E-Commerce-Bericht: Online-Basis verstärkt sich in Deutschland
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Die Covid-19-Pandemie hat die Art, wie Verbraucher einkaufen, weltweit verändert; auch Deutschland ist da keine Ausnahme. Laut dem „Germany 2020“ E-Commerce Länderbericht von RetailX in Partnerschaft mit Tealium hat die Pandemie zu einem Anstieg der Zahl der Verbraucher geführt, die online einkaufen, insbesondere ältere und anfälligere Menschen.
Die digitale Plattform erwartet, dass viele dieser Verbraucher - gerade nach positiven ersten Erfahrungen - auch weiterhin online einkaufen werden und so zum Wachstum eines Marktes beitragen, der eigentlich gesättigt ist. 2020 soll der deutsche B2C-E-Commerce-Umsatz auf über 100 Milliarden Euro ansteigen, wobei Mode und Bekleidung nach elektronischen Artikeln den Markt antreibt.
„Logistisch ist Deutschland auf Erfolgskurs mit dieser wachsenden Basis … Am wichtigsten ist vielleicht, dass Einzelhändler erkannt haben, wie wichtig die Digitalisierung ist und Onlineshops eröffnet haben, um während des Lockdowns einige - wenn auch begrenzte - Umsätze generieren zu können. Da sie nun mehr Möglichkeiten haben, online einzukaufen, werden deutsche Verbraucher wahrscheinlich ihre Online-Einkäufe beibehalten, auch da sie jetzt wieder die Freiheit haben, den stationären Handel zu besuchen“, schätzt RetailX.
Nachhaltigkeit bleibt
„Der Trend, der wahrscheinlich am offensichtlichsten ist, weil er so groß geworden ist, ist die Nachhaltigkeit. Dieses ganze Konzept ist aufgrund der Diskussionen über den Klimawandel überall so stark in den Vordergrund getreten, dass es sowohl für Einzelhändler als auch für Verbraucher so wichtig geworden ist, wie es 2019 nicht der Fall war“, erklärt Patrick Schwalger vom Händlerbund.
Der Eintritt auf den deutschen E-Commerce Markt ist für neue Akteure nicht besonders schwierig, besonders, wenn sie aus China kommen und es sich um einen Marktplatz handelt: Nach heimischen Einzelhändlern ist China bei deutschen Verbrauchern das beliebteste Land, wenn es um den Online-Einkauf geht. Marktplätze tragen dabei 40 Prozent zum Online-Umsatz bei.
Deutsche Online-Shopper kaufen über Marktplätze
„Eine der Auffälligkeiten, die wir beobachten konnten, ist asiatische Händler, die in die EU kommen, nicht unbedingt über große Plattformen, aber auch über neue Kanäle wie Wish, oder direkt an Verbraucher mit direkten, in Facebook eingebetteten Kampagnen und Instagram. Dies war im Jahr 2018 eher weniger ein Trend, sondern wurde erst 2019 marktbeherrschend“, bestätigt Martin Gross-Albenhausen, Geschäftsführer des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V.
Er sieht auch einen verstärkten Gebrauch von KI-Features seit dem letzten Jahr, die die Art und Weise verändern, wie sich das Online-Marketing gestaltet. Zudem weist er darauf hin, dass mehr Menschen von ihren mobilen Geräten einkaufen - ein Drittel des Umsatzes wird hier generiert - dass die Konversionsrate aber noch geringer ist als bei Desktop-Benutzern.
E-Commerce-Trends: mehr, mondän und mobil
Was die drei größten E-Commerce-Trends des letzten Jahres angeht, die sich auch 2020 fortsetzen werden, so zählt Gross-Albenhausen einen Zuwachs der Häufigkeit des Online-Einkaufs dazu, wobei jeder dritte Kunde mehr als einmal die Woche online einkauft. Zweitens gehen Verbraucher auch online, um Alltägliches zu kaufen und drittens haben mobile Geräte den E-Commerce in Deutschland stark angekurbelt.
Es könnte jedoch besser sein, was die Digitalisierung in Deutschland im Allgemeinen angeht: „Viele deutsche Verbraucher, Einzelhändler und Unternehmen haben immer noch nicht die digitale Denkweise, die wir in anderen Ländern sehen. Es besteht eindeutig ein Mangel an Digitalisierung sowohl im kommerziellen Sektor als auch in der deutschen Gesellschaft im Allgemeinen“, stellt Schwalger fest.
Herausforderungen für den deutschen Onlinehandel
Er macht dafür ein allgemeines Misstrauen gegenüber E-Commerce verantwortlich, sowohl in Bezug auf die Sicherheit im Netz, aber auch was die Zerstörung des stationären Handels in den Innenstädten angeht: „Es wird angenommen, dass E-Commerce die Läden vor Ort zerstört, obwohl das sicher nicht stimmt. Man muss beides haben, man kann beides tun, und beides ergänzt sich gegenseitig - ein wahrhaft allumfassender Ansatz“, rät Schwalger. Ein weiteres Problem sind auch zu schwer durchschauende Richtlinien für den Onlineverkauf, die Neueinsteiger abschrecken.
Amazon und Ebay treiben Onlineverkäufe in Deutschland an
Gross-Albenhausen weist darauf hin, dass zwei Drittel aller deutschen Einzelhändler keinen eigenen Onlineshop haben - zum einen suchen sie den direkten Kundenkontakt im Laden, zum anderen handelt es sich um kleine Unternehmen, die keine Ressourcen dafür haben. Sie greifen auf Amazon und eBay zurück, um online zu verkaufen; in Zukunft wird sich dies auch auf Facebook und Instagram ausweiten. „Diese Denkweise ist zwar ein Problem, gibt aber andererseits jedem Unternehmer mit einer guten Idee viel Raum, um nach Deutschland zu kommen“, gibt Gross-Albenhausen zu bedenken.
Lokal ist wichtig
Was andere treibende, durch Covid-19-ausgelöste Faktoren angeht, so verweist Schwangler auf eine anhaltende Lokalisierung: „Abgesehen von der Digitalisierung liegt der Schwerpunkt meiner Meinung nach mehr auf lokalen Produkten und lokalen Herstellern - die Menschen wollen lokale Produzenten und kaufen während dieser Zeit vor Ort ein. Derzeit gibt es viele neue Partnerschaften in diesem Bereich, mit lokalen Produzenten, die lokale Marktplätze/Plattformen schaffen, um neue Wege zur Verbindung und Vermarktung zu finden. Es wird interessant sein zu sehen, ob dies fortgeführt wird“.
Foto und Grafiken: „Germany 2020“ / RetailX