Offener Brief fordert Beschleunigung der Nachhaltigkeitsbemühungen der Modebranche
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2020 scheint das Jahr zu werden, in dem verschiedene Vertreter der Modebranche sich öffentlich äußern. In einem weiteren offenen Brief fordern dieses Mal 15 führende Akteure der Modebranche die schnellere Umsetzung nachhaltiger Bemühungen der Textil- und Bekleidungsindustrie, um zu garantieren, dass Nachhaltigkeit auch im Nachhall von Covid-19 ein Schwerpunkt bleibt. Zu den Unterzeichnern gehören Bekleidungshersteller wie Burberry, Calvin Klein, H&M, Primark, PVH, Tchibo und Tommy Hilfiger und Organisationen wie der WWF, die Sustainable Apparel Coalition und ZDHC.
„Mit der Lockerung von Lockdowns und der Wiedereröffnung von Textilfabriken glauben wir, dass wir alle die Umwandlung der Branche beschleunigen müssen - um besser und nachhaltiger wieder aufzubauen. Da Regierungen derzeit Konjunkturpakete zur Wiederbelebung ihrer Wirtschaft in Erwägung ziehen und der Textilsektor seine Tätigkeit wieder aufnimmt, glauben wir, dass es jetzt an der Zeit ist, dafür zu sorgen, dass diese beispiellose Störung als Katalysator für eine neue nachhaltige Ära für die Branche fungieren kann“, heißt es im offenen Brief, der Mittwochnachmittag veröffentlicht wurde.
Der Brief weist dann auf die Auswirkungen hin, die die Mode-, Bekleidungs- und Textilindustrie als weltweit am stärksten verschmutzende Branche auf Ökosysteme des Planeten wie Wasser, Klima und Biodiversität hat: „Die Branche war im Jahr 2015 für den Verbrauch von 79 Milliarden Kubikmetern Wasser, die Emission von 1.715 Millionen Tonnen CO2 und die Produktion von 92 Millionen Tonnen Abfall verantwortlich. Bei einem Business-as-usual-Szenario wird geschätzt, dass diese Zahlen bis 2030 um mindestens 50 Prozent steigen werden“, warnen die Unterzeichner.
Offener Brief von Modeunternehmen fordert schnelleres Handeln
Konkret haben sie sieben Verpflichtungen identifiziert, die Unternehmen befolgen sollten: die Einhaltung und feste Verankerung von Nachhaltigkeitszielen in die Unternehmensstrategie; die Unterstützung der WBCSD WASH-Initiative, die sich für besseren Zugang zu Wasser und Hygieneeinrichtungen am Arbeitsplatz einsetzt; Geschäftsmodelle mit verstärkten Nachhaltigkeitsbemühungen; die Unterstützung staatlicher grüner Förderpakete; die Anerkennung der Bedeutung gesunder Frischwassersysteme auf die menschliche Gesundheit; verbesserte und stärkere Beziehungen zu Zulieferbetrieben und schließlich eine verstärkte Transparenz und Rückverfolgbarkeit in der gesamten Lieferkette.
Die Unterzeichner verweisen dabei auf bereits bestehende Initiativen und Programme von Multi-Stakeholder-Plattformen, wie zum Beispiel der Sustainable Apparel Coalition (SAC), Zero Discharge Hazardous Chemicals (ZDHC), der Textile Exchange (TE), Fashion Revolution India, Open Apparel Registry (OAR), Apparel Impact Institute (AII) und der OECD Due Diligence Guidance hin. Sie alle „haben dazu beigetragen, die Nachhaltigkeitsanforderungen an Lieferanten zu erhöhen, die Transparenz zu verbessern, Abwassergrenzwertezu verschärfen und das Niveau der vorwettbewerblichen Zusammenarbeit zu erhöhen“, loben die Unterzeichner.
Auch die WBCSD WASH Pledge und CDPs Offenlegungsbemühungen auf Unternehmensebene in Bezug auf Klima, Wald und Wasser werden genannt ebenso wie der Standard der Alliance for Water Stewardship. Sie alle müssen eingehalten werden, um Ziele wie die der UN zur nachhaltigen Entwicklung, des Pariser Klimaschutz-Abkommens, der UNFCCC und der UN Alliance for Sustainable Fashion erreichen zu können, so der Brief. Auch der Fashion Pact wird genannt ebenso wie der jüngste Aufruf der ILO, „Covid-19: Action in the Global Garment Industry“.
Im Gegensatz zum offenen Brief, der im Mai dieses Jahres veröffentlicht und von Designern und Branchenverbänden unterzeichnet wurde, richtet sich dieser Aufruf direkt an Modeunternehmen und ihre Verantwortung als Teil der Bekleidungs - und Textil-Lieferkette. Statt um weitere Unterzeichner zu bitten, werden die Betriebe direkt aufgerufen, die Forderungen auf Unternehmensebene zu erfüllen. Taten statt Worte scheinen gefragt und weitere Initiativen sind sicher nicht schlecht, solange sie alle an einem Strang ziehen.
Bild: offener Brief