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Immer mehr Kleidung wird mit uigurischer Zwangsarbeit in Verbindung gebracht: Das sollten Sie wissen

Von Caitlyn Terra

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Mode

Ein Baumwollfeld in Xinjiang. Bild: Ecotextile.

Immer mehr Modeunternehmen werden auf mögliche Verbindungen zu uigurischer Zwangsarbeit untersucht. Ein neuer Bericht der britischen Universität Sheffield Hallam und uigurischer Interessengruppen bringt 39 Modemarken mit Zwangsarbeiter:innen aus der Region Xinjiang in Verbindung. In dieser Region wird eine muslimische Minderheit, die Uigur:innen, unter dem Druck der chinesischen Regierung zur Arbeit gezwungen.

Zunächst der Hintergrund: Expert:innen zufolge gibt es Hinweise darauf, dass die muslimische Minderheit der Uigur:innen in der Region Xinjiang in Arbeitslager gesteckt wird. Xinjiang ist eine Region mit vielen Textilfabriken, in der viel Baumwolle produziert wird. Wie viele Menschen genau Zwangsarbeit leisten, ist ungewiss. Die Schätzungen reichen von einer halben Million bis zu mehreren Millionen. In diesen Lagern und Gefängnissen werden nicht nur Uigur:innen zur Arbeit eingesetzt, sondern auch Menschen aus Kirgisien, Kasachstan und Nordkorea.

Aufgrund der Verbindung von uigurischer Zwangsarbeit mit Baumwolle und Textilien ergibt sich auch eine Verbindung zu Modeunternehmen. Seit einigen Jahren gibt es Berichte über große Modemarken, die mit Produkten und Baumwolle aus der Region Xinjiang arbeiten. In den letzten Jahren wurden zum Beispiel Unternehmen wie Bestseller, H&M, Nike,Hugo Boss, C&A, State of Art, Patagonia, Shein, Ralph Lauren, Levi’s und Diesel bereits mit Anschuldigungen und Ermittlungen konfrontiert. Die Modekonzerne sagen dann oft, dass sie keine Beweise für Fehlverhalten in der Lieferkette hätten, aber bei den Ermittlungen voll kooperieren würden. Es sind also nicht nur Niedrigpreisketten, auch Luxusmarken sind mit den Vorwürfen konfrontiert.

Wenn Berichte über eine mögliche Verbindung auftauchen, distanzieren sich Marken manchmal ausdrücklich von der Region. Im Jahr 2021 erklärten sowohl H&M als auch Nike, dass sie aufgrund von Bedenken über Zwangsarbeit keine Baumwolle aus der chinesischen Provinz verwenden würden. Im Gegenzug zu dieser Entscheidung sahen sich jedoch beide Marken mit Boykotten aus China konfrontiert. Mehrere chinesische Influencer:innen riefen zum Boykott der Ketten auf, und im Internet erschienen sogar Videos, in denen Produkte der Marken verbrannt wurden.

Ermittlungen gegen uigurische Zwangsarbeiter werden intensiviert

Nicht nur europäische Einrichtungen, sondern zum Beispiel Kanadas Marktaufsichtsbehörde führt Untersuchung durch zu möglichen Verbindungen zur Zwangsarbeit. Die USA verbieten bereits die Einfuhr von Baumwolle und anderen Produkten aus Xinjiang. In der Praxis ist das Verbot von Produkten, die unter Zwangsarbeit hergestellt wurden, oft schwieriger als erhofft. Das liegt zum Teil an den komplexen Produktionsketten, die Modeunternehmen haben. Da sie mit mehreren Lieferanten und Unterlieferanten zusammenarbeiten, müssen die Arbeitsbedingungen an vielen verschiedenen Standorten überwacht werden. Trotz des US-Importverbots für Produkte aus Xinjiang gibt es hier ein "Schlupfloch". Nach Recherchen von Bloomberg kann Shein weiterhin Produkte mit Ursprung in Xinjiang einführen, da die Marke die Kleidung zu so niedrigen Preisen verkauft, dass die Lieferungen an die Kund:innen fast immer unter einer Wertgrenze von 800 US-Dollar liegen. Ab dieser Wertgrenze besteht eine Meldepflicht gegenüber der US-Zollbehörde und dem Grenzschutz.

Den Ermittler:innen des neuen britischen Berichts zufolge ist es schwierig, unabhängige Inspektionen von Lieferanten in Xinjiang durchzuführen, weil die chinesische Regierung die Region so fest im Griff hat. Dabei würden die Zulieferbetriebe oft ihren Namen und ihre Firmenstruktur ändern. Die Europäische Kommission will mit einem neuen Gesetz sicherstellen, dass die Unternehmen verpflichtet sind, ihre Produktionskette zu untersuchen und Missstände zu verbessern. In diesem Gesetz geht es speziell um Menschenrechte und Umweltauswirkungen.

Darüber hinaus hat die Europäische Kommission einen Vorschlag unterbreitet, der vorsieht, dass Produkte, die in Zwangsarbeit hergestellt wurden, nicht mehr auf den EU-Markt gelangen dürfen. Dieser Vorschlag gilt für alle Produkte, unabhängig davon, ob sie in der EU hergestellt oder importiert wurden. Wenn nach einer Untersuchung festgestellt wird, dass Zwangsarbeit im Spiel ist, werden die Produkte vom Markt genommen und ein Importverbot verhängt. Nach Ansicht von Forscher:innen der Sheffield Hallam University ist eine solche Regelung sehr wichtig und die EU sollte sie einführen.

Dieser Beitrag erschien ursprünglich auf FashionUnited.nl. Übersetzt und bearbeitet von Simone Preuss.

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