„Deutlicher Kundenschwund“: Handelsverband glaubt nicht an positive Trendwende im Weihnachtsgeschäft
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Auch in der Woche vor dem zweiten Advent litt der deutsche Einzelhandel unter den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie. Die Geschäfte seien zwar etwas besser verlaufen als in den vorangegangenen Tagen, trotzdem bleibe die Lage aber „insbesondere in den Innenstädten dramatisch“, erklärte Stefan Genth, der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE), am Sonntag unter Berufung auf eine aktuelle Branchenumfrage.
„Viele Einzelhändler wissen nicht mehr, wie sie diese Krise angesichts der schrumpfenden Umsätze überstehen sollen. Das in normalen Jahren so umsatzstarke Weihnachtsgeschäft könnte 2020 für bis zu 50.000 Händler in die Insolvenz führen“, warnte Genth. Auch die Aussichten für die kommenden Wochen lassen keine wesentliche Besserung erwarten: „Es gibt derzeit wenig Hoffnung, dass das Weihnachtsgeschäft vor allem für die innerstädtischen Händler noch eine positive Wendung nehmen kann. Hier fällt bei vielen die mit Abstand umsatzstärkste Zeit weg“, erklärte der HDE-Hauptgeschäftsführer. Angesichts der Einbußen sei es nun „wichtig, dass die Überbrückungshilfen auch im Einzelhandel ankommen“, so Genth. „Ansonsten werden wir viele Insolvenzen erleben und damit große Lücken in den Innenstädten.“
Vor allem innerstädtische Bekleidungshändler beklagen weiterhin Umsatzeinbußen
Eine Befragung von 500 Einzelhandelsunternehmen durch den Verband habe ergeben, dass „im Bereich Bekleidung bisher 80 Prozent der Händler mit dem Gesamtverlauf des bisherigen Weihnachtsgeschäfts unzufrieden sind“, erklärte der HDE. In dieser Sparte hätten die Umsätze zuletzt „um ein Drittel unter dem Vorjahresniveau“ gelegen. „In der Folge sehen sich 45 Prozent der Innenstadthändler wegen der Coronakrise in existenzieller Not. Über alle Handelsbranchen hinweg liegt dieser Wert bei 35 Prozent“, erläuterte der Verband.
Während der Bekleidungshandel besonders unter sinkenden Kundenfrequenzen und Umsätzen litt, erlebten andere Segmente in den vergangenen Tagen eine leichte Erholung. „Vor allem Händler aus weihnachtsaffinen Branchen wie Spielwaren, Einrichtung, Accessoires, aber auch Unterhaltungselektronik und Lebensmittel berichten von ansteigenden Besucherzahlen“, erklärte der HDE. Im Vergleich zum Vorjahr bleibe „der Kundenschwund allerdings deutlich“. Hauptgeschäftsführer Genth mahnte daher neben Finanzhilfen auch eine Änderung der Rechtslage an, um den betroffenen Händlern eine Reduzierung ihrer Mieten zu ermöglichen.
Trotz der anhaltenden Schwierigkeiten aufgrund der Pandemie prognostiziert der HDE dem deutschen Einzelhandel ein kleines Umsatzplus für das laufende Weihnachtsgeschäft: Er erwartet, dass die Umsätze der Branche in den Monaten November und Dezember gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 1,2 Prozent auf 103,9 Milliarden Euro steigen. Für den leichten Zuwachs soll der Onlinehandel sorgen, dem der Verband ein Verbesserung um 19,0 Prozent auf 17,5 Milliarden Euro voraussagt.
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