JD Sports: Konzernchef Cowgill tritt zurück – Kath Smith wird Interims-CEO
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Beim britischen Handelskonzern JD Sports Fashion Plc ist eine Ära zu Ende gegangen: Am Mittwoch verkündete das Unternehmen, dass Executive Chairman Peter Cowgill mit sofortiger Wirkung zurückgetreten sei. Der 69-Jährige hatte die Unternehmensgruppe seit 2004 geleitet. Trotz wirtschaftlicher Erfolge war der Manager zuletzt zunehmend umstritten gewesen.
Unmittelbarer Hintergrund der Entscheidung waren offenbar Unstimmigkeiten über die künftige Führungsstruktur des Konzerns: Schon vor Wochen hatte das Unternehmen angekündigt, die Posten des Verwaltungsratschefs und des CEOs trennen zu wollen. Cowgill, der in seiner bisherigen Rolle beide Verantwortungsbereiche vereint hatte, war Presseberichten zufolge gegen diese Maßnahme, konnte sich aber letztlich nicht gegen den Verwaltungsrat durchsetzen.
Bis auf Weiteres wird nun Helen Ashton als Non-Executive Chair den Verwaltungsrat übergangsweise leiten, während Kath Smith als Interims-CEO für das Tagesgeschäft zuständig ist. Smith. die bereits dem Verwaltungsrat angehörte, kann auf eine lange Karriere in der Sportartikelbranche zurückblicken. Unter anderem hatte sie die Geschäfte der Outdoor-Marke The North Face in der Region EMEA geführt und war Managing Director der Labels Adidas und Reebok gewesen.
Nach Angaben von JD Sports ist das jetzige Personaltableau aber nur eine Übergangslösung: Nach geeigneten Kandidat:innen für die beiden neuen Führungsposten werde bereits gesucht, teilte der Konzern mit.
Interims-Chair Helen Ashton erläuterte den Umbruch: „Das Unternehmen hat sich unter Peters Führung zu einem weltweit führenden Multichannel-Einzelhändler mit einer bewährten Strategie und einer klaren Dynamik entwickelt. Da unser Geschäft jedoch größer und komplexer geworden ist, wurde klar, dass sich unsere interne Infrastruktur, die Unternehmensführung und die Kontrollen nicht mit dem gleichen Tempo entwickelt haben“, erklärte sie in einer Mitteilung. „Da wir die großen Chancen, die vor uns liegen, nutzen wollen, hat sich der Verwaltungsrat verpflichtet, dafür zu sorgen, dass wir über die höchsten Standards der Unternehmensführung und -kontrolle verfügen, die für ein FTSE-100-Unternehmen angemessen sind, um das zukünftige Wachstum zu unterstützen.“
Vorangegangen war eine interne Untersuchung, nachdem Cowgills Unternehmensführung zuletzt mehrfach Anlass zur Kritik geboten hatte. So wurde der Konzern im Februar zu einer Millionenstrafe verurteilt, weil Cowgill verbotene Absprachen im Rahmen der von den Wettbewerbsbehörden gestoppten Übernahme der Handelskette Footasylum nachgewiesen worden waren. Im vergangenen Jahr hatte es zudem Streit mit den Aktionären gegeben, weil der Konzernchef hohe Bonuszahlungen erhalten sollte, obwohl JD Sports während der Covid-19-Pandemie staatliche Finanzhilfen in Anspruch genommen hatte.
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