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Trauer um Esprit. Stimmen aus dem Netz

Von Weixin Zha

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The Grove in Los Angeles Pop-up. Credits: Esprit

Die Menschen hinter Esprit haben eine schwere Woche hinter sich. Der Bekleidungskonzern gab vergangene Woche bekannt, sich nur noch auf das Lizenzgeschäft zu beschränken. Operative Aktivitäten wie Vertrieb und Produktion sollen komplett an einen Lizenzpartner abgegeben werden. Die noch rund 1.300 Mitarbeitenden in Deutschland bangen nun um ihre Jobs, weil potenzielle Investor:innen die Aktivitäten in Deutschland erheblich reduzieren könnten. Die niederländische Tochter Esprit BV soll ihren Betrieb einstellen.

Auf dem Karrierenetzwerk Linkedin melden sich indes Modefachleute zu Wort, die über die Gründe hinter der Misere bei Esprit diskutieren, aber auch viele nostalgische Stimmen sind dabei.

Managementversagen

Esprit strauchelte zusehends in den vergangenen Jahren. Im Zuge einer Insolvenz 2020 wurde das Modeunternehmen schrittweise von einer neuen Großaktionärin Karin Lo übernommen. Die neue Eigentümerin kündigte mit einem Relaunch, Expansionsplänen und der Eröffnung von einer Kreativzentrale in New York große Pläne an. Aber diese fruchteten nicht.

„So schnell endet es, wenn angeschlagene Marken in den Händen eines Eigentümers mit einer unrealistischen Vision und einem Fantasiemarktansatz landen, der das restliche Geld verbrennt, als gäbe es kein Morgen. Jetzt gibt es kein Morgen mehr! Lebe wohl Esprit! Du wirst nie mehr derselbe sein”, schreibt der ehemalige Esprit-Manager Thomas Fröhlich in einem Beitrag auf Linkedin. Schnell pflichten viele Kontakte und ehemalige Kolleg:innen dem ehemaligen Head of Wholesale Europe & Americas bei.

Schlechte Managemententscheidungen sehen auch andere als den Grund für den Niedergang der Marke über die vergangenen Jahre.

„Ich finde das sehr traurig. Ich erinnere mich an einen Umsatz von über 1 Milliarde mit Damenbekleidung. (...) Schlechte Führung und strategische Entscheidungen haben zum Niedergang der Marke geführt, während ihre Konkurrenten, die als weniger stark galten, überlebt und fröhlich Marktanteile erobert haben, weil sie die Zielkundschaft wirklich verstanden haben”, schreibt Rosey Cortazzi, die derzeit Womenswear-Labels für den britischen Einzelhändler Marks & Spencer betreut.

Der Geschäftsführung soll es zuletzt auch an Verständnis für den Hauptmarkt in Europa gemangelt haben, finden andere.

„Totales Versagen des Managements in den letzten Jahren. Es wurde leider nicht besser. Das wäre alles machbar gewesen mit Sinn und Verstand”, sagt Sabine Tramontana. Die Leiterin für Sourcing und Design bei der CBR Fashion Group arbeitete laut ihrem Linkedin-Profil bis 2010 als Head of Buying bei Esprit. „Wenn einem aber alle Kenntnisse und das Verständnis für den deutschen / europäischen Markt fehlen, kann man es auch mit der stärksten Produktmannschaft und loyalen langjährigen Mitarbeitern nicht retten. Mir tut es persönlich sehr leid für alle, die so hart gekämpft haben.”

Gute Zeit bei Esprit

In vielen Beiträgen klingt auch Wehmut durch, einige langjährige Mitarbeitende und Ehemalige trauern, um ein – ehemals – gutes Arbeitsumfeld.

„Mein Herz weint, seit wir gestern über die Situation und die Konsequenzen informiert wurden, mit denen wir und die unglaubliche, fantastische Marke Esprit nun konfrontiert sind. Ich spreche sicherlich für die Mehrheit meiner hochgeschätzten und geliebten Kollegen, wenn ich sage: dies war einer... nein der dunkelste Moment meines Arbeitslebens”, schreibt Ralf Wanning, Key Account Manager Lifestyle, ein einem Beitrag auf Linkedin.

Insbesondere den Teamgeist und die guten Kolleg:innen loben viele Kommentare von Modefachleuten, die mehr als eine Dekade bei Esprit arbeiteten.

„Ich war stolz darauf, elf Jahre lang für diese großartige Marke zu arbeiten. Diese großartige Corporate Identity, sehr motivierte Mitarbeiter und tolle Kollegen werde ich für immer vermissen. Nicht zu vergessen die tolle E-Lounge!”, schreibt die ehemalige Esprit-Bekleidungstechnikerin Miriam Wegmann. „Es war so traurig zu sehen, dass das Unternehmen den internen Geist innerhalb von nur wenigen Jahren zerstört hat. Es war offensichtlich, dass der neue Eigentümer mit teuren Büros und Doppelstellen Geld verbrannt hat."

„In 17 Jahren von ganz oben nach ganz unten. Es war großartig, die Jahre des Erfolgs bei Esprit mitzuerleben. Die Teams hatten damals einen unglaublichen Flow”, sagt Marjo Hartikainen. Die Beraterin für nachhaltige Textilien blickt auf eine 15-jährige bei Esprit zurück. „Es ist traurig, das Unternehmen verschwinden zu sehen. Aber es ist eine echte Lernerfahrung für alle, zu wissen, was man falsch machen kann.”

Esprit
Esprit Holdings Ltd.
Insolvenz