Abonnements – nachhaltige Alternative oder konsumförderndes Angebot?
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Viele Produkte zu erhalten, ohne sie wirklich zu benötigen: Das Abonnement ist eine Form des wiederkehrenden Kaufs und birgt die Gefahr eines ungezügelten Konsums – auch wenn neue Akteure behaupten, nachhaltigere Abonnement-Modelle anzubieten.
„Es drängt mich nicht zum Kauf, es zwingt mich!" Elisa, 24, dachte, sie würde ein gutes Geschäft machen, als sie den "VIP"-Service von Fabletics in Anspruch nahm. Das monatliche Abonnement der Marke erlaubt es ihr, Sportkleidung zu einem Sonderpreis zu kaufen.
Das Unternehmen bietet seinen Abonnent:innen jeden Monat die Möglichkeit an, das monatliche Abonnement zu pausieren, aber Elisa hatte mehrmals vergessen, den Monat "auszusetzen". Daher zahlte sie 200 Euro, die sie nun ausgeben muss – es gibt keine Möglichkeit, sich das Geld zurückerstatten zu lassen. „Das sind Sachen, die ich nicht gekauft hätte, wenn ich nicht dazu gezwungen gewesen wäre", versichert sie.
In einer Modeindustrie, die wegen ihrer Umweltauswirkungen bereits stark kritisiert wird, nutzen Unternehmen wie Fabletics "das Abonnement, um in Wahrheit versteckte Werbung zu machen", meint Elisabeth Laville, Gründerin des Beratungsunternehmens Utopies, das sich auf die Beratung von Unternehmen in Fragen der nachhaltigen Entwicklung spezialisiert hat. „Sie werden unter dem Anschein, einen günstigen Preis zu erhalten, zum Konsum animiert", erklärt sie gegenüber AFP. Fabletics war für eine Anfrage von AFP nicht erreichbar.
Die Beraterin Elisabeth Laville geht auch mit einer anderen Art des Abonnements hart ins Gericht: den Abo-Boxen. Ein 2010 entstandenes Konzept, das es den Kund:innen ermöglicht, jeden Monat ein Paket mit Produkten, oft Überraschungen, nach einem bestimmten Thema zu erhalten. Das bedeutet, dass sie nicht immer das erhalten, was sie brauchen oder möchten. Laville sagt: „Das steht im völligen Gegensatz zu dem, was wir fördern möchten, nämlich eine bessere Auswahl zu treffen, vernünftige und bewusste Entscheidungen zu treffen."
Dennoch gibt es Unternehmen, die versuchen, Abonnements als Mittel für einen nachhaltigeren Konsum zu nutzen. Abonnements für gemeinsam genutzte Autos, gemietete Haushaltsgeräte oder auch für ein Paar Schuhe. Das Unternehmen ist dann Eigentümer des Produkts und versucht, dessen Nutzung zu fördern.
„Das Unternehmen weiß, dass es langfristig agieren muss. Es braucht also die bestmöglichen Produkte und wirkt damit dem Modell der geplanten Obsolenz entgegen", argumentiert Michael Mansard, Direktor für Geschäftsmodelltransformation bei Zuora. D Software-Dienstleister hilft Unternehmen bei der Verwaltung ihrer Abonnementangebote.
Ist es umweltfreundlicher, Kleidung zu leihen?
In den letzten Jahren sind Unternehmen aus dem Boden geschossen, die Garderoben zum Ausleihen anbieten. Inspiriert wurden viele von dem Modell des amerikanischen Unternehmens Rent the Runway, das seinen Kund:innen anbietet, jeden Monat Kleidung zu mieten und nur die zu kaufen, die am Ende des Monats noch gefällt. Das Motto hinter diesem Modell ist "Mehr tragen, weniger kaufen". Auf den ersten Blick scheint die Idee zu einem verantwortungsvolleren Konsum zu führen: Die Kleidung wird von mehreren Personen genutzt, anstatt in einem Schrank zu schlummern.
„Ich war auf der Suche nach einer Lösung für umweltbewussteres Handeln. Ich hatte Schuldgefühle, weil ich all diese Kleidungsstücke in meinem Schrank habe, obwohl ich immer die gleichen anziehe", berichtet die 27-jährige Sixtine, die sich vor fast einem Jahr bei Le Closet, einem französischen Start-up-Unternehmen, das das Konzept von Rent the Runway übernommen hat, angemeldet hat.
Diese Idee der geteilten Garderobe hat jedoch einige Grenzen. In einem so hart umkämpften Sektor wie der Textilbranche, in dem sich die Mode schnell verändert, besteht die Gefahr, dass "die Verbraucher:innen Druck ausüben, damit sich die Auswahl regelmäßig ändert", warnt Alma Dufour, Kampagnenleiterin bei der Umweltorganisation Friends of the Earth. „Das würde letztendlich zu einer Erhöhung der Lagerbestände und damit zu einem hohen Verbrauch an Kleidung führen", erklärt sie gegenüber AFP.
Es bleibt auch die Problematik der ökologischen Auswirkungen des Transports der Kleidungsstücke, die zwischen den Kund:innen und dem Unternehmen hin und her geschickt werden –insbesondere zum Waschen – sowie die Problematik ihres Lebensendes, sobald sie beschädigt sind.
Im Juli letzten Jahres wurde in der Zeitschrift Environmental Research Letters eine Studie von Forschern der LUT University in Lahti, Südfinnland, veröffentlicht, die sich mit diesem Thema befasst. In der Studie wird argumentiert, dass das Mieten von Kleidung, wenn es in großem Maßstab und nicht auf lokaler Ebene geschieht, einen größeren Einfluss auf die Klimaveränderung hat als ein einfacher Kauf, bei dem die Kleidung am Ende ihres Lebens in den Müll geworfen wird. (AFP)
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