammlung im März soll der türkische Textilunternehmer Yasar Esgin Mehrheitseigentümer werden. In dieser Saison konnte René Lezard Großkunden wie AppelrathCüpper und Peek&Cloppenburg wieder zurückgewinnen.

Der neue Chef-Designer Andreas Angerer ist ebenfalls im Showroom, wo er in den vergangenen Tagen mit verschiedenen Einkäufern gesprochen hat. Er bereitet schon seine erste Kollektion vor, mit der er wieder zu den Wurzeln von René Lezard zurückkehren will. “Kultiviert, relevant und sinnlich”, soll sie werden.

Die Einkäufer werden nicht mehr

„Der Winter ist immer ruhiger, weil Sommer die stärkere Saison für uns in Europa ist“, sagte Igor Dobranic, am Sonntag. Er hat mit seinem gleichnamigen Label aus Kroatien schon in den vergangenen fünf Jahren bei der Gallery auf dem Areal Böhler in Düsseldorf ausgestellt und stets feste Einkäufertermine. In den letzten Saisons konnte er leicht wachsen, weil seine Kunden Boutiquen sind, die nicht mit der Massenware in den Hauptstraßen konkurrieren.

Schwerer tun sich die Neuzugänge auf der Gallery. “Mit den Einkäufern ist es schwierig”, sagte Lyudmyla Zaduvaylo, Marketing-Leiterin bei der MOEZ GmbH, die Modemarken aus der Ukraine, Russland oder Georgien erstmals auf der Gallery zeigt. Einige Stände haben ihre Stammkunden, sagt sie, aber insgesamt scheinen die Einkäufer wenig aufgeschlossen gegenüber Neuentdeckungen.

“Über Besucherzuwächse rede ich nicht mehr, es gibt nicht mehr Einzelhändler, die da draußen rumlaufen“, sagte Ulrike Kähler, Managing Director der Igedo Company. Ihre Modemesse Gallery hat in diesem Jahr keine Besucherzahlen veröffentlicht. Über Zuwachs kann sich Kähler aber definitiv bei ihrem Showroom Concept freuen, das dieses Jahr um eine halbe Halle erweitert wurde. Hier können Agenturen auf einem Stand ausstellen anstatt einen Showroom über das ganze Jahr anzumieten.

Neuland

In dieser Situation ist es umso wichtiger sich neue Segmente zu erschließen und auch Experimente zu wagen. Ulrike Kähler hofft, dass sie den Bereich Modest Fashion weiter ausbauen kann. Mit der Mannheimer Marke Mizaan präsentiert sich das vielsprechende Segment in dieser Saison zum ersten Mal auf der Gallery. Gut besucht war auch der Vortrag über Modest Fashion vom Meriem Lebdiri, der Designerin hinter Mizaan. “Die Einkäuferschaft, die diese Mode kauft, die haben wir noch nicht entdeckt und davon gibt es ganz viele”, sagte Kähler. Das modische Angebot sei angesichts der multikulturellen Gesellschaft in Deutschland noch viel zu klein.

Premieren und Relaunches gab es auch bei den Brands. Das neue Streetwearlabel DGL des Herrenaustatters Digel feierte seine Launchparty am Samstag und konnte die ersten Orderaufträge am Wochenende verbuchen. Der Designer Thomas Rath hat die Marke Thomas Rath Trousers als Gesamt-Kollektion für die „Working-Mum“ zurückgebracht und zelebrierte den Launch in der Kaiserswerther Straße. “Wir haben sehr gute Resonanz bekommen und werden zu Beginn mit rund 100 Kunden im Premium-Markt starten”, sagte er.

Auch das Stephanskirchner Modeunternehmen Marc O’Polo feierte am Sonntag. Unter der neuen Produktchefin Susanne Schwenger wurde das Label Pure wieder zurückgebracht. Ihr Eindruck von den Gesprächen bei den Ordertagen ist, dass die Händler nach Geschichten suchen: “Wir müssen uns überlegen, wie wir über die Flächen dem Endverbraucher unsere Stories erzählen.“

Die Branche sucht nicht nur nach Wegen, den Kunden zum Kaufen zu bewegen, sondern auch weiterhin nach Lösungen um den saisonalen Wetterverschiebungen zu begegnen. “Das Wort Ready-to-wear tauchte in Gesprächen auch oft auf. Es ist unglaublich entscheidend welcher Warentyp zu welchem Zeitpunkt am Point of Sale eingesteuert wird. Zu winterliche Ware in frühen Lieferterminen kann die Flächen blockieren”, sagte Schwenger. “Wir glauben an eine Mischung zwischen Ready-to-Wear und Fall-Vorboten. Die Vorboten müssen modische Statements sein.” Wie zum Beispiel die großen Puffer-Westen für Frauen bei Marc O’Polo Linie Casual, die Fashion Pieces von der vergangenen Saison.

Fotos: Gallery
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