Startschuss der Neonyt Düsseldorf: Gute Atmosphäre, geringe Frequenz

Die auf nachhaltigere Mode ausgerichtete Messe Neonyt fand erstmals in Düsseldorf statt. Wie die Neonyt und die Order-Messe Fashn Rooms nebeneinander harmonierten und was bei der grünen Modemesse los war, hat FashionUnited zusammengefasst.

Die B2B-Plattform der Messe Frankfurt fand von Samstag bis Montag in den Industriehallen auf dem Areal Böhler im Düsseldorfer Stadtteil Lörick statt. Zeitgleich, durch einen Gang getrennt, fanden die Fashn Rooms in der Nebenhalle statt. Der Messeveranstalter Igedo Exhibitions führte erstmals beide Formate durch, die mit einem Kombiticket zugänglich waren.

Die Marke ‘Neonyt’ wird dabei als Lizenz an die Igedo vergeben, die als Partner der Messe Frankfurt operativ plant, akquiriert und vermarktet, erklärt Olaf Schmidt, Vice President Textiles & Textile Technologies bei der Messe Frankfurt. „Wir agieren stets in engem Austausch, bringen unser Netzwerk ein, veranstalten im Rahmen der Neonyt in Düsseldorf unser Konferenzformat Fashionsustain, das ebenfalls als Magnet wirkt, und ziehen alle an einem Strang.”

Bis Januar 2020 fand die Neonyt in Berlin gleichzeitig mit der Modewoche statt. Dann wechselte sie mit mehreren Corona-bedingten Unterbrechungen den Standort und zog als Teil der Frankfurt Fashion Week an den Main. Dort fand sie im vergangenen Juli allerdings nur als Event für Enkund:innen statt. Für die nachhaltigeren Marken hinterließ diese Neuausrichtung eine Lücke in ihrem Modekalender, um sich mit der Branche zu vernetzen. In den darauffolgenden Monaten kam die hoffnungsvolle Botschaft, dass die Messe als B2B-Event in Düsseldorf sowie in Paris stattfinden werde.

Zwei Messe-Modewelten

Auf den ersten Blick wirkt es, als ob man eine neue Modewelt betritt, wenn man durch die Schleuse von der ‘Alten Schmiedehalle’, wo die Fashn Rooms abgehalten wird, in die ‘Kaltstahl-Halle’ zur Neonyt wechselt. Trotz der kompakteren Anordnung der einzelnen Stände, die in zwei lange Gänge aufgeteilt sind, wirkt die Neonyt wesentlich belebter, als das deutlich größer wirkende Format nebenan. Auch ist der Vibe bei den Ständen der über 80 Labels auf der Neonyt deutlich lockerer. So versuchten Besuchende am Stand der Hamburger Marke Derbe beim Spiel 'Cornhole' (auch als Sackloch bekannt) kleine Säcke durch ein Loch zu werfen. An anderer Stelle tauschten sich Ausstellende und Besuchende gut gelaunt bei einem lockeren Gespräch aus.

Dennoch war auch am Samstag auf den Gängen der Neonyt noch nicht wirklich was los. „Die Location der Neonyt ist sehr charmant und das Markenumfeld ist toll. Etwas mehr Frequenz wäre dennoch wünschenswert”, sagte Lennart Unterhuber, Verkaufsleiter der KSports GmbH, die hinter Derbe steht. Auch Sophie van den Berg bemerkte, dass es am ersten Tag noch etwas ruhiger war, rechnete aber mit mehr Besucher:innen an den anderen Tagen. Die Niederländerin, die sich ‘last Minute’ mit ihrer Marke LoveSophia einen Platz auf der Messe gesichert hatte, wurde herzlich empfangen und konnte auch schon erste Ordern vermelden, erzählt sie an ihrem Stand. Seit etwa zwei Jahren führt sie ihre eigene Marke, die auf ‘Smart Casual’ mit Knitwear aus organischer Baumwolle setzt. Beim Thema Frequenz teilt Mazine-Mitgründer Henry Canton die Meinung der anderen Marken. Er findet die Organisation der Messe sehr gut, würde sich aber auch am ersten Tag schon über mehr Besuchende freuen.

Messe zum Ordern oder Neukund:innen?

Eigentlich ging es bei der Neonyt, als sie noch in Berlin stattfand, weniger darum, Ordern zu schreiben, als zu netzwerken und neue Kund:innen zu gewinnen. Für die Order ging es im Bereich der nachhaltigen Mode dann eher zur Innatex. Die findet mit dem neuen Standort und Zeitpunkt der Neonyt aber bereits davor statt. Um was geht es also in Düsseldorf? Wie bei den Marken zu hören ist, scheint es eine Mischung zu sein. In erster Linie sollen schon neue Kontakte geknüpft werden, aber die Marken bemühen sich auch – die einen mehr, die anderen weniger – ihre Bestandskundschaft zur Messe einzuladen oder Neukunden vor Ort zu überzeugen.

Derbe will mit seinem Auftritt bei der Neonyt seinen nachhaltig-orientierten Fokus unterstreichen, Bestandskund:innen die Möglichkeit geben, die Marke und die Menschen dahinter besser kennen zu lernen sowie die Neukundenakquise vorantreiben. „Unsere Handelsagenturen gehen aktiv auf Wunschkund:innen zu und laden sie zu unserem Stand ein. Genauso erfreulich ist es aber auch, wenn Kund:innen vorbeikommen, die man vielleicht noch gar nicht kannte und so neue Kontakte knüpft", so Unterhuber. Für die sportlich, urbane Marke Mazine, die in diesem Jahr 25. Jubiläum feiert, geht es primär darum, Neukund:innen zu gewinnen. „Wenn die Kund:innen Ordern schreiben möchten, machen wir es natürlich gerne. Das spart uns dann auch Zeit für einen eigenen Order-Termin auswärts oder in unseren Showrooms”, so Canton. Die Marke war aber auch schon in den vergangenen Wochen auf der Seek in Berlin sowie der Innatex vertreten.

Auch Van den Berg war vor der Neonyt in Berlin bei der Modemesse Premium. Dort habe es ihr aber nicht so gut gefallen – es war zu groß und die Stimmung recht kühl. Die Besuchenden seien nur “zum Anschauen” da gewesen und nicht zum Ordern. Daher will sie auf der Neonyt durchstarten. Sie nutzt die Messe, um ihre Marke bekannter zu machen, aber auch als Chance, um Bestellungen zu vereinbaren und dadurch zu wachsen. Weil sie ihren Stand allerdings erst einen Tag vor Messebeginn organisiert hat, hatte sie auch nicht allzu viel Zeit Händler:innen im Vorhinein zu kontaktieren, erklärt die LoveSophia-Gründerin. Ein paar Kund:innen hat sie aber dennoch eingeladen.

Die erste Neonyt in Düsseldorf

Von mehreren Aussteller:innen ist zu hören, dass die Neonyt für ihre Organisation sowie die Atmosphäre in der alten, industriellen Halle schätzen. Da stört es auch nicht, dass nebenan ein klassisches Order-Format abgehalten wird. Derbe sieht darin eher eine Chance. Das Label, das nachhaltig-orientierte, aber auch kommerzielle Händler:innen anspricht, hofft auch Neukund:innen anzulocken, die sich gerade umorientieren und nachhaltiger werden wollen.

Natürlich spielen aber auch die Kosten für die Marken eine Rolle. Unterhuber findet die Standmiete “total akzeptabel”, da sie zwischen der Innatex, bei der “das Preis-Leistungs-Verhältnis super ist” und der Premium, die im oberen Preissegment angesiedelt ist, liegt. Für die Ruhrpottler:innen von Mazen ist dabei die Nähe ein Plus, da keine großen Kosten für Anreise und Unterkunft entstehen. Die Neonyt gehört für die Marke aus Mülheim an der Ruhr nicht zu den Pflicht-Terminen. Sie ist vor Ort, da es für sie ein Heimspiel ist. Sonst “würden wir es uns definitiv nochmal überlegen”, so Mitgründer Canton. Van den Berg war auch nach drei Tagen Messe zufrieden und freute sich über das positive Feedback von Buyer, Blogger:innen und Influencer:innen. Die Neonyt stehe auch für den Sommer definitiv auf ihrer Liste.

„Hinter uns liegen drei erfolgreiche Messetage der ersten Neonyt in Lizenz in Düsseldorf, nachdem bereits vor einer Woche unsere ebenfalls erste kompakte Neonyt Preview Edition in Paris stattfand”, resümiert Schmidt. „Wir freuen uns sehr darüber, dass sich über 80 Labels – streng nach Nachhaltigkeit und Mode kuratiert – im ambitionierten Umfeld der Neonyt in Düsseldorf präsentieren konnten.”

Für die kommende Ausgabe im Juli soll die Neonyt weiter ausgebaut werden, aber dennoch eine “kuratierte Veranstaltung” bleiben. Schmidt sieht das Interesse von Marken, die bereits im Januar dabei waren, wiederzukommen, sowie von Ausstellenden, die noch nicht dabei waren. Auf den Gängen der Messe sollen auch einige potenzielle Aussteller:innen gewesen sein, die sich “die Neonyt in Düsseldorf zunächst einmal angesehen haben, bevor sie im Sommer dabei sind”, so der Vertreter der Messe Frankfurt.