Ende für Berlin? Premium und Neonyt richten Frankfurt Fashion Week ab 2021 aus
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Premium, die zuletzt größte Modemesse Berlins, verlässt die deutsche Hauptstadt nach zwei Dekaden. Im Sommer 2021 veranstalten Premium und Neonyt-Eigentümer Messe Frankfurt erstmals die Frankfurt Fashion Week.
Die Messen Premium, Seek und Neonyt werden künftig auf dem Gelände der Messe Frankfurt - anders als noch in Berlin - enger zusammenarbeiten. Neben den Messen sind die Konferenzen Fashionsustain und Fashiontech geplant, ebenso wie Events und Modeschauen in der gesamten Stadt. Die Frankfurt Fashion Week setzt hier vor allem auf die Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung.
“Alte Wege öffnen keine neuen Türen”, sagte Detlef Braun, Geschäftsführer Messe Frankfurt während einer Pressekonferenz am Montag. “Die Fashion Week in Frankfurt wird enormes Potential haben. Frankfurt kann Mode ab heute.” Er erwartet, dass im Juli 2021 etwa 2.000 Modelabels ihre Kollektionen bei der kommenden gemeinsamen Messe zeigen werden und 140.000 Besucher aus 100 Nationen.
Frankfurt will zur Modemetropole werden
Der Messestandort Berlin der deutschen Modebranche begann mit der Insolvenz der Messe Panorama zu wackeln. Jetzt kommt das endgültige Aus des Messestandorts. Mit den sinkenden Besucherzahlen der Berlin Fashion Week stellte sich zuletzt auch die in Frage, wie zeitgemäß das Konzept von Modemessen ist. Eine Frage, die noch dringlicher durch die Coronavirus-Epidemie wurde: Großveranstaltungen wie Messen mussten abgesagt werden, Modekollektionen für SS21 müssen vermehrt digital präsentiert und geordert werden. Gewöhnen sich die Händler und Einkäufer erst an digitales Ordern, werden sie künftig Messen noch weniger brauchen.
Es sei wichtig gewesen einen Standort zu finden, an dem Synergien gebündelt werden können, sagte Anita Tillmann, Geschäftsführerin Premium Group während einer Pressekonferenz am Montag. “Das Zusammenlegen der Messen macht absolut Sinn. Der Ruf aus der Branche war zuletzt nicht mehr zu überhören.” Mit der Messe Frankfurt hat die Premium Gruppe einen starken Partner gefunden, der mit mehr als 50 Fachmessen der weltgrößte Veranstalter für Textilmessen ist. Mit der grünen Modemesse Neonyt hatte die Messe in den vergangenen Jahren ein zunehmend wichtiges Thema in der Branche besetzt.
Während die wirtschaftlichen Erwägungen hinter dem Umzug Sinn vielleicht machen mögen, bleibt doch – trotz dem Jammern über die Berlin Fashion Week in den vergangenen Jahre – das Staunen innerhalb der Modebranche über die Standortwahl Frankfurt. “Es geht darum, neue Konzepte zu entwickeln und ein neues Format für eine Fashion Week zu prägen. Frankfurt ist ein neuer, unverbrauchter Standort für die Modebranche und bietet optimale Voraussetzungen”, erklärte Tillmann auf Anfrage.
Es ist noch unklar, wie sich der Umzug der Messen Premium und Neonyt auf den Rest der Berlin Fashion Week auswirkt. Die Berliner Modewoche finde weiterhin statt, sagte Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Popp. Auf jeden Fall ist der Weggang der Messen ein schwerer Schlag für die Ambitionen der deutschen Hauptstadt in der Liga der internationalen Modemetropolen mitzuspielen.
Frankfurt aber rührt schon kräftig an der Werbetrommel, um mithilfe der zugezogenen Messen selbst bald zum internationalen Modezentrum zu werden. An der Fashion Week sollen die gesamte Stadt mit ihren Kreativen und Bars mitwirken.
Wie ernst es Frankfurt meint, zeigte die Stadt mit der Anwesenheit von Oberbürgermeister Peter Feldmann bei der Online-Pressekonferenz bei der auch Stadtkämmerer und Wirtschafts-Stadtrat über ihre Pläne sprechen. Auch der hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir warb für Frankfurt. Er hofft, dass die Stadt nicht nur der Standort “für ‘bad banks’ sondern auch für ‘good fashion’” wird.
Insgesamt könnte die Frankfurt Fashion Week 200 Millionen Euro pro Jahr in die Stadt und das Bundesland bringen, schätzen die Verantwortlichen am Main. Um das kreative Image der drögen Bankenstadt aufzupolieren, wollen Frankfurt, die Messe und das Bundesland Hessen 10 Millionen Euro in den kommenden drei Jahren investieren, um das Ökosystem Mode in der Mainmetropole zum Leben zu erwecken, wie Frankfurts Stadtkämmerer Uwe Becker während der Pressekonferenz sagte: “Wir wollen nicht nur eine Frankfurt Fashion Week in Frankfurt, sondern wir wollen, dass Frankfurt, Frankfurt Fashion Week ist.”
Dieser Beitrag wurde zuletzt um 17:22 Uhr am 8.Juni mit den Äußerungen von Anita Tillmann und Ramona Popp aktualisiert.
Bild: Frankfurt Fashion Week