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Darauf setzen europäische Einkäufer für HW21

Von Ole Spötter

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Mode

Auch in der aktuellen Ordersaison für HW21 scheint die Situation für Einkäufer nicht einfacher geworden zu sein: Fehlende Planbarkeit wie es mit dem stationären Einzelhandel weitergehen wird, beschäftigt die Buyer. FashionUnited hat aus den Interviews der vergangenen Wochen die wichtigsten Punkte zusammengefasst.

Klar ist, der Lockdown-Look stand im Zeichen der Komfortabilität – ein Trend, der sich bereits zuvor anbahnte. „Den Trend zur Casualisierung gab es schon vorher, er wurde durch die Coronakrise nur noch einmal beschleunigt”, sagte Vito Santoro, Buying Director beim Luxus-Onlinehändler Stylebop. Da es aktuell keine Anlässe gibt und Kunden sich nur noch für die Webcam schick machen, laufen komfortable Looks mit Cashmere und Sweatshirts besser.

Dazu kommt der Outerwear-Bereich, der durch den Ausbruch aus dem Homeoffice verstärkt wurde. „Aufgrund der vielen Wander- und Outdoor-Termine benötigten die Menschen Jacken und warme Kleidung”, sagte Margo Gijsbrechts, Leiterin Einkauf & Merchandising beim belgischen Modehändler Juttu.

Hier geht es zu den Trends der Sportbranche für Herbst/Winter 21

Modehändler setzen auf Best Performer

Gerade die stationären Händler konzentrieren sich auf ihre Best Performer. Man dürfe dabei nur nicht den Fehler begehen und gar keinen Neuigkeitswert bieten, sagte Henning Korb, Managing Partner bei Apropos. Sonst könnte es auch schnell passieren, dass die Modehändler auf der bequemen Kleidung sitzen bleiben, wie auch Barbara van Leyen, Inhaberin des niederländischen Damenmodehändlers Tally-Ho, bestätigt: „Ich sehe eine Menge Marken, die für HW21 Comfortwear machen. Ich bin da aber vorsichtig, denn wenn es keine Quarantäne mehr gibt, frage ich mich, ob die Leute unbedingt einen Jogginganzug haben wollen.”

Wenn wir die Geschichte und vergleichbare Situationen wie etwa die beiden Weltkriege betrachten, können wir uns auf ‘Roaring Twenties’ freuen mit der Lust auszugehen, sich anzuziehen und das Leben zu genießen.

Henning Korb, Apropos-Managing-Partner

Auch wenn Korb und Trendforscherinnen wie Christine Boland und Lidewij Edelkoort prophezeien, dass die Kunden nach dem Lockdown alle in die Luft springen und die ex­t­ra­va­gantesten Looks shoppen, wie in den Goldenen Zwanzigern – die Lieferanten scheinen noch nicht in Partystimmung zu sein. Gijsbrechts habe zumindest festgestellt, dass einige Lieferanten bisher vorsichtig mit Party-Kollektionen für den Winter 2021 sind.

Lars Braun, Geschäftsführer des Menswear-Spezialisten Braun Hamburg, glaubt “weiterhin an gute Geschäfte und vernünftige Umsätze”. Er kaufe auch ohne Anlässe weiterhin formelle Kleidung ein, “nur in neuer, moderner Variante”. Eine Ausnahme gibt es bei ihm allerdings doch: Der Krawatten-Einkauf sei aktuell “nicht mehr so groß”.

Wenig Budget für stationären Handel – mehr für Onlinegeschäft

Wie groß das Budget für die Order ausfällt, ist in dieser Orderrunde besonders abhängig davon, ob für den stationären Handel oder den Onlineshop eingekauft wird. Stylebop erhöht das Budget für die kommende HW-Saison, da das Onlinegeschäft von der Coronakrise profitiere, so Santoro. Tally-Ho-Besitzerin Van Leyen hat dagegen ihr Einkaufsbudget auf die niedrigste Stufe gesetzt, was ihr erlaubt zusätzliche Einkäufe zu tätigen. „So habe ich jetzt etwa 65 bis 70 Prozent Vorkäufe und den Rest mache ich über Zusatzkäufe”, sagte sie im Februar

Korb wünscht sich aber auch ein Entgegenkommen der Marken und fände es fair, wenn man dieser Ausnahmesituation partnerschaftlich begegnet und Flexibilität zeigt. Das betreffe Budgetvorstellungen genauso wie die Einflussnahme auf die Selektion, so der Managing-Partner von Apropos.

Stylebop: Wir haben gelernt, flexibler zu sein

Was machen die Händler mit den Waren aus der vergangenen Saison, die sie nicht losgeworden sind? Van Leyen setzt dabei auf den Ausverkauf und gibt Rabatte bis zu 70 Prozent. Danach würden die Restwaren eigentlich zu den Lappendagen – einem niederländischen Jahrmarkt, bei dem Händler Stände haben – gehen, doch auch die fallen Corona-bedingt aus. Der letzte Schritt sei dann die Kleiderkammer, so die Tally-Ho-Chefin.

Insgesamt müssen die Modehändler in dieser Lockdown-geprägten Zeit anpassungsfähiger denn je sein, um stets auf aktuelle Veränderungen zu reagieren. Das hat auch Santoro aus dem vergangenen Jahr mitgenommen: „Wir haben gelernt, flexibler zu sein und uns noch schneller mit den Lieferanten auszutauschen. Frühzeitige Informationen haben heutzutage einen noch größeren Stellenwert, um neue Kollektionen, Lieferanten und die Kunden einschätzen zu können. Wir möchten nicht nur reagieren, sondern rechtzeitig agieren.”

Dieser Beitrag entstand mithilfe von Weixin Zha, Caitlyn Terra und Katrien Huysentruyt.

Foto: Tally-Ho

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