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Miomojo: „Es gibt wirklich keine Entschuldigung mehr, weiter Leder zu verwenden“

Von Simone Preuss

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Mode |INTERVIEW

Das italienische Label Miomojo – „mein Mojo“ auf Deutsch beziehungsweise „lucky bag“ in einem südafrikanischen Dialekt - stellt seit seiner Gründung vor sechs Jahren vegane Accessoires her. Seit kurzen sind auch Taschen und Handtaschen aus Nopal-Kaktusleder und AppleSkin im Programm. Diese sind zudem 100 Prozent in Italien hergestellt. FashionUnited sprach mit Miomojo-Gründerin Claudia Pievani darüber, wie die heimische Produktion möglich ist, welche Herausforderungen das vegane Label zu bewältigen hatte und wie Covid die Branche verändert hat.

Die zehn Artikel der neuen Prima Linea Upcycled-Collection sind robust, dauerhaft und weich. Das Futter der Taschen ist aus recycelten Plastikflaschen gemacht und alle Metallteile sind allergie- und nickelfrei. Zudem ist jede Tasche von der Konzeption bis zur Fertigstellung zu 100 Prozent in Italien gemacht – alles im Umkreis von zwei Stunden von Bergamo, wo Miomojo zu Hause ist. Frau Pievani, war es schwierig die lokale Lieferkette aufzubauen?

(lacht) Wenn man einen Willen hat, gibt es auch einen Weg. Es gibt zwar viel Industrie um Bergamo herum, aber wir mussten Fabriken finden, die schon Leder produzieren, um unser neues Material aus Apfelabfällen testen zu können. Einige Hersteller waren schon skeptisch, aber Herausforderungen sind normal, wenn man mit etwas Innovativem kommt. Man wird etwas belächelt und das Material wurde genau geprüft, um zu sehen, ob es den Anforderungen gerecht wird, aber dann haben sie es angenommen.

Wie haben Sie das Material gefunden?

Wir suchen ständig nach neuen, innovativen Materialien, die natürlich und vegan sind; Äpfel eignen sich, aber auch Mangos und Ananas. Unser AppleSkin-Material wird in Südtirol produziert. Das Kaktusleder kommt aus Mexiko, aber es war sehr einfach, mit den Gründern von Desserto, Adrián López Velarde und Marte Cázarez, in Kontakt zu treten. Sie waren auf einer Messe in Mailand und verwenden für ihr veganes Kaktusleder aus Mexiko nur die Abfälle von Kakteen.

Das hört sich fantastisch an.

Ja, es ist ein ganz tolles, weiches und doch dauerhaftes Material, sehr edel. Es wird bald auch Lederalternativen aus Wein, Getreide und anderen nicht-tierischen Materialien geben. Sie sind jetzt schon auf Messen zu sehen. Es gibt wirklich keine Entschuldigung mehr, weiter Leder zu verwenden.

Richtet sich Miomojo gezielt an Leute, die einen veganen Lebensstil wollen?

Nein, nicht ausschließlich. Wir wollen die Kunden ansprechen, die jetzt Leder kaufen. Das heißt, wir müssen ihnen eine gute Alternative anbieten und nicht auf Stil verzichten. Vegan wird angefragt von den Verbrauchern, auch Nachhaltigkeit, aber es kommt auch auf den Lebensstil an. Wir wollen mehr in den Lifestyle-Bereich kommen, also richten uns auch an Nicht-Veganer, die eine vegane Tasche kaufen wollen, vielleicht ihre erste. Das ist auch unser Motto - Miomojo, „mein Mojo“ heißt, ich kann heute alles tun, was ich will; heute weiß ich, dass ich es schaffe; ich bin aktiv, positiv, inspirierend.

Miomojo war von Anfang an sehr tierfreundlich, nicht nur was die Produkte angeht, Sie unterstützen darüber hinaus auch Tierschutzorganisationen.

Ja, das war von Anfang an sehr wichtig. Ich hatte AnimalsAsia bereits bei einem Besuch in Thailand noch vor der Gründung von Miomojo kennengelernt. Die Organisation ist fantastisch, sehr detailliert und mir war klar, dass ich 10 Prozent der Erlöse spenden wollte. So konnten wir in sechs Jahren bereits 200.000 US-Dollar [fast 170.000 Euro] aufbringen.

Spenden Sie inzwischen auch an andere Tierschutzorganisationen?

Ja, über die Jahre sind mehr hinzugekommen - Vier Pfoten etwa und Mercy for Animals. Es ist geplant, über die Miomojo Foundation, die wir gründen wollen, Tiere zu unterstützen und jedes Jahre neue Projekte zu finanzieren.

Das ist das Stichwort – wie sieht die Zukunft von Miomojo aus?

Unsere Zukunft sah wirklich gut aus und dann kam Covid; alle Einzelhändler haben im Moment Probleme. 2020 wäre finanziell unser bestes Jahr geworden, jetzt müssen wir uns weiterentwickeln. Wir wollen auch Schuhe machen, Gürtel und Geldbörsen, aber Covid hat das etwas gebremst, da wir alles mit unserem eigenem Einkommen finanzieren. Aber Verbraucher wollen verstärkt Firmen, die für etwas stehen, die sich überlegen, wo sie ihr Geld ausgeben; das war vorher schon so, aber durch Covid wurde diese Tendenz jetzt beschleunigt. In diesem Jahr wollen wir unsere Markenbekanntheit steigern.

Und akzeptieren Verbraucher, dass diese Artikel etwas mehr kosten?

Unsere jüngste Kollektion kostet mehr - Nachhaltigkeit kostet zwar jetzt mehr, aber langfristig wird sie weniger kosten. Wir müssen uns allgemein daran gewöhnen, weniger zu kaufen, aber bessere Produkte, nur dann kann die Branche etwas verändern.



Bilder: Miomojo-Website; die neue Kollektion Prima Linea; Miomojo und Tierschutz; Gründerin Claudia Pievani unterwegs mit AnimalsAsia / Miomojo

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