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Entzückende Rücken und nostalgische Archivstücke: Trends des Cannes-Filmfestivals

Von Rachel Douglass

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Mode |In Bildern

Schauspielerin Uma Thurman trägt Burberry bei der Premiere von „Oh Canada“ in Cannes. Bild: Burberry.

Mit einer feierlichen Abschlusszeremonie gingen am Wochenende die diesjährigen Filmfestspiele von Cannes zu Ende. Auch in diesem Jahr bot sich Designer:innen und Prominenten die Gelegenheit, ihre mit Spannung erwarteten Projekte und Kreationen zu präsentieren, die vom 14. bis 25. Mai auf dem roten Teppich vor dem Veranstaltungsort ‘Palais des Festivals’ in Szene gesetzt wurden.

Das Festival hat sich zu einem modischen Spektakel entwickelt, da viele Modehäuser und -marken immer enger mit der Filmindustrie verknüpft sind. So streckten Saint Laurent, Chanel und Dior ihre Fühler aus, um die Möglichkeit bekommen, einen Teil des Marktes zu erobern. Aus kommerzieller Sicht ist dies sinnvoll, da es das Markenportfolio erweitert und es ihnen ermöglicht, ein neues Publikum zu erreichen.

So arbeitet Chanel seit 19 Jahren mit dem New Yorker ‘Tribeca Festival’ im Rahmen des ‘Artists Awards Programme’ zusammen, einer Initiative zur Unterstützung von Filmemachenden und Künstler:innen, deren Teilnehmende im Rahmen der Filmfestspiele von Cannes 2024 ausgezeichnet wurden. Außerdem unterstützte das französische Modehaus die Produktion einer Reihe von Filmen, die an der diesjährigen Veranstaltung teilnahmen, indem es einige der Hauptdarsteller:innen einkleidete. Dazu gehörten der Spielfilm ‘Marcello Mio’ des französischen Regisseurs Christophe Honoré und das Science-Fiction-Drama ‘Megalopolis’ des US-amerikanischen Regisseurs Francis Ford Coppola.

Auch der französische Luxusgüterkonzern Kering hat sich einen festen Platz in der Filmelite gesichert und organisiert jährlich die Veranstaltung ‘Women in Motion’, die den Beitrag von Frauen in der Filmindustrie hervorhebt. Dieses Jahr ging der ‘Emerging Talent Award’ des Unternehmens an die malaysische Filmemacherin Amanda Nell Eu, die den Preis im Rahmen eines Dinners in Cannes entgegennahm.

Eine Marke aus dem Portfolio von Kering setzt neue Maßstäbe: Das französische Modehaus Saint Laurent eröffnete im vergangenen Jahr sein eigenes Produktionsstudio und war nun in Cannes präsent, um drei Filme zu bewerben, die alle für die offizielle Auswahl 2024 in Frage kommen. Der Kreativdirektor des Hauses, Anthony Vaccarello, hatte die Gelegenheit, Kostüme für die Produktionen zu entwerfen, um die Marke „in die Zukunft zu führen“.

Abgesehen von den neuen Einnahmemöglichkeiten und der Möglichkeit, Kreative außerhalb der Modebranche zu unterstützen, dienen die Filmfestspiele von Cannes als Verlängerung der bereits abgeschlossenen Preisverleihungssaison. Wenn die Flut der roten Teppiche zu Beginn des Jahres abebbt, bieten sie den Marken eine weitere Möglichkeit, im Rampenlicht zu stehen. Die Veranstaltung ist zu einem Synonym für aufsehenerregenden Glamour geworden und versammelt Prominente und Persönlichkeiten aus der ganzen Welt, um einen internationalen Blick auf die Trends der Haute Couture zu werfen. FashionUnited hat einige von ihnen zusammengestellt, die den roten Teppich in Cannes prägten.

Rücken, die entzücken

Bella Hadid in Dsquared und Chopard, Rosie Huntington-Whiteley in Tom Ford und Eva Herzigova in Saint Laurent. Bild: (V.l.n.r.) Chopard, Tom Ford und Saint Laurent.

Bei vielen prominenten Besucher:innen dreht sich alles um den Rücken. Auffällige Statement-Halsketten waren zwar immer noch zu sehen, wobei sich das Glitzern auf die Rückenpartie der Kleider fokussierte. Hierfür wurden lange Ketten in typisch subtiler Ornamentik über die Schulterblätter gelegt. Beim von Saint Laurent kreierten Look für die tschechische Schauspielerin Eva Herzigova kontrastierte das schwarze Seidenkleid mit drei Ketten, die über den offenen Rücken fielen. Bella Hadid hingegen kombinierte ihren Schmuck der Schweizer Schmuckmanufaktur Chopard zu einem Kleid der kanadischen Modemarke Dsquared aus 2006 mit juwelenbesetzten Trägern.

Eine andere Interpretation dieses Trends zeigte die australisch-US-amerikanische Schauspielerin Cate Blanchett. Ihr minimalistischer Look mit Paneelen des französischen Modehauses Jean Paul Gaultier wurde durch eine über die Brust drapierte Schulterkette mit Edelsteinen und recyceltem Metall des französischen Modehauses Louis Vuitton aufgewertet.

Cate Blanchett in Haider Ackermann für Jean Paul Gaultier und Louis Vuitton High Jewellery. Bild: Louis Vuitton.

Klassiker in Schwarz-Weiß

Eva Green in Chanel, Taylor Hill in Messika und Balmain und Selena Gomez in Saint Laurent. Bild: (V.l.n.r.) Chanel, Messika und Saint Laurent.

Viele Prominente hielten sich bei ihren Looks jedoch an klassische Silhouetten. So entschieden sich sowohl das US-amerikanische Model Taylor Hill als auch die US-amerikanische Schauspielerin Selena Gomez für figurbetonte Off-Shoulder-Kleider in kontrastierenden Schwarz-Weiß-Tönen, die sich am Ausschnitt überkreuzen. Auch die französische Schauspielerin Eva Green wählte ein Kleid aus der Haute-Couture-Kollektion FW94 von Chanel, das sich ebenfalls an der gleichen Farbpalette orientierte und die Kontraste in einer taillierten Samtjacke und einem weißen Seidenrock aufgriff.

Minimalistische Roben

Livia Nunes in Yves Saint Laurent, Ines Rau in Saint Laurent und Elsa Hosk in Saint Laurent. Bild: (V.l.n.r. Yves Saint Laurent und Saint Laurent.

Die raffinierte Schlichtheit setzte sich in minimalistischen, schwarzen, bodenlangen Kleidern aus hauchdünnen Materialien fort, die den Cannes-Chic auf den Punkt brachten. Auch hier war es das Label Saint Laurent, das für diese lässige Variante des Glamours auf dem roten Teppich verantwortlich war. So manches It-Girl präsentierte sich in schlichten Kreationen, die durch den Einsatz von funkelndem Schmuck ins Rampenlicht der Abendgarderobe gerückt wurden.

Aus den Archiven

Yseult in Dior, Bella Hadid in Chopard und Versace SS01 Couture und Naomi Campbell in Chanel FW96 Haute Couture. Bild: (V.l.n.r.) Dior, Chopard und Chanel.

Vintage- und von Vintage inspirierte Looks waren das zentrale Thema des diesjährigen Festivals, bei dem die Designer:innen und Kreativdirektor:innen in den Archiven der Modehäuser stöberten, um ihre Kreationen zu bereichern. Pailletten spielten dabei eine zentrale Rolle. Während das US-amerikanische Model Bella Hadid in ihrem SS01-Look des italienischen Modehauses mit Korsett für Aufsehen sorgte, entschied sich ihre Kollegin Naomi Campbell für ein Chanel-Kleid mit Stufen aus der FW96-Kollektion.

Einen anderen Ansatz verfolgte die französische Sängerin Yseult. In einer Dior-Kreation erinnerte sie an die ikonische ‘New Look’-Silhouette des französischen Modehauses, die in den 50er-Jahren eingeführt wurde. In Yseults Version trafen eine taillierte Jacke und ein schwarzer Faltenrock auf einen Strohhut und Lederhandschuhe.

Renaissance der Moderne

Livia Nunes in 1982 Christian Dior Haute Couture, Coco Rocha in Chaumet und Robert Wun und Louis Vuitton. Bild: (V.l.n.r.) @gersonlirio, Chaumet und Louis Vuitton.

Epochale Looks spielten bei der Couture in Cannes eine große Rolle. Die brasilianische Youtuberin Livia Nunes trug ein Kleidungsstück, das an die Mode des 18. Jahrhunderts angelehnt war. Tatsächlich stammt das Design aus einer Kollektion von Christian Dior von 1982. Eine ähnliche Herangehensweise war auch beim Look des kanadischen Models Coco Rocha zu sehen, der vom chinesischen Designer Robert Wun kreiert wurde. Wun nutzte historische Elemente wie Mieder und brachte sie mit modernen Designelementen zusammen, wie einem Rock, der von einem Trenchcoat inspiriert und in Falten gelegt war.

70er-Jahre-Glam à la Stevie Nicks

Valeria Golino in Dior, Charlotte le Bon in Chanel und Emma Stone in Louis Vuitton. Bild: (V.l.n.r.) Dior, Chanel und Louis Vuitton.

Im Gegensatz dazu, aber im Einklang mit der Vorliebe für vergangene Jahrzehnte, griffen einige Stars zu Kleidern, die von der Ästhetik der Ikonen der 70er Jahre inspiriert waren. Gekräuselter Samt stand im Mittelpunkt dieses Trends, wie man an der italienischen Schauspielerin Valeria Golino sehen konnte. Ihr Dior-Kleid erinnerte durch die charakteristischen Ärmel mit Perlenfransen stark an die US-amerikanische Sängerin Stevie Nicks, ein It-Girl ihrer Zeit. Das Louis-Vuitton-Kleid der zweifachen Oscar-Preisträgerin Emma Stone bestach ebenfalls durch seine Rüschen und die weinrote Farbe, die durch die Handstickerei noch betont wurde.

Golden Girls

Sasha Pivovarova in Prada, Cate Blanchett in Louis Vuitton und Marina Foïs in Louis Vuitton. Bild: (V.l.n.r.) Prada, Louis Vuitton und Louis Vuitton.

Die Farbe des Abends war ein strahlendes Gold, das sich von der Masse der Presse und dem Teppich abhob. Louis Vuitton stand erneut im Rampenlicht und kleidete Cate Blanchett in ein honigfarbenes Cape-Kleid mit Schulterdetails. Das russische Model Sasha Pivovarova trug eine subtilere Variante der Farbe. Ihr goldenes Bandeau-Kleid aus Satin des italienischen Modehauses Prada kontrastierte mit einer überdimensionalen schwarzen Schleife auf der Vorderseite.

Zahlreiche Pailetten

Chloe Fineman in Celine by Hedi Slimane, Salma Hayek in Saint Laurent und Greta Gerwig in Saint Laurent. Bild: (V.l.n.r.) Celine, Saint Laurent und Saint Laurent.

Pailletten, die bereits bei den Preisverleihungen im Frühjahr für Furore sorgten, setzten ihre Popularität auch bei der Hollywood-Elite fort. Vom stromlinienförmigen, kirschroten Kleid der US-amerikanischen Schauspielerin Chloe Fineman bis zum tief ausgeschnittenen, stark geschulterten Modell von Saint Laurent für die Regisseurin Greta Gerwig – an Glamour mangelte es an der französischen Côte d'Azur in diesem Jahr nicht.

Schlichter Satin

Zhai Tao in Prada, Greta Gerwig in Prada und Uma Thurman in Burberry. Bild: (V.l.n.r.) Prada, Prada und Burberry.

Ein etwas raffinierterer, aber nicht weniger eleganter Klassiker bot die Präsenz dunkler Satinkleider, die typischerweise mit metallischen Effekten und klassischen Silhouetten aufwarteten. So trug die US-amerikanische Schauspielerin Uma Thurman ein elfenbeinfarbenes Kleid aus Seidensatin unter einem bodenlangen Trenchcoat, der an den Stil seines Schöpfers Burberry erinnerte. Die Kreation von Greta Gerwig nahm eine noch strukturiertere Form an, mit einem drapierten, schulterfreien Ausschnitt, der von Kristallbroschen zusammengehalten wurde.

Androgyne Schneiderkunst

Amy Jackson in Maje, Souheila Yacoub in Dior und Justine Triet in Louis Vuitton. Bild: (V.l.n.r.) Maje, Dior und Louis Vuitton.

Wie immer gab es viele Teilnehmende, die sich nicht an den üblichen Dresscode hielten, sondern die Erwartungen durch experimentelle Schneiderkunst erforschten und neu definierten. Einige wählten einen androgynen Ansatz, wie die dreiteiligen Anzüge der britischen Schauspielerin Amy Jackson des französischen Labels Maje und der Schweizer Schauspielerin Souheila Yacoub von Dior. Andere blieben traditionellen Formen treu, wie den frischen Versionen eines Smokings von Saint Laurent.

Emmanuelle B in Dior, Luisa Ranieri in Messika und Yves Saint Laurent und Anja Rubik in Saint Laurent. Bild: (V.l.n.r.) Dior, Saint Laurent und Saint Laurent.

Dramatisches Dekolleté

Candice Swanepoel in Chaumet und Vivienne Westwood, Paz Vega in Nicolás Jebran und Messika und Neelam Gill in Chopard Caroline’s Couture. Bild: (V.l.n.r.) Chaumet, Messika und Chopard.

Cannes ist zum Synonym für dramatische Mode geworden, die sich vor allem am Dekolleté zeigt. Bei vielen Premieren stand es im Mittelpunkt und auch dieses Jahr entwarfen die Designer:innen skulpturale Silhouetten, die die Träger:innen noch mehr ins Rampenlicht rückten. Die spanische Schauspielerin Paz Vega machte es vor und trug einen Look des libanesischen Designers Nicolas Jebran, der mit einer überdimensionalen Schleife die Schwerkraft aufhob und für übertriebene Proportionen sorgte.

Pudrige Violetttöne

Margaret Qualley in Chanel, Abbey Lee in Gucci und Diane Kruger in Tom Ford. Bild: (V.l.n.r.) Chanel, Gucci und Tom Ford.

Eine der Hauptfarben ist das „pudrige Violett“, ein ebenso dezentes wie auffälliges Lila. Die Bandbreite war hierbei ebenfalls groß und reichte von weichen Blumenmustern wie dem SS24-Chanelkeid der US-amerikanischen Schauspielerin Margaret Qualley bis hin zu Kleidern im raffinierten griechischen Stil, wie das drapierte Kleid des US-amerikanischen Designers Tom Ford für die deutsche Schauspielerin Diane Kruger.

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf FashionUnited.uk. Übersetzt und bearbeitet von Heide Halama.

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