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On, Patagonia, Puma, PVH, Salomon punkten mit Carbios' Faser-zu-Faser-Recycling

Von Simone Preuss

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Mode

Das Ergebnis von Faser-zu-Faser-Recycling. Bild: Carbios

Vor gut zwei Jahren, im Juli 2022, gaben die vier Textil- und Schuhanbieter On, Patagonia, Puma und Salomon bekannt, sich mit dem französischen Biochemie-Unternehmen Carbios zusammengeschlossen zu haben, um dessen einzigartige Biorecycling-Technologie zum Recycling von Kunstfasern zu nutzen und die Recyclingfähigkeit und laufende Wiederverwertbarkeit ihrer Produkte zu verbessern.

Diese Zusammenarbeit hat jetzt Früchte getragen und konnte das erste Kleidungsstück vorstellen, das in einem von Carbios entwickeltem biologischen Recyclingprozess zu 100 Prozent aus Textilabfällen hergestellt wurde: ein weißes T-Shirt, das aus farbigen und gemischten Textilabfällen geschaffen wurde.

„Dieses T-Shirt ist das  erste  greifbare Ergebnis  unseres Faser-zu-Faser-Konsortiums mit Carbios. Gemeinsam haben   wir   die   textilen  Herausforderungen  bewältigt  und  ein Kleidungsstück  aus enzymatisch recyceltem Abfall hergestellt, das der Qualität von   neuen Fasern entspricht“, bekräftigt Salomons Produktchef für Softgoods Guillaume Meyzenq in einer Pressemitteilung.

Wie funktioniert Carbios’ Biorecycling Techologie?

Polyester wird mit Hilfe von Enzymen in seine Grundbausteine (die Monomere PTA und MEG) zerlegt, die in biorecycelten Polyester umgewandelt werden. Dabei werden die Monomere repolymerisiert, zu Garn gesponnen und im nächsten Schritt  von externen Partner:innen zu einem neuen Stoff  verwebt. „Die Qualität der recycelten Textilien ist mit der von neuem erdölbasiertem Polyester vergleichbar“, ist das Fazit des Konsortiums.

Sein Ziel ist es, gemeinsam den kreislaufwirtschaftlichen Wandel der Textilindustrie voranzutreiben und die enzymatische Depolymerisationstechnologie von Carbios weiterzuentwickeln, um ein 100-prozentiges „Faser-zu-Faser“-Recycling zu erreichen.

„Dadurch können Textilabfälle Erdöl als Rohstoff für die Herstellung von Polyestertextilien ersetzen, die ihrerseits wieder zu Rohstoffen werden, wodurch ein kreislaufwirtschaftlicher Prozess in Gang gesetzt wird. Ein zusätzlicher Vorteil ist eine geringere CO2-Bilanz und die Reduzierung von Abfällen, die ansonsten auf Deponien oder in Verbrennungsanlagen landen würden“, heißt es in der Pressemitteilung.  

„Technologische Meisterleistung“

Die  Partner, zu dem sich der US-amerikanische Luxuskonzern PVH Corp. gesellte, entschieden sich bewusst  für ein  schlichtes weißes T- Shirts, da  damit die  Leistungsfähigkeit der  Technologie, die die Produktion  aus gemischten  und  farbigen  Textilabfällen  ermöglicht  hat,  am überzeugendsten dargestellt werden konnte.

„Es mag wie ein gewöhnliches T-Shirt aussehen, aber täuschen Sie sich nicht, die Technologie dahinter ist außergewöhnlich. „Das ‘Faser-zu-Faser’-Recycling ist eine technologische Meisterleistung,“ bestätigt Carbios-CEO Emannuel Ladent.  

Das weltweit erste Kleidungsstück mit zu 100 Prozent biologisch recycelten Fasern. Bild: Carbios

„Das Recyceln von Fasern zu Fasern  ist ein  entscheidender Schritt,  um die  Kreislaufwirtschaft in unserer Branche  voranzutreiben. Deshalb haben wir Energie  und Geld in die Forschung in diesem  Fachbereich investiert“, sagt auch Ons Nachhaltigkeitsdirektorin Begüm  Kürkçü.

Durch die Zusammenarbeit mit den Partnerunternehmen konnte Carbios laut Ladent „viele technische Hürden überwinden“ und das „weltweit erste enzymatisch recycelte T-Shirt herstellen, das vollständig aus biologisch recycelten Fasern besteht“.

Welche Textilien wurden verwendet?

Die  Mitglieder des  Textilkonsortiums schickten Rollen  mit  Textilresten  sowie Produktionsverschnitt   an   Carbios’ Hauptsitz  in  Clermont-Ferrand in Frankreich. Diese  beinhalteten  Mischgewebe, einschließlich Baumwolle  oder Elasthan, sowie Textilien,  die unterschiedlich behandelt (etwa dauerhaft  wasserabweisende Materialien) und gefärbt wurden - also alles Materialien, die für herkömmlichen Recycling-Verfahren eine große Hürde darstellen.

„Pumas Wunsch ist es, dass 100 Prozent unseres Polyesters aus Textilabfällen stammt. Die heutige Ankündigung ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg, das zu erreichen und unsere Industrie kreislauffähiger zu machen,“ kommentiert auch Pumas Sourcing-Chefin Anne-Laure Descours in der Mitteilung.

„Wir müssen jetzt zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass wir diese Technologie ausbauen können, um die größtmögliche Wirkung zu erzielen. Wir freuen uns, Teil dieses Durchbruchs zu sein und neue Standards für das Faser-zu-Faser-Recycling zu setzen“, fügt Descours hinzu.

Carbios ging jüngst auch eine Industriekollaboration mit dem norwegischen Unternehmen Tomra Textiles ein, um einen effizienten Recycling-Strom in Nordeuropa aufzubauen, der von der Sammlung, Sortierung und Aufbereitung von Textilabfällen bis hin zum Recycling unter Verwendung von Carbios’ enzymatischen Depolymerisationstechnologie reicht. Die erste kommerzielle Anlage dieser Technologie wird derzeit in Longlaville in Frankreich gebaut.  

Die Entwicklung stellt einen Meilenstein dar, da derzeit ein Großteil des recycelten Polyesters der Modebranche aus PET-Flaschen gewonnen und nur ein Prozent aller Fasern zu neuen Fasern recycelt wird. Das Greifen nach den Rohstoffen einer anderen, nicht verwandten Branche wie der Lebensmittelindustrie macht also angesichts der Kleiderberge, die oft aus Polyester- und Polyestermischgeweben bestehen, keinen Sinn. Zuvor scheiterte die Wiederverwertung an der geeigneten Technologie, was jedoch durch Carbios enzymatische Depolymerisationstechnologie möglich ist.  

Angesichts einer Zunahme der Verwendung neuer, fossiler Kunstfasern durch die Modebranche und der anhaltenden Beliebtheit von Polyester scheint der Ansatz von On, Patagonia, Puma, PVH, Salomon und Carbios durchaus der richtige, zumindest bis die bisherigen Polyester-Altlasten aufgebraucht und die komplette Umstellung auf Materialien nicht-fossilen Ursprungs gelungen ist.

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