Mehr Vielfalt und Inklusion: Eine dringend notwendige Forderung an die Mode
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Die Modebranche kann es nicht länger ignorieren – der Ruf nach Vielfalt und Inklusion ist lauter denn je. „Normalerweise kommen Strömungen in der Mode von Oben, von Designer:innen und CEOs. Das Verlangen nach Vielfalt und Inklusion kommt von unten, von den Verbraucher:innen“, heißt es in einem Vortrag der Analyse- und Trendagentur Peclers Paris während der Modemesse CIFF. Diese Forderung nach mehr Inklusivität und Vielfalt wirkt sich auf verschiedene Weise auf die Mode aus, und zwar nicht nur bei den Modeschaffenden, sondern auch im Einzelhandel. Folglich zog der Vortrag viele Interessierte an.
Das Thema Vielfalt und Inklusion ist so vielschichtig und weitreichend, dass es unmöglich ist, es in einen dreißigminütigen Vortrag zu packen. Der Vortrag von Peclers Paris konzentrierte sich daher auf die Bewegung in Bezug auf den Körper. Hinzu kommt der Einschub, der bei fast jeder Trendvorhersage angegeben wird: Überlegen Sie sich, wie diese Trends zu den Werten Ihres Unternehmens passen. Jeder kann mit den vorgestellten Trends auf seine eigene Weise arbeiten. Auch wenn es um Vielfalt und Inklusion geht.
Peclers Paris konzentrierte sich bei seiner Präsentation auf zwei Bereiche: Gender- und Size-Inclusivity, also Menschen mit unterschiedlichen Geschlechtsidentitäten und Kleidergrößen.
Der Ruf nach Inklusion und Vielfalt wird lauter
Zunächst einmal thematisiert Peclers Paris die Bewegung in der Mode, bei der in der Herrenmode zunehmend auf traditionell weibliche Codes zurückgegriffen wird: weiche Silhouetten, fließende Stoffe und lichtdurchlässige Materialien. Die Männermode zeigt sich von ihrer softeren Seite. Gleichzeitig werden in der Damenmode die klassischen ‚männlichen Codes‘ von Tailoring und betonten Schultern umgesetzt und Anzüge spielen eine wichtige Rolle. Es ist also immer weniger von traditionellen ‚männlichen‘ oder ‚weiblichen‘ Attributen die Rede – die Mode wird immer fließender, was auch dem gesellschaftlichen Wandel entspricht.
Eine von Peclers zitierte Umfrage der Plattform Vice (‚The Vice Guide to 2030‘) zeigt beispielsweise, dass vier von zehn Befragten der Generation Z sich neutral auf dem Spektrum von männlich und weiblich fühlen. Die gleiche Anzahl der Befragten erwartet, dass ethnische Zugehörigkeit und Geschlecht in den nächsten zehn Jahren an Bedeutung verlieren werden, wenn es um die Identität geht. Auch verschiedenen Labels, werden von sieben von zehn Teinehmenden als einschränkend empfunden. Die Freiheit, eine fließende Identität zu haben, ist ihnen zunehmend ein Bedürfnis.
Vielfalt und Inklusion umfasst jedoch viel mehr als nur das Geschlecht – es ist auch Mode für alle Körperformen und -größen. Auch, oder gerade dann, wenn die Mode nicht mehr geschlechtsspezifisch ist, muss die Passform der Kleidungsstücke genau überprüft werden, da jeder Körper anders ist. Der Vortrag zeigt allerdings, dass große Teile der Gesellschaft eingeschränkte Möglichkeiten haben, wenn es um passende Mode und Kleidung geht. Peclers zitiert eine Studie des Institut Français de la Mode, aus der hervorgeht, dass die relativ kleine Gruppe von Franzosen und Französinnen, die Größe 32 tragen, Zugang zu 14 Prozent des gesamten Bekleidungssortiments auf dem französischen Markt haben. Diejenigen mit Größe 42 hingegen, die mehr als neun Prozent der französischen Bevölkerung ausmachen, haben nur Zugang zu 0,7 Prozent des Gesamtangebots. Eine Fehlleistung der Mode, die ihr ein echtes Armutszeugnis ausstellt.
Wer mehr auf die Größe achten möchte, aber noch nicht weiß, wo er anfangen soll, kann in dem Vortrag auf einige Tipps von Peclers zählen. Strickwaren sind zum Beispiel besser für mehrere Größen geeignet, da sie sich dem Körper anpassen und nachgiebiger sind. Peclers weist auch auf Kindermode hin und welche Techniken dort verwendet werden. Kindermode? Ja, genau. In der Tat weist Peclers darauf hin, dass es in der Kindermode bereits mehrere Innovationen in Sachen Größe gibt, da die Marken in diesem Segment sich auf schnell wachsende Kinder einstellen. Diese Anpassungsfähigkeit ist eine Strategie, der sich auch auf viele Kleidungsstücke für Erwachsene anwenden lässt.
Noch einmal: Das Thema Vielfalt und Inklusion ist zu umfangreich, um es in einem kurzen Vortrag auf einer Modemesse in seiner Gesamtheit zu behandeln. Es ist jedoch positiv hervorzuheben, dass die traditionellen Messen das Thema und die Strömung nun stärker aufgreifen. Nun liegt es an den Marken, den Kreativen und dem Einzelhandel, ihre Zielgruppe zu vergrößern, indem sie weite Teile der Bevölkerung endlich nicht mehr ausschließen.
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Dieser Artikel wurde ähnlich auf FashionUnited.nl veröffentlicht. Übersetzung und redaktionelle Bearbeitung: Barbara Russ