Neu ab Januar: die nachhaltige Messe Beyond Fashion Berlin

Eine neue Messe will die grüne Modebranche zum Saisonauftakt wieder in Berlin versammeln. Die Veranstaltung findet erstmals vom 17. bis 19. Januar in den Atelier Gardens statt, dem Gelände der ehemaligen Berliner Filmstudios. Bisher haben sich mehr als 30 Marken als Ausstellende angemeldet.

Hinter der neuen Messe in Berlin steht der Wunsch, wieder ein eigenes Event für nachhaltige Labels und Einkäufer:innen auszurichten. Seitdem die Neonyt aus Berlin wegzog, aber Probleme hatte in Frankfurt stattzufinden, tat sich eine Lücke im Modekalender und in der deutschen Hauptstadt auf. Manche nachhaltigen Modemarken hatten einen Stand auf einer der Messen der Premium Group, andere versuchten ihr Glück in Düsseldorf.

Aber einige grüne Labels fühlten sich auf den konventionellen Messen nicht gut repräsentiert. Einkäufer:innen haben nicht klar erkannt, welche Marken nachhaltig sind und nach welchen Kriterien sie ausgewählt wurden. Die Veranstaltungen entsprachen nicht ihrer Idee von Nachhaltigkeit.

„Für uns ist Nachhaltigkeit ganz stark eine Haltung und nicht nur ein Trend. Und wir haben uns so gefühlt, als wären wir Teil einer Trendbewegung“, sagte Mitgründerin Lena Nocke über ihre Erfahrungen auf den konventionellen Messen in einem Gespräch am Dienstag mit FashionUnited.

Eine transparente Veranstaltung

Zudem seien Standmieten auf den konventionellen Messen hoch gewesen, erzählte sie. Daher reifte die Idee unter einigen Akteur:innen, eine eigene Veranstaltung zu gründen, die Kriterien für die Kuratierung der Marken soll hier klar und transparent für alle sein.

Seit Sommer arbeitet die Co-Geschäftsführerin der Agentur Beyond Berlin daran, die Messe auf die Beine zu stellen. Mit ihrer eigenen Agentur vertreibt sie die Marken People Tree, Harold’s und Jaya Organic im deutschsprachigen Raum.

Sie sieht sich als Mitgründerin der Messe, die “den Stein ins Rollen” gebracht habe. Zukünftig wird die neue grüne Modefachmesse von einem Verein veranstaltet, der gerade gegründet wird und auch andere Veranstaltungen sind nicht ausgeschlossen. Nocke richtete selbst vor einigen Jahren beispielsweise den Beyond Fashion Summit aus.

Die Unterstützer:innen der Messe kommen aus der nachhaltigen Modewelt. Unter den Namen, die zu den künftigen Vereinsmitgliedern gehören, sind beispielsweise Thilo Schmelz, Managing Director des Lederwarenherstellers Harold’s, Jens Frey, Geschäftsführer der nachhatligen Fachmesse Innatex oder die Modehändlerin Christina Wille, die mittlerweile unter dem Namen Loveco drei Läden in Berlin betreibt.

Es sei wichtig gewesen, dass es kein gewinnorientiertes Unternehmen sei, sondern eine Organisation, die im Interesse der nachhaltigen Modebranche handele, erklärte Nocke. Daher wurde die Vereinsform gewählt. Ungewöhnlich für eine Messe ist auch, dass sie offen über Preise und Budget redet. Es gelten dieselben Preise für alle Ausstellenden, ein Quadratmeter kostet 250 Euro, insgesamt ist die Ausstellungsfläche der Halle 400 Quadratmeter groß. Das ergibt ein Budget von 100.000 Euro für die erste Ausgabe im Januar.

„Zeitgemäß ist jetzt, gerade auch mit den ganzen Krisen, eine Messe zu schaffen, wo man sich wohlfühlt, wo man sich gerne aufhält und wo man hinterher mit mehr Energie rauskommt und sich nicht total ausgelaugt fühlt”, sagte Nocke. „Das war das Feedback vieler meiner Einkäufer:innen, wie anstrengend es ist, auf traditionelle Messen zu gehen.”

Grüne Fachmessen von Berlin bis Düsseldorf

Das Event richtet sich ausdrücklich an ein Fachpublikum. Einkäufer:innen können von Brands über einen QR-Code eingeladen werden oder sich über die Website beyondfashionberlin.com registrieren. Die Zahl der Besucher:innen sei wegen der derzeitigen Umbrüche in der Mode noch schwer abzuschätzen, sagt Nocke.

Angesichts der insgesamt steigenden Kosten und unsicheren wirtschaftlichen Lage könnte es auch sein, dass Einkäufer:innen ihre Reisen einschränken. Die Messen der Premium Gruppe finden seit vergangenen Juli wieder in Berlin statt, und es ist noch unklar, ob und wann sie wieder die Zahlen an Besuchenden aus der Vergangenheit vorweisen kann.

Die Distanz zur Premium auf dem Messegelände ist auch ordentlich, die Besuchenden müssten wieder zwischen dem Berliner Westen und Osten pendeln. Um die Fahrt zu Beyond Fashion Berlin zu erleichtern, soll ein Shuttleservice von den U-Bahnstationen eingerichtet werden.

Es bleibt noch abzuwarten, wie sich die grünen Modemarken in der kommenden Saison verteilen werden, denn auch davon wird die Anziehungskraft des neuen Formats abhängen. Die Neonyt hat mittlerweile bekanntgegeben, dass sie vom 28. bis 30. Januar während der Düsseldorfer Ordertage stattfindet. Zahlen der Ausstellenden sind noch nicht bekannt. Die neue grüne Berliner Messe ist im Vergleich noch klein – als die Neonyt vor der Pandemie zum letzten Mal in Berlin stattfand, zählte sie mehr als 200 Ausstellende.

Für die erste Ausgabe von Beyond Fashion Berlin gibt es noch einige freie Plätze, so Nocke. Bei steigender Nachfrage könnten künftig auf dem Gelände der Atelier Gardens im Süden des ehemaligen Flughafen Tempelhof noch mehr Labels beherbergt werden. Ab Sommer könnte dort eine zusätzliche Halle von 1.000 Quadratmetern angemietet werden.