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Mode wird pelzfrei: Aber hinkt Frankreich hinterher?

Von Céline Vautard

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Mode

Angesichts der wachsenden öffentlichen Ablehnung entfernen immer mehr Marken Tierpelz aus ihren Kollektionen. Zuletzt kündigte Olivier Rousteing, der Kreativdirektor des französischen Modehauses Balmain, an, seine Verwendung einzustellen. Aber liegen Frankreich und seine Luxusmarken in dieser Frage hinter den europäischen Nachbarn zurück?

Laut einer Umfrage des französischen Marktforschungsinstituts IFOP vom Februar sind 91 Prozent der Franzosen gegen den Pelzhandel. Obwohl auch heute noch viele Konsumenten der Meinung sind, dass er warm, schön und eines der haltbarsten Materialien der Welt ist, scheint die Frage auf den Laufstegen einen Punkt erreicht zu haben, von dem es kein Zurück mehr gibt.

Militante Modeschöpfer?

Dieses neue Engagement für die Modewelt spiegelt vor allem die wachsende Ablehnung von Pelzen durch die Öffentlichkeit und die damit verbundenen grausamen Praktiken wider: das Einsperren und Vergasen, die Stromschläge oder das Totknüppeln von Tieren auf Farmen sowie das Fangen von Wildtieren in freier Wildbahn in Fallen mit Stahlbacken. Viele von ihnen sterben langsam an Blutungen – eine Methode, die insbesondere verwendet wird, um Kojoten einzufangen, deren Fell weiterhin auf Parkas der Marke Canada Goose zu finden sind. Übrigens hat die Federal Trade Commission der Vereinigten Staaten (FTC, Bundesbehörde zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs und zur Durchführung der Kartellgesetze) Peta USA kürzlich mitgeteilt, dass Canada Goose nach einer Beschwerde des Tierschutz-Vereins über die Werbepraktiken dieses Unternehmens nun nicht mehr behauptet, dass seine Standards „sicherstellen“, dass seine Lieferanten keine Tiere missbrauchen. Im Herstellungsprozesses ist die Rückverfolgbarkeit nicht immer möglich.

Schockbilder und -videos, Petitionen, PETA-Demonstrationen haben – wie wiederholte Stromschläge – seit etwa drei Jahren eine Flutwelle zugunsten des Tierschutzes in der Modeindustrie ausgelöst. So versichern unter anderem Burberry, Chanel, Gucci, Versace, Maison Margiela und auch Giorgio Armani, dass sie auf die Verwendung von Pelzen verzichten.

Sehr pelzige Shows

Ein Neuzugang, der sich dieser langen Liste anschließt, ist Olivier Rousteing, der Kreativdirektor von Balmain, der kürzlich in der Vogue bekannt gab, dass er die Verwendung von Tierpelzen eingestellt hat. „Ich habe diese Entscheidung vor etwa eineinhalb Jahren getroffen. Ich habe so viele Dokumentationen gesehen und ich habe den Punkt erreicht, dass ich nicht mehr so tun kann, als wüsste ich nichts davon. Mittlerweile versuchen die Lieferanten, Kunstpelze wie echte Pelze aussehen zu lassen, und es ist unglaublich, was sie schon erreicht haben“, sagte er. Eine Entscheidung, die Peta sofort begrüßte.

In Frankreich gibt es jedoch noch nicht viele große Luxusmarken, die zu diesem Thema Stellung bezogen haben. In Paris, das für Luxus, Know-how und Handwerkskunst steht, war Pelz in den Kollektionen Herbst/Winter 2019 noch immer sehr stark auf den Laufstegen vertreten. Zu den Marken, die Pelze verwendet haben, zählen unter anderem: Chanel, Dior, Guy Laroche, Hermès, Isabel Marant, Lanvin, Leonard Paris, Louis Vuitton oder Saint Laurent (gemäß der Liste des Nationalen Pelzinformationszentrums in Frankreich).

Ein wichtiger französischer Wirtschaftszweig

Auf der Züchterseite ist es nicht einfach, seriöse Zahlen zu erhalten. „In Frankreich gibt es immer noch etwa zehn Nerzfarmen und 25 Pelzkaninchenfarmen“, bestätigt Peta Frankreich. Was „bestimmte Pelze wie Kaninchen oder Lamm betrifft, so stammen sie direkt von Tieren, die für ihr Fleisch verzehrt werden“, wie die Website Fourrure Française (Französischer Pelz) hinweist.

Die französische Pelzindustrie, die sich auf die Luxusindustrie konzentriert und von Haute-Couture-Häusern in Frankreich unterstützt wird, bleibt wichtig und erzielt etwa „300 Millionen Euro Umsatz, eine Zahl, die ziemlich stabil bleibt“, so Pierre-Philippe Frieh, Sprecher der Fédération Française des Métiers de la Fourrure, dem französischer Verband der Pelzhandelsunternehmen. Gegenüber der Webseite BFMTV.com sagte er im April: „Allein die Exporte machen 100 Millionen Euro aus, eine Zahl, die in den letzten 5 Jahren zugenommen hat.” Obwohl Frankreich im weltweiten Vergleich kein großer Pelzproduzent ist, bleibt es ein führendes Land in der Luxuswelt.

Was wäre, wenn auch Frankreich die Pelzproduktion einstellen würde, so wie es schon Österreich, Belgien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Luxemburg, die Niederlande, die Republik Mazedonien, das Vereinigte Königreich, die Schweiz, Serbien und Slowenien vorgezeigt haben? Dies hätte zweifellos einen großen Einfluss auf die Modewelt.

Es bleibt noch die Frage des Kunstpelzes. Ist er eine nachhaltige Alternative? Kunstpelz ist ein Produkt auf Erdölbasis und ist nach wie vor stark umweltbelastend. Außerdem verursacht dieser Ersatz bereits heute große Probleme bei der biologischen Abbaubarkeit. Was wäre, wenn wir es ganz einfach verbieten würden, Pelz in welcher Form auch immer zu tragen?

Fotos: Silhouette Lanvin, collection A-H 2019 (site internet) - Campagne de communication “Wearefur“, Fur Now 2019.

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