Vom Oberlehrer zur Partymaus: Die Trend-Archetypen der Berliner Modewoche
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In dieser Woche bildete die Berliner Modewoche die Vorhut für den eingeleiteten ‘Fashion Month’ mit Schauen in New York, London, Mailand und Paris. Auch wenn die deutsche Hauptstadt mit ihren Designer:innen und Marken nicht ganz bei den ‘großen Vier’ mitspielen kann, gab es einige interessante Trends zu sehen. Neben dem Techno-orientierten Berlin-Style mit viel Latex und nackter Haut rießen sich andere Kollektionen auch am Riemen, schnürten sich zusammen und zeigten, dass auch in der Party-Metropole gearbeitet wird.
Zugeschnürt
Ganz nach dem Vorbild des klassischen Korsetts setzen Marken wie Kitschy Couture und Richert Beil in dieser Saison auf Schnürungen, die Stücke zusammenhalten. Im Gegensatz zur Korsage wurde für HW24 nicht auf körperbetonende Silhouetten gesetzt. Diese blieben meist geradlinig oder auch weit und fließend.
Alternativen zu Schnüren und Ösen bieten Back2Back und Damur, die die Verstell-Mechaniken von Kapuzen und Outerwear nutzen, um ihre Looks zusammen zu schnüren. Statt der praktischen Größenanpassung von Kapuzen und Ärmeln wurden hierdurch Falten gebildet und so das Kleidungsstück angepasst.
Ziernähte
Neben den Schnürungen waren aber auch Ziernähte ein beliebtes Detail auf den Laufstegen in Berlin. Durch die großflächigen Stiche entstanden teils wilde Muster, die auf kurzen Blazern, aber auch ledernen Kleidern zu sehen waren. Bei Lueder dagegen zierte nur eine einzelne abgerundete Linie einen gelblichen, orangen Pullover, die durch das Zusammenspiel aus Farbverlauf und Art der Stiche an eine Operationsnarbe erinnerte.
Kurze Jacken
Besonders in der Menswear scheinen in Berlin diese Saison gekürzte Jacken beliebt zu sein. Vom schlichten Blouson bis zur engen Biker-Lederjacke gingen die knappen Stücke nicht oder gerade so über den Bauchnabel. Je nach Style und Kollektion kann der restliche Look sportlich, lässig, aber auch schicker sein.
Micro-Tops
Noch knapper wurde es nur bei den Looks, die auf Micro-Tops setzen. Ganz im Sinn der wilden Berliner Clubs, bei denen auch gerne mal auf Kleidung verzichtet wird, wurden Glitzergürtel und Latex-Feder-Tubetops zum einzigen Stück Material auf dem Oberkörper. Olivia Ballard schickte derweil einen minimalistischen, aus Silberketten geflochtenen BH auf den Laufsteg.
Workwear mal anders
“Wer feiern kann, kann auch am nächsten Tag arbeiten” schien auch in Berlin das Motto der Saison gewesen zu sein, denn neben den feierlustigen Looks zeigte sich auch das ein oder andere Outfit, das von Berufsbekleidung inspiriert wurde. Dabei ist aber nicht von Anzügen à la Office-Punk oder Workwear-typischen Stücken wie Denim- und Cargohosen die Rede, sondern wirklich Bekleidung von verschiedenen Berufen.
So schickte Glück Cloth eine Ballerina mit steif ausgestelltem Tutu auf den Laufsteg, SF1OG bei der vom Klassenzimmer-inspirierten Kollektion den Lehrer mit Kaffeetasse und Zeitung und Haderlump als Teil der wiederholten Kooperation mit DHL den stylischen Paketbote mit schicker Anzughose.
Marke-Designer Mario Keine ließ sich für einen Teil seiner Kollektion zwar von Taufkleidern und den passenden Hauben inspirieren, erinnern sie am ausgewachsenen Modell doch eher an die Arbeitskleidung von historischen Dienstmädchen mit Rüschenschürze sowie an eine Toque, die weiße Mütze des Küchenpersonals.