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Apropos-Einkäufer Henning Korb: „Wir konzentrieren uns auf Best Performer“

Von Weixin Zha

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Mode|INTERVIEW

Wer an Luxusmode in Deutschland denkt, kommt an Apropos kaum vorbei. Mit der neuen Adresse am Tegernsee sind die Concept Stores nicht nur in Metropolen wie Köln, Düsseldorf, Hamburg und München beheimatet, sondern auch dort, wo sich die Kunden zum Urlaub zurückziehen. Auch personell hat sich etwas getan.

Seit Jahresbeginn ist Henning Korb zum Managing Partner neben den Gründern aufgestiegen. Neben dem Einkauf verantwortet er das Marketing, insbesondere online. Im Interview spricht der Einkäufer über die Ordersaion HW21, wie Apropos zum Online-Geschäft steht und warum es schwer ist, das Modesystem zu verlangsamen.

Mit welchen Lehren aus dem vergangenen Jahr gehen Sie in die Ordersaison HW21/22?

Henning Korb: Es hat sich einmal mehr gezeigt dass Luxus kein vergänglicher Trend ist. Wir müssen den Kunden bieten, was sie beim Online-Shopping zuhause nicht bekommen – ein Erlebnis.

Welche Schwierigkeiten sehen Sie bei dieser Ordersaison?

Zum einen ist es natürlich die Unsicherheit und Unplanbarkeit der kommenden Saison, die den Einkauf herausfordernd gestaltet. Zum anderen ist es der Einkauf an sich. Die aktuell rein digitale Abwicklung wird den meisten Kollektionen einfach nicht gerecht. Nur zweidimensional ist einfach nicht ausreichend!

Passen Sie Ihr Budget an? Setzen Sie mehr auf Beauty und weniger auf Mode?

Natürlich müssen wir auf die geänderte Situation reagieren und konzentrieren uns auf Best Performer. Man darf dabei nur nicht den Fehler begehen und gar keinen Neuigkeitswert bieten. Der Zuwachs bei Beauty und Home ergab sich ganz organisch. Die Kunden möchten es schön haben daheim und investieren mehr Zeit in Selfcare.

Bild: Apropos-Store Hamburg /Annika Feuss

Wie sollten Marken Ihrer Meinung nach ins Risiko gehen?

Wir finden es nur fair, wenn man dieser Ausnahmesituation partnerschaftlich begegnet und Flexibilität zeigt. Das betrifft Budgetvorstellungen genauso wie die Einflussnahme auf die Selektion.

Was läuft gut bei Ihnen während der Pandemie und welche Trends sehen Sie?

Im Ready-to-Wear-Bereich sind es natürlich komfortable Looks, die gefallen. Cashmere Kombination, Sweat natürlich. Extreme Cashmere ist vorne mit dabei, ebenso Taschen. Hier sind es vornehmlich Labels mit großer Begehrlichkeit und Wiedererkennung. Celine und Bottega Veneta zum Beispiel. Wenn wir die Geschichte und vergleichbare Situationen wie etwa die beiden Weltkriege betrachten, können wir uns auf ‘Roaring Twenties’ freuen mit der Lust auszugehen, sich anzuziehen und das Leben zu genießen.

Wie hat sich das Luxussegment 2020 verändert?

Vornehmlich durch die Pandemie und unseren veränderten und eingeschränkten Alltag. Nur Homeoffice, keine Anlässe oder Einladungen, keine Urlaubsreisen, keine internationalen Touristen – all dies hat die Herangehensweise der Kollektionserarbeitung verändert, das Kaufverhalten und somit auch den Look.

Bild: Apropos-Store Köln / Annika Feuss

Im vergangenen Jahr forderten mindestens zwei Initiativen und Designer wie Armani, eine Verlangsamung des Modesystems. Denken Sie, dass jemals etwas von diesen Ideen umgesetzt wird und warum nicht?

Der aktuelle Saison-Rhythmus basiert auf einem Konzept aus den 1950er Jahren und wurde seither nicht maßgeblich verändert. Solange dieser nicht gesamtheitlich verändert wird, ist es traumtänzerisch zu glauben, dass sich irgendetwas ändert. Hinzu kommt, dass die Branche von zwei großen Gruppen dominiert wird. Hierbei handelt es sich um börsennotierte Wirtschaftsunternehmen, die an größtmöglichen Wachstum interessiert sind und nicht an einem möglichst nachhaltigen oder angenehmen Modesystem.

Apropos ist auch online auf Farfetch präsent. Setzen Sie während der Pandemie als Luxus-Modehändler nun einer stärker auf das Onlinegeschäft?

Konsequenz ist das Wichtigste. Wir arbeiten weiterhin unsere Stärken heraus und liefern unseren Kunden das, was sie an Apropos schätzen und das ist sicher nicht die reine Online-Bedarfsdeckung. Was nicht heißt, dass wir die Vorteile des Omnichannel außer Acht lassen werden.

Wie lief der neue Store am Tegernsee an? Wie kam die Idee während der Pandemie?

Fünf Tage hatten wir vor dem zweiten Lockdown geöffnet und waren beeindruckt, wie herzlich und freudig wir am See aufgenommen wurden. Wir verbringen privat viel Zeit am Tegernsee, so kam uns direkt nach der Pandemie die Idee eines ersten Apropos Stores außerhalb einer Metropole. Der Erfolg der ersten Tage bestätigt unsere Entscheidung. Wir freuen uns auf eine normale Saison im Tegernseer Tal.

Bild: Apropos-Store am Tegernsee / Annika Feuss

Das Interview mit Henning Korb wurde schriftlich geführt.

Bild: Henning Korb, Managing Partner Apropos

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