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Modemetropole Berlin: Messestadt mit Laufsteg

Von Jan Schroder

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Mode

Heute beginnt die Berliner Modewoche. Große Neuerungen im Vergleich zur vergangenen Saison gibt es nicht – außer vielleicht, dass die Mercedes-Benz Fashion Week ihren Laufsteg erstmals im ehemaligen Kaufhaus Jandorf aufgebaut hat. Das über Jahre genutzte Zelt, das zuletzt am Brandenburger Tor stand, wurde aufgegeben, das Erika-Heß-Eisstadion im ausgesprochen unglamourösen Stadtteil Wedding, das im vergangenen Sommer noch einmal als Ausweichlocation diente, kam beim Fashionpublikum nicht an. Und so versuchen es die Veranstalter nun eben im seit Jahren leerstehenden ehemaligen Konsumtempel am Weinbergspark in Berlin-Mitte. Eine einschlägige Vergangenheit hat das 1904 eröffnete Gebäude immerhin: Zu DDR-Zeiten diente es als „Haus der Mode“.

Catwalk-Shows stehen in Berlin nicht mehr im Vordergrund

Doch wo der zentrale Catwalk steht, ist in Berlin gar nicht mehr so wichtig. Denn die klassischen Modenschauen sind längst nicht mehr das, wofür die Branche in die deutsche Hauptstadt kommt. Hier zeigen auch in dieser Saison kaum noch namhafte, wirtschaftlich auch international erfolgreiche Labels ihre neuen Kollektionen. Präsentieren dürfen sich dort stattdessen vornehmlich lokale Designer, die den großen Auftritt gerne nutzen, um ein wenig Aufmerksamkeit zu erhaschen. So wird dort neben erfahrenen Berliner Labels wie Perret Schaad, Hien Le oder Vladimir Karaleev auch eine Debütantin wie die Berliner Esmod-Absolventin Leonie Mergen ihre Entwürfe vorstellen.

Doch die wirklich relevanten Ereignisse finden anderswo statt. Als Adresse für anspruchsvolle Mode aus Deutschland hat sich der Berliner Mode Salon im Kronprinzenpalais etabliert, die Geschäfte werden aber auf den Messen gemacht. Und da hat sich Berlin in den vergangenen Jahren einen internationalen Ruf erarbeitet. Es geht längst nicht mehr um alternative Avantgarde oder nachlässige Streetwear – Stile, die das Image der Stadt prägen mögen, aber wirtschaftlich nicht wirklich relevant sind – sondern um solide organisierte Veranstaltungen, die Aussteller und passende Einkäufer möglichst effektiv zusammenbringen. Und das funktioniert in Berlin mittlerweile erstaunlich gut.

Die Berliner Modemessen bieten internationalen Einkäufern ein einzigartiges Portfolio

Im Zentrum steht dabei die Premium. Die auf hochwertige Damenmode und passende Accessoires ausgerichtete Messe hat seit ihrem Debüt im Jahr 2003 alle Diskussionen um die Modemetropole Berlin erfolgreich überstanden, weil sie ebenso standhaft wie flexibel war. Immer wieder haben die Organisatoren das Portfolio erfolgreich justiert, um aktuelle Trends in der Modebranche zu berücksichtigen. Und so können sie sich Saison für Saison über steigende Besucherzahlen freuen.

Gleichzeitig hat die hinter der Messe stehende Gesellschaft ihre Stellung in Berlin immer weiter ausgebaut: Sie kaufte nach und nach einige der wichtigsten anderen Veranstaltungen auf. Mittlerweile gehören neben der längst von der Hauptveranstaltung emanzipierten Menswear-Schau Seek auch die Street- und Sportswearmesse Bright und die auf Damenmode und Accessoires spezialisierte Show & Order der Premium Exhibitions GmbH. Das ermöglicht eine gezielte Ausrichtung der Veranstaltungen auf die Bedürfnisse einzelner Besuchergruppen, die bislang ausgesprochen erfolgreich war.

Auch andere Messen haben sich zu festen Größen gemausert. Das gilt insbesondere für die Panorama. Ihr Portfolio schien anfangs kaum zu Berlin zu passen. Sie hat sich von vornherein auf eher unspektakuläre, aber massentaugliche Marken spezialisiert – das genaue Gegenteil des „Arm aber sexy“-Klischees, das vielerorts immer noch mit Berlin assoziiert wird. Doch mittlerweile hat sich die Messe etabliert und ist auf beachtliche Dimension gewachsen.

Ökomode und Handwerkskunst: Berlin bietet besondere Angebote

Ergänzt werden die Großveranstaltungen durch hoch spezialisierte Spartenmessen. Mit dem Green Showroom und der Ethical Fashion Show, die seit einigen Jahren mit der Messe Frankfurt ein internationales Schwergewicht als Eigentümer und Veranstalter im Rücken haben, ist das Öko-Mode-Segment traditionell stark vertreten.

Und dann ist da auch die Selvedge Run, die inzwischen bereits in ihre vierte Saison geht. Die unabhängige Messe füllt eine Lücke, die sich mit dem Ende der Bread & Butter aufgetan hatte. Sie hat sich auf handwerklich hochwertige Labels spezialisiert, die es früher in den anspruchsvollen Segmenten der längst insolventen Leitmesse zu entdecken gab. Inzwischen versteht sich die Selvedge Run als Rundumausstatter für den stil- und qualitätsbewussten Mann – neben Bekleidung gibt es in der Kulturbrauerei auch Herrenkosmetik, Accessoires und Interior Design zu sehen. So wird der gesamte Bedarf auf Männer ausgerichteter progressiver Concept Stores abgedeckt.

Mit dieser Mischung bieten die Berliner Messen in den kommenden drei Tagen einheimischen und internationalen Einkäufern ein in Europa einzigartiges Angebot. Die Laufstegschauen wirken da wie ein schmückendes – und nach wie vor durchaus medienwirksames – Beiwerk.

Fotos: FashionUnited
Berlin Fashion Week
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Selvedge Run