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Nachhaltige Textilinnovationen: Bananenfasern

Von Vivian Hendriksz

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Da die Modebranche sich auf eine Zukunft zubewegt, in der textile Ressourcen knapp sind, bleiben natürliche Fasern wie Baumwolle - weiterhin ein ressourcenintensives Material - und erdölbasierte Fasern wie Acryl, Polyester, Nylon und Spandex weiterhin stark gefragt. Aber da die Produktion dieser Fasern dem Planeten auch weiterhin unumkehrbare Schäden zufügt, suchen immer mehr Unternehmen nach nachhaltigen, alternativen Fasern und Stoffen. In dieser neuen Serie untersucht FashionUnited die nachhaltigen Alternativen und Textilinnovationen, die derzeit auf der ganzen Welt verfolgt werden. In diesem Artikel geht FashionUnited der potenziellen Nutzung von Bananenfasern nach.

Bananenfasern, auch als Musafasern bekannt, gehören zu den weltweit stärksten Naturfasern. Sie werden aus dem Stamm der Bananenstaude gemacht, sind biologisch abbaubar und unglaublich haltbar. Die Faser besteht aus dickwandigem Zellgewebe, das durch natürlichen Gummi gebunden ist und hauptsächlich aus Cellulose, Hemicellulosen und Lignin besteht. Bananenfasern ähneln natürlichen Bambusfasern, aber ihre Spinnfähigkeit, Feinheit und Zugfestigkeit sind besser. Bananenfasern können zur Herstellung verschiedener Textilien unterschiedlicher Schwere und Stärke verwendet werden, je nachdem, aus welchem Teil der Bananenstaude die Faser extrahiert wurde. Die dickeren, stabileren Fasern werden den Außenhüllen entnommen, während die inneren Hüllen weichere Fasern hervorbringen.

Bananenfasern - eine nachhaltige Alternative zu Seide

Auch wenn nicht viele Menschen wissen, dass Bananenfasern existieren oder wie sie verwendet werden, sind sie keine neue Erfindung. Bereits seit dem frühen 13. Jahrhundert wurden in Japan Fasern aus den Stämmen von Bananenstauden hergestellt. Aber die Verwendung von Bananenstauden als Quelle von Textilfasern nahm ab, sobald andere Fasern wie Baumwolle und Seide aus China und Indien beliebter wurden. Aber derzeit erfahren Bananenfasern nicht nur in der Modebranche ein Comeback, sondern auch in zahlreichen anderen Branchen auf der ganzen Welt. Sie werden für verschiedene Produkte von Teebeuteln und Autoreifen bis hin zu Saris und japanischen Yen-Noten verwendet.

Bananenfasern können zur Herstellung von Seilen, Matten, Webstoffen sowie handgefertigtem Papier verwendetet werden. Das Unternehmen Green Banana Paper auf der Insel Kosrae in Mikronesien verwendet Bananenfasern, um vegane Brieftaschen, Geldbörsen, Perlen und Papier herzustellen. Green Banana Paper wurde von Matt Simpson gegründet und stellt seine Produkte aus recycelten Bananenstauden her, die auf der ganzen Insel angebaut werden. Statt also Bananenstauden zu verschwenden, kauft das Unternehmen sie den Bananenbauern der Insel ab und gibt ihnen so eine zusätzliche Einnahmequelle.

“Unsere Fasern kommen aus den Gärten der Subsistenzwirtschaft der Bauern aller Dörfer von Kosrae”, erklärt Simpson gegenüber FashionUnited. “Die Stämme würden sonst weggeschmissen, da Bananenstauden nur einmal pro Zyklus Früchte tragen und entfernt werden, um Platz für neue Ableger zu schaffen, die aus demselben Wurzelsystem wachsen. Die Fasern geben sehr starkes Papier, das geeignet ist, nicht-biologisch abbaubare oder tierische Materialien in bestimmten Industrien und der Modebranche zu ersetzen.” Laut Green Banana Paper sind Bananenfasern sind nicht nur von Natur aus wasserfest, sondern auch sehr feuerbeständig, reißfest und recycelbar. Um ihre Produkte noch haltbarer zu machen, versiegelt das Unternehmen das Papier mit einer dünnen Wachsschicht.

Bananenfasern aus Abfallprodukten

Im Laufe der Jahre hat der weltweite Konsum von Bananen den Gebrauch von Bananenfasern in der industriellen Textilproduktion rasch überholt. Im Durchschnitt werden etwa 11,9 kg Bananen pro Person im Jahr konsumiert, aber mehr als eine Milliarde Tonnen von Bananenstauden werden jedes Jahr weggeworfen, da die Pflanzen nur einmal in ihrem Leben Früchte tragen, bevor sie sterben. Die Forschung hat gezeigt, dass man 37 kg Stämme braucht, um ein Kilo Bananenfasern zu produzieren. Zudem berichtet das philippinische Textilforschungsinstitut, dass die Bananenplantagen im Land allein im Jahr 2012 über 300.000 Tonnen Fasern erzeugen konnten. Seit Beginn des Jahres 2014 hat Green Banana Paper 80.000 kg weggeworfene Bananenstauden recycelt.

Allerdings ist das Extrahieren der Bananenfasern aus dem Bananenstamm kein einfaches Verfahren. “Es ist ein arbeitsintensiver Prozess, bei dem wir die Abfallstämme verschiedener Bauern in unserem LKW transportieren, den Pseudostamm Hülle um Hülle auseinanderreißen und jede Hülle in unsere Extraktionsmaschine legen, um die Fasern zu entfernen”, erklärt Simpson. “Danach beginnt die Papierherstellung.” Bananenpapier wird aus den extrahierten Zellstofffasern hergestellt - Bananengarn oder Stoff wird durch einen etwas anderen Prozess gewonnen. Zuerst werden Streifen der Hülle in einer alkalischen Lösung gekocht, um sie weich zu machen und zu trennen. Sobald die Bananenhäute und Fasern getrennt sind, werden die Fasern miteinander verbunden, um lange Fäden zu erzeugen, die dann naß gesponnen werden, um zu verhindern, dass sie zerbrechen. Danach können die Fäden gefärbt oder gewebt werden.

Green Banana Paper verwendet das Bananenpapier, um Brieftaschen zu machen und verwebt die rohen Bananenfasern zu handgewebte Artikeln wie Geldbörsen und Laptop-Taschen. Während Green Banana Paper Chemikalien so weit wie möglich vermeidet, ist Simpson sich der Möglichkeiten bewusst, mehr natürliche Farbstoffe zu verwenden. “Wir ziehen es vor, den Einsatz von Chemikalien so weit wie möglich zu vermeiden, aber wir haben natürliche Farbstoffe wie Indigo definitiv im Blick, um Variationen und faszinierende Designs zu schaffen.”

Stoffe aus Bananenfasern sind weich und geschmeidig, zudem atmungsaktiv und ein natürliches Sorptionsmittel. Sie neigen dazu, einen natürlichen Glanz zu haben, weshalb sie oft mit Seide verglichen werden, werden jedoch inzwischen als eine nachhaltige Alternative zu Baumwolle und Seide gesehen. Bananenfasern, die angeblich nahezu kohlenstoffneutral sind, werden auch oft mit Hanf und Bambus verglichen, obwohl sie nicht so haltbar sind. Im Moment gibt es jedoch noch gewisse Einschränkungen, was alles aus Bananenfasern gemacht werden kann.

“Leider ist unser Papier nicht ganz so stark oder dehnbar genug, um in super stressigen Anwendungen eingesetzt zu werden, wo jeder Artikel sein Leben lang der Wäsche in einer Waschmaschine ausgesetzt ist”, sagt Simpson. Aus diesem Grund hat das Unternehmen die Ausweitung auf häufig verwendete Kleidungsstücke wie T-Shirts, Hosen oder Jacken unterlassen. Dies hat jedoch andere Unternehmen wie den Öko-Textil-Betrieb Offset Warehouse, den Stoffvertrieb THIS Co. und Frabjous Fibern nicht davon abgehalten, handwerkliche Stoffe aus Bananenfasern anzubieten.

Offset Warehouse arbeitete zuvor mit einem NGO-Partner in Nepal zusammen und bietet dicke, handgewebte Stoffe aus Bananenfasern an. THIS Co. stellt einen halbtransparenten Bananenstoff her, der in den ländlichen Gebieten der Philippinen auf hölzernen fussbetriebenen Webstühlen hergestellt wird. Frabjous Fibers bietet handgesponnene und bemalte Bananen-Seidenstoffe an. Trotz des großen Potenzial, das Bananenfasern bieten, hat es das Material noch nicht geschafft, in der Modebranche komplett wiederbelebt zu werden. Auch wenn die meisten Unternehmen und Marken lieber an herkömmlicheren Materialien festhalten, bieten Bananenfaser jedoch denen eine nachhaltige Alternative, die eine einzigartige und umweltfreundliche Lösung suchen.

Ursprünglich von Vivian Hendriksz für FashionUnited UK geschrieben; übersetzt von Simone Preuss.

Fotos: Green Banana Paper

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