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Indien: Geldentwertung verzögert Saisonbeginn für Einzelhandel

Von Simone Preuss

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Einzelhandel

Die Auswirkungen der Geldentwertung, der die indische Regierung Anfang November letzten Jahres ahnungslose indische Verbrauchern überraschend aussetzte, machen sich immer noch im Einzelhandel bemerkbar: Zum ersten Mal seit sechs Jahren hat sich der traditionelle Schlussverkauf bei Mode-Einzelhändlern wie Zara, Mango, Tommy Hilfiger, Pepe Jeans und Marks & Spencer mit sechs Wochen weit über die normalen Fristen hinaus verlängert - und das, ohne die Regale leergeräumt zu haben.

Das durch den Währungsswap ausgelöste geringe Verbrauchervertrauen und die Bargeldkrise haben dazu geführt, dass Marken die Ware der letzten Saison nicht verkaufen konnten - trotz reichlicher Anreize wie Werbeaktionen, Cashback-Angeboten und Rabatten von bis zu 70 Prozent. Normalerweise liegt die neue Ware spätenstens zum Valentinstag in den Geschäften bereit; in diesem Jahr aber erstreckt sich der Schlussverkauf bis zum Holi-Frühlingsfest am heutigen Montag.

Einzelhändler bleiben auf Artikeln der letzten Saison sitzen

Bei Zara etwa gibt es 50 Prozent Rabatt und beim britischen Rivalen Marks & Spencer 40 Prozent. Auch bei den US-Unternehmen Nine West und Hush Puppies sind Rabatte von 50 Prozent angesagt; dort gibt es Damenhandtaschen beziehungsweise Schuhe zum halben Preis. Der spanische Modekonzern und die britische Marke Accessorize liegen mit Rabatten von bis zu 70 Prozent darüber, während auch Wäschemarke La Senza und Voi Jeans sich vom allgemeinen Discount-Fieber anstecken ließen.

Und dies wird wohl auch in der kommenden Saison so bleiben, denn Marken wie H&M und People haben bereits mit ganzjährigen Rabatten auf neue Ware angefangen, wie sie bei Onlinehändlern wie Myntra und Jabong üblich sind. Von wenigen Ausnahmen abgesehen hat es auch noch keine Marke geschafft, die neue Ware in jede Filiale zu bringen, da weniger prominente Geschäfte noch zum Absatz alter Ware genutzt werden.

Auch wenn sich allgemein die Bargeldlage im Land nahezu normalisiert hat - von den ersten im Umlauf befindlichen Fälschungen des sowieso wie Spielgeld anmutenden pinken 2000-Rupien-Scheins einmal abgesehen - werden die Auswirkungen auf den Einzelhandel noch eine Weile zu spüren bleiben und es schwierig werden für die indische Textil- und Bekleidungsindustrie.

Um Ähnliches in der Zukunft zu vermeiden, sollten Einzelhändler es der schwedischen Fast Fashion-Kette H&M gleichtun und sich der "Better than Cash"-Initiative der Vereinten Nationen anschließen, die sich für die elektronische Zahlung innerhalb der textilen Lieferkette einsetzt, also etwa die Löhne von Bekleidungsarbeitern, um deren Abhängigkeit von Bargeld zu beenden und ihre finanzielle Selbstständig sowie mehr Transparenz in der Lieferkette zu fördern.

Foto: Marks & Spencer
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