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Berliner Modemessen: Der Neustart scheint gelungen

Von Jan Schroder

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Messen

Am Eröffnungstag der Berliner Modemessen lag der Fokus naturgemäß auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof: Wie würden sich die Panorama und die Neonyt in ihrem neuen Domizil bewähren? Dort mussten sie schließlich mit den Erinnerungen vieler Fachbesucher an die 2014 eingestellte Bread & Butter konkurrieren, die in ihren besten Zeiten mehr als eine bloße Modemesse gewesen war und in den historischen Hallen ein beeindruckendes Spektakel inszeniert hatte.

Schon früh am Dienstag wurde klar, dass sich der Umzug für beide Veranstaltungen gelohnt hatte. Die Panorama wollte nach einer ernüchternden Sommerveranstaltung in den neuen Räumen einen konzeptionellen Neustart wagen. Und der scheint gelungen zu sein: Deutlich kompakter und stimmungsvoller präsentierte sich die Messe, die sich im Wesentlichen auf kommerzielle Marken konzentriert.

 

 

Die Panorama ist in Tempelhof kompakter und stimmungsvoller

Das lag an der geringeren Ausstellerzahl, die nach Angaben von Messechef Jörg Wichmann gegenüber dem vergangenen Sommer um etwa 150 Marken reduziert worden war, vor allem aber am Zusammenspiel der beeindruckenden historischen Baulichkeiten mit dem neuen Konzept. Hatten sich die Anbieter zuletzt in den zweckmäßigen, aber ausgesprochen nüchternen Hallen des Messegeländes am Funkturm zuletzt ganz unterschiedlich präsentiert – teils mit riesigen individuellen Ständen, teils in kleinen, bescheidenen Kojen –, ergab sich nun ein schlüssigeres Bild, das von gleichartigen, klar begrenzten Kompartimenten geprägt wurde. Auch die größeren Flächen der Topmarken sprengten den Rahmen nicht. So wirkte die Messe konzentrierter, geschäftiger und kommunikativer – was durch die augenscheinlich hohe Besucherfrequenz am Dienstag noch verstärkt wurde.

Zudem entfaltete die eindrucksvolle Architektur des früheren Flughafens ihre altbekannte Wirkung. Ein Ziel des Umzugs war es schließlich gewesen, den Erlebnischarakter der Messe durch den stimmungsvollen Ort zu steigern. „Mode lebt von Emotion und Gestaltung. Wenn man die Messe hier ausrichten kann, an einem der schönsten Veranstaltungsorte in Europa, dann ist das super“, sagte Wichmann. Er konnte sich am Ende des ersten Messetages bestätigt fühlen: Die Stimmung war auf der Panorama spürbar besser als vor dem Ortswechsel.

Neben zwei Hangars und einigen kleineren Nebenräumen, die den Aussteller der Selvedge Run & Zeitgeist ein angemessen intimes Umfeld für ihre handwerklich orientierten Produkte boten, nutzte die Messe auch den von einem riesigen Vordach überspannten Teil des Rollfeldes. Dort feierte der Bereich „Brand Avenue“ Premiere, auf dem sich Marken in modularen Pavillons präsentierten. Die standardisierten Boxen konnten die Aussteller individuell einrichten, geplant ist, das Konzept in der kommenden Saison weiter auszubauen.

Die Anziehungskraft der Neonyt ist ungebrochen

Neue Nachbarin der Panorama ist die Neonyt. Die Messe für nachhaltige Mode hatte ihr bisheriges Domizil im Kraftwerk Berlin aufgegeben, in dem dieser Tage erstmals die Modenschauen der Mercedes-Benz Fashion Week stattfinden, und war ebenfalls nach Tempelhof gezogen. Dort fand sie genug Raum, um nach den jüngsten erfolgreichen Veranstaltungen auf die gestiegene Ausstellernachfrage zu reagieren: Mehr als 210 Marken aus 22 Ländern sind diesmal dabei, untergebracht wurden sie in einem der Hangars und einer zusätzlichen temporären Halle auf dem Rollfeld.

 

 

Auch in dieser Saison scheint das Thema Nachhaltigkeit nichts von seiner Attraktivität verloren zu haben – im Gegenteil: „Die Besucherzahl ist am ersten Tag der Neonyt schon so hoch wie nach zwei Tagen im Juli“, sagte Thimo Schwenzfeier, der bei der Muttergesellschaft Messe Frankfurt als Show Director für die Neonyt zuständig ist. In der kommenden Saison werde sich die Veranstaltung angesichts „sehr vieler Anfragen von deutschen und internationalen Marken“ weiter vergrößern müssen.

Zum noch einmal gestiegenen Interesse trug neben der zugkräftigen inhaltlichen Ausrichtung auch der neue Veranstaltungsort bei: „Wir profitieren von der Nachbarschaft mit der Panorama. Und sie auch von uns“, sagte Schwenzfeier. Panorama-Chef Wiechmann bezifferte die Synergien der beiden Messen: „85 bis 90 Prozent“ der Besucher würden sowohl die Panorama als auch die Neonyt besuchen, schätzte er.

Premium und Seek setzen auf bewährte Konzepte – und punktuelle Innovationen

Auf ihre bewährten Veranstaltungsorte setzen hingegen die beiden Messen der Premium Exhibitions GmbH – auch wenn von Ausstellerseite der Wunsch geäußert wurde, dass auch sie nach Tempelhof ziehen sollten. So fand die Hauptmesse Premium wie gewohnt in den Hallen des ehemaligen Postbahnhofs am Gleisdreieck statt. Die ganz große Zäsur, wie sie die Panorama mit ihrer neuen Location gewagt hatte, fiel daher aus. Vielmehr hielten die Veranstalter an ihrem seit Jahren erprobten Konzept fest und nahmen nur kleine sichtbare Veränderungen vor. So rückte der Bereich für große nachhaltige Marken wie Ecoalf und Armedangels direkt hinter den Haupteingang, um die Bedeutung des Themas noch einmal zu unterstreichen. Zentral in der Haupthalle präsentieren sich diesmal anspruchsvolle Denimlabels wie Denham the Jeanmaker und Five Fellas. Insgesamt wurde aber die typische Mischung aus namhaften deutschen und internationalen Premium-Marken, ausgewählten Neuzugängen und auffällig vielen skandinavischen Anbietern beibehalten. Beim Fachpublikum kam das am Eröffnungstag gut an: Die Frequenz in den Messehallen war auch am späten Nachmittag noch hoch.

 

 

Groß war der Zuspruch wie üblich auch auf der ebenfalls zur Premium-Gruppe gehörenden Seek. Dort bildeten sich zum Auftakt lange Schlangen vor dem Einlass. Wiederum war das Fachpublikum ausgesprochen jung und international. Das in Europa einzigartige Portfolio von Sportswear-Klassikern, ambitionierter traditioneller und innovativer Freizeitmode sowie passenden Accessoires sorgte schließlich dafür, dass es der Seek auch in Zeiten, in denen allenthalben die Relevanz traditioneller Messeformate diskutiert wird, nie an Zuspruch mangelte. Zur augenfälligen Modernität des Konzepts trägt auch weiterhin die Tatsache bei, dass nachhaltig produzierende Marken hier immer schon ein ganz selbstverständlicher Bestandteil des Sortiments sind – einer eigenen Area für diese Anbieter hat es auf der Seek nie bedurft.

 

 

 

 

Dieser Beitrag entstand mithilfe von Weixin Zha.

Fotos: FashionUnited

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