Das Sneaker-Jahr 2025: Zwischen Retro-Hype, Skate-Einflüssen und neuen Visionen
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Sneaker bleiben – besonders in der Streetwear-Szene – 2025 weiter relevant, auch wenn klassischere Schuhmodelle bei jüngeren Konsument:innen angesagter werden. Wir haben das Jahr mit dem Sneaker-Experten Amadeus Thüner Revue passieren lassen und über seine Top-Releases, Highlights und Wünsche für 2026 gesprochen.
Welche Sneaker-Releases haben Sie in diesem Jahr besonders überzeugt?
Die „Sneaker of the Year“-Diskussion ist wie jedes Jahr eine Art Hassliebe. Zum einen zerbricht man sich komplett den Kopf, hört sich noch mal quer durch die Podcast-Episoden und schaut sich seinen veröffentlichten Content auf Social Media an, nur um dann doch wieder irgendwas zu vergessen. Zum anderen zeigt sie einem doch auch immer wieder, dass jedes Jahr tolle Produkte veröffentlicht wurden.
Zu meinen Highlights in 2025 gehört auf jeden Fall der Nike Air Jordan 5 Re-Imagined "Black Metallic", einer von vielen Retro-Sneakers aus diesem Jahr. Gerade Nikes Jordan-Brand hat echt einige Modelle aus den Archiven geholt, darunter auch der Air Jordan 1, der 40 Jahre feierte und der Air Jordan 5 mit 35 Jahren.
Außerdem ist auch der ‘Eric Koston x Nike Air Max 95’ ein smarter Move. Damit hat man einem fürs Laufen konzipierten Schuh einen Ehrenplatz im Skateboarding verliehen, indem man ihn über Nike SB [Anm.d.Red. Skateboard-Linie des US-Sportartiklers] und in Zusammenarbeit mit der Skateboard-Legende lanciert hat. Mich hat erst mehr die Geschichte dahinter abgeholt, als der Schuh per se. Aber direkt am Fuß hat er mich dann komplett überzeugt.
Was ist das besondere an dem Nike Air Jordan 5 Re-Imagined "Black Metallic"?
Die Silhouette war, wie der Name schon verrät, Teil des Re-Imagined Programms, bei dem Nike sich damit beschäftigt, wie sie das Original in die Gegenwart übertragen können. Meist wurden dabei die Materialien – aus Vollleder wird Canvas – oder kleinere Nuancen verändert, um dem Schuh einen neuen Twist zu geben, während die DNA bestehen blieb.
Anfangs war ich kein großer Fan dieses Programms, mittlerweile habe ich mich mit den meisten Veröffentlichungen unter diesem Dach angefreundet, und der Air Jordan 5 „Black Metallic“ gehört definitiv zu den Highlights. Ein Retro, der aber auch nach 30 Jahren nichts von seiner Strahlkraft verloren hat. Fans erinnern sich natürlich auch an die erste Szene aus „The Fresh Prince of Bel-Air.“
Sie haben gerade schon das Skateboard-Thema angeschnitten. Welche Rolle spielt die Thematik in der Sneakerszene 2025?
Nike SB hatte mit dem Dunk natürlich im Verhältnis zu den letzten Hype-Zeiten 2020 bis 2022 ein verhältnismäßig schwaches Jahr. Das gilt aber nur für die, die mit Schuhen auf dem Zweitmarkt Geld verdienen wollen.
Für Fans waren dennoch einige Highlights zu verzeichnen, unter anderem die Zusammenarbeit mit Supreme. Zusammen haben sie fünf verschiedene Colorways herausgebracht, die teilweise nur in bestimmten Regionen verfügbar waren. Weiß und Schwarz waren weltweit zu haben, Lila war für Europa und das Vereinigte Königreich, Blau für Nordamerika und Grün für den asiatischen Markt.
Wie schätzen Sie diese lokale Verfügbarkeit der Colorways ein?
In globalen Zeiten lokal zu denken und den dortigen Communities etwas Besonderes zu geben, ist eine Art des Storytellings, das gelernt, aber lange Zeit wieder vergessen wurde, und von mir entsprechend zu honorieren ist. Hinzu kommt, dass Nike SB und Supreme mit der Wahl der Farben und Farbaufteilungen sowie einer mehrheitlichen Suede-Materialwahl den Anfängen von Nike SB vor über 20 Jahren gehuldigt haben.
Welche anderen Sneaker-Kollaborationen haben Sie überzeugt?
Nike und Patta, die ihre Erfolgswelle mit dem Air Max 1 Wave nun mit dem Air Max 90 Wave fortgesetzt haben, gehören auf jeden Fall dazu. Außerdem waren auch New Balance und Action Bronson 2025 wieder ein großartiges Team.
Gab es eine Zusammenarbeit, die Sie besonders überrascht hat?
Erst etwas ungewöhnlich, aber dann sehr gut fand ich die Zusammenarbeit zwischen Paraboot und Dime. Hier treffen ein klassischer Schnürschuh auf kanadische Skatebrand-Aesthetic und ziemlich viele Smileys im Design. Das ist – meine Oma würde sich über die Wortwahl freuen – „frech“, aber eben im besten Sinne der Zusammenarbeit. Habe ich nicht kommen sehen, und finds daher umso schöner, dass man noch positiv überrascht werden kann. Das macht Spaß!
Gehen wir vom Schuhwerk zum übrigen Look. Was sind Ihre Top 3 Streetwear-Kollaborationen des Jahres?
Supreme und Anti Hero ist seit Jahren die beste “Skatebrand-meets-Skatebrand”-Collab, die die Szene zu bieten hat. Dann Carhartt WiP und Sacai, die erneut großartige Styles auf den Markt gebracht haben. Die Zusammenarbeit war aber leider, vor allem für Carhartt-Verhältnisse, recht teuer.
‘Palace Skateboards x Nike’ gehört dazu, weil es immer dieses Gerücht darüber gab, dass sobald Palace nicht mehr mit Adidas arbeitet und zu Nike wechselt, Supreme nicht mehr mit Nike arbeitet und dann zu Adidas geht. Jetzt bin ich gespannt, was 2026 passiert…
Aber auch wie im Bereich Sneaker: 2025 hatte einige tolle Highlights zu bieten. Shoutout an alle Designer:innen und verantwortlichen Teams, die sich mehr ausgedacht haben als ein Logo plus Logo gleich Collab.
Welche besonderen Momente haben die Streetwear-Szene dieses Jahr begeistert?
Virgil Abloh eine eigene Ausstellung zu widmen, vor allen in dem Setting und der Größenordnung, ist nicht nur ein Highlight des Jahres, sondern auch ein verdientes Huldigen eines großartigen Visionärs gewesen. Außerdem hat die kanadische Musikreporter-Legende Nardwuar eine eigene Collab mit Nike SB bekommen, was definitiv mehr als verdient war – und erneut die kreative Power und den Spaß bei Nike SB zeigt.
2025 hat sich auch viel an der kreativen Spitze der Marken verändert. Über welche Berufungen haben Sie sich besonders gefreut?
Ich fand, dass Grace Wales Bonner Creative Director für Hermès Mens geworden ist, eine tolle Personalie. Und der Start von Glenn Martens bei Maison Margiela war total spannend! Das sind große Fußstapfen zu füllen!
Zum Abschluss: Was würden Sie sich für 2025 in der Mode wünschen?
Wir leben – Fashion related – natürlich in einer wilden Zeit aus kurzfristigen Hypes und TikTok-Videos. Da stößt es mir etwas auf, dass man sich anscheinend nicht mehr die Zeit nehmen will, wirklich zu kuratieren, tief in die Materie einzudringen, die Warums und Weshalbs zu erfragen und zu besprechen. Stattdessen ist man nur noch auf die schnellen Likes aus. Und das meist kombiniert mit negativen Ragebaits. Das ist mir zuwider.
Ich wünsche mir mehr Austausch, mehr Deepdives, mehr Positivismus. In einer angespannten Welt sollte Mode doch vor allen Dingen Spaß machen. Mehr “Fun in Fashion!” – das wünsche ich mir für 2026.