Black-Owned Labels to Watch
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Fast ein Jahr nach dem Mord an George Floyd zeigt sich ein Hoffnungsschimmer im Kampf gegen die Polizeigewalt an Schwarzen und People of Color in den USA: Der Polizist, der minutenlang auf dem Hals des bewusstlosen George Floyd kniete, und ihm so die Luft zum Atmen nahm, wurde in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen. Trotzdem, so zeigen die täglichen Meldungen neuer Fälle von Polizeigewalt, bleibt es noch ein weiter Weg – dort, aber auch hierzulande.
Die Black Lives Matter Bewegung, die nicht erst seit dem Tod Floyds auf diese und andere Missstände aufmerksam macht, hat auch dazu geführt, dass Schwarzen und POC medial Aufmerksamkeit geschenkt und zugehört wird und dass die Frage nach ihrer gesellschaftlichen Teilhabe lauter denn je gestellt wird, auch in der Modebranche. So wird in der 15%-Pledge gefordert, dass Multibrandhändler mindestens zu 15 Prozent - repräsentativ für den Schwarzen* Bevölkerungsanteil der USA - Marken und Labels führen und einkaufen, die in den Händen von Schwarzen und People of Color sind. Und wie sieht es in Ihrem Laden aus? Hier ein paar Tipps für Labels, die Sie jetzt ordern können.
Ashes and Soil (Deutschland)
Das Modelabel Ashes and Soil wurde 2019 von Martina Offeh gegründet. Sie produziert gemeinsam mit Designer Musa Simone „coole Pieces, mit einem noch cooleren Hintergrund“. Mit ihrer Mode hat es sich die Hamburgerin mit westafrikanischen Wurzeln zum Ziel gemacht, auf globale und sozialpolitische Themen aufmerksam zu machen. Ihre aktuelle Kollektion ‚Introspection‘ erzählt Geschichten von Menschen, die aufgrund ihrer psychischen Erkrankungen Stigmatisierungen ausgesetzt sind. In den Jacken der Kollektion sind die Geschichten der Betroffenen, die Martina persönlich besucht hat, durch QR-Codes abgebildet, die die Träger zu den Testimonials auf der Homepage führen „In der Kollektion reflektieren wir die Geschichten von acht Personen, die psychisch krank sind und ihre Erfahrungen mit Stigmatisierung und Ablehnung teilen. Die Kollektion ist diesen Menschen gewidmet“, so die Designerin. „Wir glauben, dass Mode die Fähigkeit hat, unser Verständnis und unsere Herangehensweise an das Geschichtenerzählen zu bereichern. Mit jeder unserer Kollektionen ist es unser Wunsch, Geschichten von marginalisierten Menschen einzufangen und ungehörten Stimmen Gehör zu verschaffen. Auf diese Weise wollen wir eine neue Erzählung schaffen, die einen Wandel dessen ermöglicht, wie wir als Gesellschaft miteinander umgehen - zunächst durch den Blick in die Welt derer, die uns fremd sind.“
Verkaufsstellen: The Wearness, Not just a label (ab Mai)
Zielgruppe: Bisher vor allem DOB, Alter 25-40, modeaffin, aktivistisch, bereist, metropolitan.
Kernmärkte: Bisher DE sowie NL, UK, SWE.
Preise: Lederjacken 650-1150 Euro, Wollmäntel 450-900 Euro, Jacken 650 Euro, T-Shirts 49 Euro , Hoodies 60-75 Euro, Shirts 89 Euro. Weitere Artikel sind noch für dieses Jahr geplant.
Beautiful Struggles (Deutschland)
Das Label Beautiful Struggles steht für Premium Streetwear mit höchstem Anspruch für Qualität. Es wurde 2019 von Danny Williams in Deutschland gegründet und vereint die zwei Welten, in denen er aufgewachsen ist: Europa und Amerika.
Gründer Danny Williams gilt als Stilikone unter den Fußballprofis. Er wuchs in Deutschland mit einem amerikanischen Vater und einer deutschen Mutter auf und fand seinen Weg in die Profiliga. Aus Karlsruhe über Freiburg und Hoenheim ging es für ihn nach England zu FC Reading und Huddersfield und schließlich in die US-Fußballnationalmannschaft.
„Bei Beautiful Struggles geht es um die Überwindung von Widrigkeiten und eine Veränderung der Sichtweise, während man mit verschiedenen Hindernissen im Leben konfrontiert ist“, so der Designer. Die unterschiedliche Herkunft seiner Eltern hat ihn vor teils widrige Herausforderungen gestellt, da er - gerade im Profifußball - mit Anfeindungen und mit Missgunst zu kämpfen hatte. Das ließ ihn umso härter trainieren, um sich zu beweisen. Diese Momente haben ihm gezeigt, dass im Straucheln und in schweren Momenten auch eine Kraft liegt, für Motivation, für Neues und Schönes, die es durch einen Perspektivwechsel zu entdecken gilt - beautiful struggles eben.
Die aktuelle Kollektion, Drop 3, ist inspiriert von Kapstadt und den gegensätzlichen Vibes der Stadt und der Natur, die Kapstadt umrandet. Zeitlose Pieces treffen auf moderne, coole und sportliche Statement-Teile.
Verkaufsstellen: Beautiful Struggles ist aktuell nur im Onlineshop erhältlich.
Zielgruppe: Unisex, Alter 20-45, trendorientiert und qualitätsbewusst.
Preise: Hemden um 260 Euro, Hosen um 300 Euro, Hoodies um 300 Euro, Overshirts 300 - 500 Euro
Akuko (Nigeria/ Schweden)
Akuko wurde von Arinze Emegoakor im Jahr 2019 gegründet. Mit ihren Wurzeln in Nigeria und den Füßen in Schweden ist Akụkọ eine farbenfrohe und nachhaltige (Socken-)Marke, die afrikanische Geschichten durch Mode erzählt. Übersetzt bedeutet Akụkọ "Geschichte" in der Sprache der Igbo: Jedes Produkt kommt mit einer Geschichte, diese Geschichten tragen zur Aufklärung und Veränderung stereotypischer und negativer Erzählungen über den afrikanischen Kontinent und Menschen afrikanischer Abstammung weltweit bei.
Neben ihren farbenfrohen, plakativ gemusterten Socken arbeitet das Label derzeit daran, die Produktpalette zu erweitern. Geplant ist eine Unterwäsche-Kollektion für alle Geschlechter. Akuko bietet qualitativ hochwertige Produkte, die einzigartig und trendy sind und auch als Gesprächsanlass dienen. Sie werden nachhaltig aus feinsten Bambusstoffen hergestellt.
Zielgruppe: Gen Z und Millenials, die bewusst wählen, wo sie ihr Geld ausgeben. Oder einfach alle, die für Gleichberechtigung stehen. Die Socken gibt es für Erwachsene und Kinder, die Unterwäsche für Erwachsene und Teenager.
Stockists: Bisher keine stationären Händler in Deutschland.
Preissegment: Ein Paar Socken um 10 Euro.
Salesagentur in Deutschland: APYA productions, Ansprechpartnerin: Beatrace Oola
IAMISIGO (Nigeria, Kenia, Ghana)
Bubu Ogisi gründete die Marke Iamisigo für tragbare Kunst mit Sitz zwischen Lagos, Nairobi und Accra. Ihr Label wurde bereits von Supermodel Naomi Campbell und einer Reihe anderer Prominenter getragen und konzentriert sich in erster Linie darauf, wie Mode und Textilien nicht nur die Geschichte lebendig halten, sondern auch Informationen für die Zukunft durch die Bewahrung handwerklicher Techniken durch Materie weitergeben können. Dabei nutzt sie die ultimative Leinwand - den menschlichen Körper - für Kleidung als Kommunikationsmittel.
„Wir kreieren tragbare Kunstwerke mit unkonventionellen Materialien und überlieferten Textiltraditionen durch eingehende Forschung mit abgelegenen afrikanischen Gemeinden in verschiedenen Teilen des afrikanischen Kontinents“, so die Künstlerin, deren Werke unter anderem im Brighton Museum, im Troppen Museum in Amsterdam und im Kunstgewerbemuseum in Berlin ausgestellt wurden.
Die Idee hinter dem Label ist, das „Konstrukt der Grenzen zu entfernen und verschiedene Ideen zu verschmelzen“. Sie sieht sich als „Agentin des Wandels“, und die Mode als eine Form des stillen Protests gegen Post- und Neokolonialismus. Das Label ist zu 100 Prozent von Hand gefertigt und konzentriert sich auf uralte Techniken, während unkonventionelle Fasern und Upcyclingtechniken einbezogen werden.
Verkaufsstellen: Showrooms in Lagos, Nigeria und Nairobi, Kenia. Erhältlich bei Afrodor in Zürich, Noborders Shop Mumbai und Paris, Atelier Meraki in Paris, Studio 189 in New York.
Preissegment: T-Shirts um 150 Euro, handgewebte Hosen um 400 Euro, Kleider um 800 Euro
*In Deutschland leben mehrere hunderttausend Schwarze Deutsche. Dabei handelt es sich nicht um die Beschreibung einer Hautfarbe, sondern um eine politische Selbstbezeichnung. Um das deutlich zu machen, plädieren sie und andere dafür Schwarz groß zu schreiben. Die Autorin hat sich deshalb dafür entscheiden, dies ebenfalls so zu halten.
Bilder: Akuko, Ashes and Soil, Iamisigo - AW21 White Gold, Beautiful Struggles