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Asos meldet Jahresverlust und kündigt einschneidende Reformen an

Von Jan Schroder

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Bild: Asos Plc

Der britische Bekleidungshändler Asos Plc hat das Geschäftsjahr 2021/22 wie erwartet mit schwachen Zahlen abgeschlossen. Der steigende „Inflationsdruck“ habe das Kaufverhalten der Kund:innen in der zweiten Jahreshälfte negativ beeinflusst, erklärte das Unternehmen in seinem am Mittwoch veröffentlichten Geschäftsbericht. Gleichzeitig kündigte der Einzelhändler eine Reihe von Reformen an, mit denen er sein Geschäftsmodell den unsicheren Marktbedingungen anpassen will.

Im Ende August abgeschlossenen Geschäftsjahr belief sich der Konzernumsatz auf 3,94 Milliarden Britische Pfund (4,52 Milliarden Euro). Damit übertraf er das Vorjahresniveau lediglich um ein Prozent. Bereinigt um Wechselkursveränderungen und die Folgen der Anfang März vollzogenen Einstellung des Russland-Geschäfts wuchsen die Erlöse um vier Prozent.

Umsatzzuwächse in Großbritannien und den USA können die schwache Nachfrage in Kontinentaleuropa kaum kompensieren

Solide Zuwächse erzielte der Bekleidungsanbieter in Großbritannien und den USA: Auf dem Heimatmarkt stieg der Umsatz um sieben Prozent auf 1,76 Milliarden Britische Pfund, in den USA legte er nicht zuletzt dank der erfolgreichen Partnerschaft mit der Warenhauskette Nordstrom um 14 Prozent (währungsbereinigt +10 Prozent) auf 531,4 Millionen Britische Pfund zu.

Weniger gut sah es in den übrigen Märkten aus: In den Ländern der Europäischen Union (EU) verfehlten die Erlöse mit 1,17 Milliarden Britischen Pfund das Vorjahresniveau um ein Prozent (währungsbereinigt +2 Prozent). In Deutschland hätten sich die Auswirkungen der steigenden Energiepreise auf das Kaufverhalten negativ bemerkbar gemacht, in Frankreich sei die Nachfrage im Onlinehandel generell zurückgegangen, weil die Kund:innen nach den pandemiebedingten Beschränkungen wieder vermehrt in stationären Läden einkauften, teilte das Unternehmen mit.

Unter dem Strich steht ein Nettoverlust von fast 31 Millionen Britischen Pfund

Im Rest der Welt sank der Umsatz von Asos um 22 Prozent (währungsbereinigt -20 Prozent) auf 472,3 Millionen Britische Pfund. Die hohen Einbußen waren nicht zuletzt auf die Einstellung der Aktivitäten in Russland zurückzuführen. Bereinigt um diesen Faktor schrumpften die entsprechenden Erlöse um elf Prozent (währungsbereinigt -9 Prozent).

Höhere Kosten, umfangreichere Preisnachlässe und gestiegene Retourenzahlen sowie negative Einmalfaktoren belasteten das Ergebnis. So musste das Unternehmen einen operativen Verlust in Höhe von 9,8 Millionen Britischen Pfund verbuchen, nachdem im Vorjahr noch ein Betriebsgewinn von 190,1 Millionen Britischen Pfund erzielt worden war.

Unter dem Strich stand ein Nettofehlbetrag von 30,8 Millionen Britischen Pfund (35,4 Millionen Euro). Das Geschäftsjahr 2020/21 hatte Asos mit einem Überschuss von 128,4 Millionen Britischen Pfund abgeschlossen. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Steuern belief sich auf 22,0 Millionen Britische Pfund und lag damit im Rahmen der Erwartungen.

Mit einem umfassenden Reformprogramm will das Unternehmen seine Flexibilität und Effizienz steigern

Angesichts der jüngsten Entwicklung kündigte CEO José Antonio Ramos Calamonte umfassende Reformen an: Während Asos in Großbritannien ein „starkes Unternehmen“ sei, habe sich das Auslandsgeschäft trotz hoher Investitionen „enttäuschend“ entwickelt, räumte er ein. Dort bestehe „großer Verbesserungsbedarf“, weil das bisherige Geschäftsmodell angesichts geringerer Umsatzzuwächse „ineffizient“ geworden sei.

So plant das Unternehmen nun einschneidende Veränderungen, die im Laufe der kommenden zwölf Monate umgesetzt werden sollen. Im Zentrum stehen Reformen bei der Beschaffung und beim Bestandsmanagement. Ziel sei es, die Einkaufszyklen zu beschleunigen und auf diese Weise neue Produkte schneller verfügbar zu machen und das Sortiment attraktiver zu gestalten, erklärte Asos.

Gleichzeitig sollen die Lagerbestände verringert und Restposten künftig nicht mehr mit hohen Preisnachlässen auf der eigenen Plattform, sondern auf „anderen Wegen“ abverkauft werden. Im Zuge dieser Maßnahmen würden im neuen Geschäftsjahr Abschreibungen in Höhe von 100 bis 130 Millionen Britischen Pfund auf bestehende Lagerbestände vorgenommen, teilte das Unternehmen mit.

Das Management erwartet einen Verlust im ersten Halbjahr 2022/23

Darüber hinaus kündigte der Konzern allgemeine Sparmaßnahmen an, um „die Fixkosten zu optimieren, die Effizienz der Lieferkette zu erhöhen und überflüssige Ausgaben durch bessere Kontrollen zu eliminieren“. Zudem sollen die Investitionen im laufenden Jahr geringer ausfallen. Statt der bisher geplanten 200 bis 250 Millionen Britischen Pfund will Asos nun lediglich 175 bis 200 Millionen Britische Pfund investieren.

Aufgrund der weiterhin unsicheren Rahmenbedingungen verzichtete das Unternehmen auf konkrete Prognosen für das aktuelle Geschäftsjahr 2022/23. Der Bekleidungshändler rechnet aber mit einem Verlust in der ersten Jahreshälfte, bevor sich im zweiten Halbjahr die positiven Effekte der angekündigten Reformen einstellen dürften.

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