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London: ÖPNV geht gegen ungesundes Körperbild in der Werbung vor

Von Simone Preuss

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Der neue Bürgermeister der Stadt London, Sadiq Khan, widmet sich bereits zu seinem Amtsantritt einem heißem Thema: nämlich dem ungesunden Körperbild, das seinen Londonern jeden Tag in der Werbung präsentiert wird, und zwar bereits morgens auf dem Weg zur Arbeit.

Dies will Khan ändern und hat sich mit dem örtlichen Personennahverkehrsverbund, dem Transport for London (TfL) zusammengeschlossen, um ab dem nächsten Monat Werbung im Netzwerk des TfL zu stoppen, die negative Auswirkungen auf das Körperbild von Nutzern des Netzwerks haben könnte beziehungsweise dazu führt, dass sie sich für ihren eignen Körpers oder ihr Aussehen schämen.

„Als Vater von zwei Mädchen im Teenageralter bereitet mir diese Art von Werbung extremes Kopfzerbrechen, die Menschen, besonders Frauen, erniedrigen und dafür sorgen kann, dass sie sich ihres Körpers schämen. Es ist höchste Zeit, dass dies beendet wird“, sagte Khan in einer Erklärung. Starke Worte des Londoner Bürgermeisters, der sich besonders gegen Anzeigen wehren will, die Menschen einen unrealistischen oder ungesunden Körper als Ideal vorgaukeln.

Der Schritt kommt nicht von ungefähr, sondern folgt Protesten von TfL-Benutzern gegen Anzeigenkampagnen wie „Beach Body Ready“ von Protein World. „Niemand sollte sich unter Druck gesetzt fühlen, wenn er in der U-Bahn oder im Bus unterwegs ist, was unrealistische Erwartungen an den eigenen Körper angeht, und ich möchte der Werbebranche hierüber eine deutliche Botschaft schicken“, fügte Khan hinzu.

Keine unangenehme Werbung mehr auf dem Weg zur Arbeit

Wer denkt, dass das Transport-Netzwerk so Einbußen erleben wird - immerhin wird erwartet, dass es in den nächsten achteinhalb Jahren 1,5 Milliarden Pfund an Werbeeinnahmen erwirtschaftet - liegt daneben, denn TfLs Werbemöglichkeiten in Zügen, Bahnhöfen, Bushhaltestellen, Bussen und anderen Objekten ist wegen seiner Durchschlagkraft eines der begehrtesten der Welt.

Dies macht es aber auch gerade so unerträglich für Benutzer, wenn eine große Kampagne läuft, deren Aussage sie nicht mögen: „Unsere Kunden können nicht einfach abschalten oder umblättern, wenn Werbung sie kränkt oder aufregt, und deshalb sind wir ihnen gegenüber verpflichtet, dass die Aussagen, die wir verbreiten, dieses einzigartige Umfeld im Hinterkopf behält“, erklärte Graeme Craig, TfLs Leiter für Marktentwicklung.

Damit können sich Pendler und Benutzer des öffentlichen Nahverkehrs im deutschsprachigen Raum sicher identifizieren, denn wer hat sich nicht schon über Werbung aufgeregt, die im besten Fall irritiert und im schlimmsten Fall verletzt, der man aber auf Schritt und Tritt ausgesetzt ist? Bleibt zu hoffen, dass das Beispiel auch in anderen Städten und Ländern bald Schule macht.

London stand bereits im Dezember letzten Jahres im Brennpunkt, als die Overweight Haters eine Hetzkampagne gegen Übergewichtige in der Londoner U-Bahn starteten, mit der sie sich aber schnell ins eigene Fleisch schnitten. Auch Navabi, der deutsche Online-Shop für Premium-Mode ab Größe 42, forderte erst Anfang des Jahres eine realtitätsnähere Repräsentation von Plus-Size-Frauen in den Medien.

Fotos: Protein World, Facebook

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