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Gerry Weber: Auswirkungen der Corona-Krise „existenzbedrohend“

Von Jan Schroder

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Erst zu Beginn des Jahres konnte der Bekleidungskonzern Gerry Weber International AG sein Insolvenzverfahren in Eigenregie abschließen. Nun steht das Unternehmen offenbar wieder am Scheideweg. Diesmal stellen die Auswirkungen der Covid-19-Krise eine existenzielle Herausforderung dar. Das geht aus einem Statement des Vorstandes hervor, das Gerry Weber am Donnerstag zusammen mit den Resultaten für das Rumpfgeschäftsjahr 2019 veröffentlichte.

Bis Mitte März sei der Konzern „auf einem guten Weg“ gewesen, erklärten die Vorstände Alexander Gedat und Florian Frank. „Dann erreichte uns mit aller Wucht der Ausbruch der Corona-Krise und die tiefgreifenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen daraus.“ Das Unternehmen habe angesichts der gegenwärtigen Situation, in der alle seine stationären Shops bis auf Weiteres geschlossen sind, bereits „Maßnahmen zur Liquiditätssicherung ergriffen“ und sein Zukunftskonzept angepasst, heißt es in der Stellungnahme. „Dennoch müssen wir konstatieren, dass die Auswirkungen der Corona-Pandemie für unser Unternehmen existenzbedrohend sind.“ Das gelte insbesondere, wenn die laufenden Verhandlungen über Finanzierungsmaßnahmen erfolglos bleiben sollten. Nach eigenen Angaben benötigt der Konzern ein „zusätzliches Finanzierungsvolumen in Höhe eines niedrigen zweistelligen Millionenbetrags“.

Die Umsatz- und Ergebnisprognose für das laufende Jahr wurde deutlich gesenkt

Bereits jetzt erwartet die Konzernführung erhebliche negative Auswirkungen der Krise auf das gesamte Geschäftsjahr: Die „weggebrochenen Umsätze aus März und April“ könne das Unternehmen nicht mehr aufholen, vielmehr sei damit zu rechnen, dass „noch bis in das vierte Quartal 2020 hinein“ weniger Erlöse als geplant erzielt werden können. Dementsprechend korrigierte der Vorstand seine Jahresprognosen deutlich nach unten: Hatte er bislang einen Umsatz von 370 bis 390 Millionen Euro erwartet, rechnet er nun nur noch mit 260 bis 280 Millionen Euro.

Zudem erwartet das Unternehmen jetzt, dass das normalisierte – also um Sondereffekte bereinigte – Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) „im mittleren zweistelligen Millionenbereich negativ sein wird“. Ursprünglich war es für 2020 von einem „ausgeglichenen bis leicht negativen“ normalisierten EBITDA ausgegangen.

Im Rumpfgeschäftsjahr 2019 erfüllte der Umsatz die Erwartungen

Gleichzeitig legte der Konzern seine Geschäftszahlen für das Rumpfgeschäftsjahr 2019 vor. Es umfasst die Monate April bis Dezember, also den Zeitraum, in dem sich das Unternehmen im Insolvenzverfahren befand. Vergleichbare Vorjahreszahlen für die neun Monate wurden nicht veröffentlicht. Demnach belief sich der Konzernumsatz im Berichtszeitraum auf 330,5 Millionen Euro und entsprach damit den Erwartungen. Das normalisierte und um die Effekte der erstmaligen Anwendung des Rechnungslegungsstandards IFRS 16 bereinigte EBITDA lag bei -6,2 Millionen Euro. Unter dem Strich stand ein Nettogewinn in Höhe von 119,3 Millionen Euro. Dieser kam nach Angaben des Unternehmens aber „vor allem durch Sanierungserträge aus der Ausbuchung von Insolvenzverbindlichkeiten“ zustande.

Foto: Gerry Weber

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