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Augustin Teboul: "Es wird schwieriger für kleine Labels"

Von Barbara Russ

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Mode |INTERVIEW

Das deutsch-französische Designerduo Augustin Teboul, bestehend aus Annelie Augustin und Odély Teboul, nimmt mit seiner bi-nationalen Aufstellung eine Sonderrolle unter den deutschen Nachwuchsdesignern ein. Seit 2011 existiert das Label und bereits seit dieser Zeit begeistern die beiden Kreativen mit ihren vorranging in Schwarz gehaltenen Kollektionen auf der Berlin Fashion Week und im Showroom in Paris. Doch trifft auch sie der ‚Fluch’ des Berliner Labels: Die beiden sind mit ihren Kollektionen ausschließlich in Läden außerhalb Deutschlands vertreten. Obwohl sie einen hohen Bekanntheitsgrad innerhalb der deutschen Modelandschaft erreicht haben, hängen ihre Kollektionen in Boutiquen in L.A., Mailand, Kuwait, Hong Kong und Wien aber nicht in München, Düsseldorf oder Berlin selbst. FashionUnited sprach mit Odély Teboul über die Designerförderung und die Krise des Jungdesigner-Modehandels in Deutschland.

Wie kommt es, dass kein deutscher Einkäufer auf Augustin Teboul setzt?

Das ist eine schwierige Frage. Wir haben uns in eine Nische platziert, und verkaufen an sehr spezifische Boutiquen die international verteilt sind, ohne dass ich von einem Hauptmarkt sprechen kann. Es wäre schön, wenn sich bald Deutsche Boutiquen anschliessen würden.

Welche Förderungen habt Ihr bisher erhalten?

Wir hatten echtes Glück und konnten unser Label mit dem Preis des ‚Festival des Jeunes Créateurs de Dinard’ starten. Es folgten andere Awards, wie der ‚Start your Fashion Business Award’ vom Berliner Senat, den 'Halbtagsjob' von Calidris, den ‚Dorchester Collection Fashion Prize’, den ‚European Woolmark Prize’ und ‚Prix Franco-Allemand de l’economie des Industries et commerces culturels, also den Preis der deutsch-französischen Handelskammer.

Welche dieser Förderungen hat Euch bisher am meisten geholfen?

Sie haben alle auf ihre Weise geholfen. Ohne diese Förderungen wären wir als Label nicht mehr hier. Gerade am Anfang brauchen kleine Labels diese Art von Support. Die Preise haben uns sowohl finanzielle Mittel, als auch Sichtbarkeit und Bekanntheit verschafft. Letzen Endes kann man aber nicht von Preisen leben.

Welche Institutionen oder Partner würdest Du Dir in Sachen Designerförderung stärker involviert wünschen?

Wir würden uns mehr Kollaborationen mit größeren Brands wünschen. Von einer stärkeren Zusammenarbeit zwischen jungen Kreativen und großen Unternehmen würden beide Parteien profitieren.

Wie siehst Du die Zukunft des Mode-Business?

Es wird immer schwieriger für kleine Labels wie unseres. Es findet gerade ein Wandel, sowohl in der Wahrnehmung, als auch im Kaufverhalten statt. Ich habe das Gefühl dass all die Massenproduktion, der Produktüberschuss und die immer früher zu erhaltenden Kollektionen zwingend zu einer Veränderung führen werden.

Wie kann ein kleines Label mit großen Brands mithalten?

Vielleicht, indem deren Einzigartigkeit hervorgehoben wird. In meinem Fall habe ich den Eindruck dass der Couture-Aspekt, die Handarbeit und die Handschrift einen gewissen Wert haben und wir nicht versuchen sollten, uns zu sehr anzupassen. Aber das ist eine Frage, die offen bleibt.

Was ist Dein Rat für Absolventen oder junge Designer, die sich selbständig machen wollen?

Sei Du selbst und sei mutig. Der eine wird Dir sagen, deine Kollektion sei nicht kommerziell genug, der nächste findet die kreative Aussage zu schwach. Halte an Deiner Vision fest und setze sie leidenschaftlich durch. Wichtig ist auch, dass man sich in Geduld üben muss und stets offen bleiben sollte für Neues. Umgib Dich mit den richtigen Menschen. Es ist manchmal schwer, das Licht am Ende des Tunnels zu sehen.

Gibt es bestimmte Eigenschaften, abgesehen von Kreativität, die ein Designer in die Selbständigkeit mitbringen muss?

Jeder, der sich als Designer selbständig machen will, sollte wissen, dass der kreative Part leider einer der Kleinsten an dem Job ist. Eine Idee, so gut sie auch sein mag, bleibt auf dem Level einer Idee, wenn man sie nicht in die Tat umsetzt, sie promotet, eine Welt um sie herum aufbaut.

Welche deutschen (Jung-)Designer findest du aktuell am interessantesten?

Ich finde zum Beispiel Vladimir Karaleev, Bobby Kolade und Saskia Diez aktuell spannend. Bless, wenn auch nur halb in Berlin beheimatet, hat eine tolle Herangehensweise an Design. Damir Doma und Tillmann Lauterbach; Designer mit deutschen Wurzeln, die aber im Ausland arbeiten.

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Augustin Teboul
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