Gerry Weber kann Halbjahresverlust deutlich verringern
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Der Bekleidungskonzern Gerry Weber International AG musste im ersten Halbjahr 2020 einen erheblichen Umsatzrückgang hinnehmen. Neben den Folgen der Corona-Krise hätten dazu auch Einschnitte ins Vertriebsnetz im Zuge der jüngsten Restrukturierungsmaßnahmen beigetragen, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Geringere Abschreibungen und umfassende Sparmaßnahmen sorgten allerdings dafür, dass der Periodenverlust deutlich niedriger ausfiel als im Vorjahreszeitraum.
Nach sechs Monaten lag der Konzernumsatz bei 140,5 Millionen Euro und damit um 43,3 Prozent unter dem entsprechenden Vorjahresniveau. Ein Hauptgrund für die empfindlichen Einbußen waren die zum Schutz gegen die Pandemie angeordneten wochenlangen Ladenschließungen. Das Unternehmen bezifferte den negativen „Covid-19-Einfluss“ im Berichtszeitraum auf 57 Millionen Euro.
Neben den Krisenfolgen drückten die Auswirkungen der in den vergangenen Monaten umgesetzten Restrukturierungsmaßnahmen den Umsatz. Nach eigenen Angaben hat der Bekleidungsanbieter seit dem März vergangenen Jahres 210 in Eigenregie betriebene Verkaufsflächen geschlossen. Die Zahl der von Partnern geführten Wholesale-Flächen verringerte sich im gleichen Zeitraum um 207.
Sparmaßnahmen und geringere Abschreibungen sorgen für Ergebnisverbesserung
Insgesamt schrumpfte der Einzelhandelsumsatz des Konzerns um 50,5 Prozent auf 74,6 Millionen Euro. Ein Plus von knapp fünf Prozent auf 13,1 Millionen Euro im nach wie vor vergleichsweise kleinen Online-Geschäft konnte den Umsatzeinbruch im stationären Handel nicht annähernd kompensieren. Die Erlöse im Großhandelsgeschäft gingen um 32,1 Prozent auf 65,9 Millionen Euro zurück.
Trotz der hohen Umsatzeinbußen machte Gerry Weber deutliche Fortschritte beim Ergebnis. Dazu trugen Kostensenkungen im Rahmen des umfangreichen Reformkonzepts bei, vor allem aber deutlich niedrigere Abschreibungen als im Vorjahreszeitraum: Hatten sich diese im ersten Halbjahr 2019 im Zuge des seinerzeit laufenden Insolvenzverfahrens noch auf 157,3 Millionen Euro belaufen, lagen sie im aktuellen Berichtszeitraum nur noch bei 26,3 Millionen Euro. So schrumpfte der operative Verlust von 122,9 auf 27,3 Millionen Euro.
Der Nettoverlust aus fortgeführten Geschäftsbereichen lag in der ersten Jahreshälfte bei 34,2 Millionen Euro und damit um 76,3 Prozent unter dem entsprechenden Vorjahresniveau von 144,1 Millionen Euro. Einschließlich der Ergebnisbelastungen durch inzwischen aufgegebene Geschäftssegmente hatte der Nettofehlbetrag im ersten Halbjahr 2019 sogar 245,4 Millionen Euro betragen.
Der Konzern ist nach eigener Einschätzung „bislang finanziell verhältnismäßig gut durch die Pandemie gekommen“
Insgesamt fiel die Halbjahresbilanz für den Konzern daher recht zufriedenstellend aus: „Dank der schnellen Reaktion auf die Covid-19-Krise und der konsequenten Umsetzung des Zukunftskonzepts ist Gerry Weber bislang finanziell verhältnismäßig gut durch die Pandemie gekommen“, erklärte das Unternehmen. Auch im stationären Handel beobachtete der Bekleidungsanbieter seit der Wiedereröffnung der Geschäfte im Mai erste Erholungstendenzen. „Zwar ist die Kundenfrequenz wie erwartet geringer als vor Beginn von Covid-19, jedoch steigen die Conversion Rate und die Umsätze per Kundin sowie die Erlöse im Online-Geschäft – ausgehend von jeweils geringen Niveaus – in den vergangenen Wochen kontinuierlich an“, heißt es in einer Mitteilung.
An ihren aktuellen Jahresprognosen hielt die Konzernführung fest. Sie rechnet damit weiterhin mit einem Umsatz im Bereich von 260 bis 280 Millionen Euro. Beim normalisierten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) geht der Vorstand von „einem negativen mittleren zweistelligen Millionenbetrag“ aus.
Foto: Gerry Weber Facebook-Page