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Auch KaDeWe, Mytheresa unterzeichnen offenen Brief an die Modebranche

Von Simone Preuss

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Mode|AKTUALISIERT

Die Stimmen, die einen Wandel der Modebranche fordern, werden lauter und vielzähliger. Angefangen mit Giorgio Armani, der bereits Anfang April ankündigte, die Saison verlängern zu wollen und eine Verlangsamung des Modesystems forderte, fordern jetzt weitere Stardesigner, CEOs und Einzelhändler weltweit in einem offenen Brief fundamentale Reformen. Inzwischen haben Hunderte diesen Brief unterzeichnet, darunter auch viele Akteure aus dem deutschsprachigen Raum.

Mit dabei etwa der Münchner Online-Modehändler Mytheresa und das Berliner Kaufhaus KaDeWe, aber auch Jil Sander CEO Axel Keller, der Stuttgarter Onlineshop für Designermode Bungalow und eine Reihe von Modeboutiquen wie Hayashi, Uebervart und Fifty Eight.s aus Frankfurt, Schwittenberg aus München, The Corner aus Berlin, Ave Anziehsachen aus Stuttgart, Francoise Fashion aus Kaiserslautern und Boutique Roma aus Zürich.

Mytheresa, KaDeWe, Jil Sander fordern Verlangsamung der Modebranche

Die Tatsache, dass der offene Brief in nur wenigen Tagen mehr als 400 Unterschriften von Marken, Einzelhändlern, Designern, Medienvertretern und Modeschulen von Australien bis in die USA sammeln konnte, zeigt, dass die derzeitige Corona-Krise nur eine Entwicklung beschleunigt, die sich sowieso abzeichnete. Die Branche ist der immer schnelleren Design- und Produktionszyklen überdrüssig und sehnt sich nach einer wohlverdienten Verlangsamung.

Auch Vertreter großer Einzelhändler wie Selfridges, Harvey Nichols, Nordstrom und Bergdorf Goodman warteten nicht darauf, den Brief zu unterzeichnen, ebenso wenig wie Vertreter von Modeschulen wie Parsons School of Design, Drexel University, London College of Fashion, Shenkar College of Engineering and Design.

Saisonzeiten sollen verschoben werden

Konkret fordern die Unterzeichner neue Saisonzeiten in der Damen- und Herrenmode. Demnach soll die Herbst-Winter-Saison in die Monate August bis Januar beziehungsweise die Frühjahr-Sommer-Saison in die Monate Februar bis Juli verschoben werden; die Umstellung soll bereits zur kommenden Herbst-Winter-Saison 2020 erfolgen.

Auch Rabattaktionen sollen eingeschränkt und Schlussverkäufe nur noch am jeweiligen Saisonende im Januar und Juli geplant werden, um einen „gleichmäßigeren Lieferstrom“ über den gesamten Saisonverlauf zu erzielen. Neuheiten könnten so jederzeit präsentiert werden, während genug Zeit bliebe, um Nachfrage für die einzelnen Produkte zu wecken. So soll ein Produktüberfluss, unnötiges Inventar und Materialabfall sowie unnötige Reisen vermieden und stattdessen auf digitale Showrooms gesetzt werden.

„Durch die Zusammenarbeit hoffen wir, dass diese Schritte es unserer Branche ermöglichen werden, mehr Verantwortung für unseren Einfluss auf unsere Kunden, den Planeten und die Modebranche zu übernehmen und den Zauber und die Kreativität zurückzubringen, die die Mode zu einem so wichtigen Teil unserer Welt gemacht haben“, schließt der Brief.

Neue Initiative #rewiringfashion mit ähnlichen Zielen

Inzwischen hat sich noch eine weitere Initiative unter dem Motto #rewiringfashion gegründet, die ähnliche Probleme angehen möchte wie es der offene Brief fordert. Der offene Brief entstand unter der Federführung von Designern wie Dries Van Noten und Altazurra-Geschäftsführer Shira Sue Carmi; zu anfänglichen Unterzeichnern der neuen Initiative gehören auch deutsche Namen wie Andreas Murkudis, GmbH und Lutz Huelle.

Die Forderungen oder Gedanken von #rewiringfashion drehen sich dabei um drei Hauptpunkte. Erstens soll der Modekalender überarbeitet werden, unter dem Einkäufer und Presse zu viel Zeit und Geld mit Reisen verbringen und Verkaufszeiten mit Vollpreis zu kurz sind. Stattdessen sollen Damen- und Herrenmodewochen kombiniert stattfinden und Kollektionsauslieferungen an reale Jahreszeiten angepasst werden.

Bild: Screenshot Liste der anfänglichen Unterzeichner von #rewiringfashion

Zweitens soll das klassische Format der Modenschauen soll aufgebrochen werden. Designer bekommen mehr Freiheit bei der Präsentation ihrer Kollektion, anstatt sich an Konventionen oder Vorgaben von Modeverbänden halten zu müssen. Zuletzt soll es auch weniger Rabatte und längere Vollpreisperioden geben. Was wäre wenn Brands auf Schnäppchen-Tage wie Black Friday, Cyber Monday oder Singles Day verzichten?

Im Vergleich zum offenen Brief sind die Punkte von #rewiringfashion klarer ausformuliert, wenn auch noch vage in Form von Aussagen wie “Was wäre wenn…” gehalten. Auch fehlt der Punkt, weniger Abfall zu generieren, wie der offene Brief es forderte. Trotzdem gibt sich die Initiative zuversichtlich:

”Das ist nur der erste Schritt. Wir hoffen, auf diesem Vorschlag aufbauen und ihn präzisieren zu können, während wir weiterhin mit anderen Branchenführern zusammenarbeiten und andere Herausforderungen der Branche angehen.”

Foto: AW18 Dries van Noten, Catwalkpictures

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