6 nachhaltige Textiloptionen, die die Branche verändern werden
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Bananen, Kaffee, Ananas, Lotus, Brennnesseln und Hanf - was sich wie eine, zugegebenermaßen etwas exotische Einkaufsliste anhört - sind alles natürliche Rohstoffe, aus denen sich nachhaltige Textilien machen lassen. Wie, das wird im weiteren erklärt werden; warum, sollte offentlich sein: Angesichts schwindender Ressourcen, die besonders durch Naturfasern wie Baumwolle erschöpft werden, und der Umweltbelastung erdölbasierter Fasern wie Acryl, Polyester, Nylon und Spandex, ist es höchste Zeit für die Textil- und Bekleidungsindustrie, nach nachaltigen Alternativen Ausschau zu halten und zu beweisen, dass die Textil- und Bekleidungsproduktion keine umweltverschmutzende Angelegenheit sein muss. Im Gegenteil. FashionUnited stellt sechs interessante Alternativen vor.
1. Hanffasern
Aus Hanf lässt sich zum Beispiel eine der vielseitigsten Naturfasern gewinnen - Hanffasern, die antibakteriell, haltbar und belastbar sind und als Textilien verarbeitet zudem wie eine natürliche Klimaanlage funktionieren. Darüber hinaus ist Hanf eine schnell wachsende Pflanze, die sehr wenig Wasser verbraucht und keine Herbizide, Pestizide, synthetische Dünger oder GVO-Samen erfordert. 'What's not to love?' könnte man sich fragen und warum die Superpflanze nicht bereits zum Standard in der Textilverarbeitung geworden ist.
Der Grund ist die Verbindung der Cannabis-Sativa-Pflanze mit Erholungsdrogen. Auch wenn das einzige Hochgefühl, das die Produktion und Verwendung von industriellem Hanf auslöst, nur von dem Wissen erzeugt wird, etwas für die Umwelt zu tun, ist der Anbau vor allem in der westlichen Welt erheblich behindert worden. Kein Wunder also, dass China einen Schritt voraus ist, da hier die industrielle Nutzung der Cannabis-Pflanze nie verboten war. Aus diesem Grund macht China derzeit über 50 Prozent der weltweiten Hanfproduktion aus und hält mehr als die Hälfte der über 600 internationalen Patente auf Hanffasern und die Textilproduktion. Dies sollte sich ändern.
2. Brennnesselfasern
Die gemeine Brennnessel, Urtica dioica
Ähnlich wie Hanffasern sind Brennnesselfasern vielseitig, halten im Winter warm und im Sommer angenehm kühl, und lassen sich mit weit weniger Wasser und Pestiziden anbauen als zum Beispiel Baumwolle. Dank neuer Spinntechniken und Mischzüchtungen verschiedener Pflanzenarten werden inzwischen Nesselpflanzen mit superhohem Faseranteil gewonnen, die stark und biegsam sind und eine gute Spinnlänge haben. Anders als bei Hanf gibt es beim Anbau von Nesseln keine rechtlichen Probleme, was die Pflanze zu einer realisierbaren und legalen Marktfrucht gemacht hat.
3. Kaffeefasern
Kaffeesatz wird von den meisten Kaffeetrinkern einfach weggeschmissen. Dabei ist er ein wichtiger Rohstoff -man kann Kaffeefasern daraus machen! Die Technologie der taiwanesischen Textilfabrik Singtex kombiniert den verarbeiteten Kaffeesatz mit Polymeren, bevor er zu Garn gesponnen wird. Das entstandene Kaffeegarn ist multifunktionell und kann in einer Vielzahl von Produkten verwendet werden, von Outdoor- und Sportbekleidung bis hin zu alltäglichen Haushaltsartikeln.
Stoffe aus Kaffeefasern, wie zum Beispiel der hier gezeigte von S.Café von Singtex, bieten UV-Schutz, trocknen schnell und haben hervorragende natürliche geruchshemmende Eigenschaften. Der verwendete Kaffeesatz stammt von einigen der weltweit größten Kaffeeverkäufer, wie Starbucks zum Beispiel. Auf diese Weise gibt das Unternehmen Kaffeesatz, der sonst in den Müll gewandert wäre, ein zweites Leben. Wie man sieht, bieten Kaffeefasern viele Vorteile - jetzt bleibt die Herausforderung, sie weltweit bekannt zu machen, damit mehr Modemarken sie in ihren Kollektionen integrieren, und ihre Reichweite sich über die Modebranche hinaus ausdehnt.
4. Der Ananasstoff Piñatex
Es mag unglaublich klingen, aber es gibt eine vegane Alternative zu Leder, die aus Ananasblättern hergestellt wird - das Londoner Unternehmen Ananas Anam hat einen natürlichen Vliesstoff aus Ananasblättern entwickelt, der als Piñatex bekannt und Leder bemerkenswert ähnlich ist. Der revolutionäre Ananasstoff wird aus den Blattfasern der Ananas gemacht, einem Nebenprodukt der Ananasernte in den Philippinen. Die Fasern werden in einem Prozesses, der Entrindung genannt wird, aus den Blättern extrahiert. Sie werden dann einem industriellen Prozess unterzogen, um einen Vliesstoff zu gewinnen, der die Basis von Piñatex ist. Ein Nebenprodukt des Herstellungsprozesses ist Biomasse, die in Biodünger oder Biogas umgewandelt und von den Landwirtschaftsgemeinschaften genutzt wird, wodurch sich der Produktionskreislauf des Materials schließt.
Piñatex ist das Ergebnis jahrelanger Arbeit und der Suche nach einer Lederalternative; einem natürlichen Gewebe, das 100 Prozent vegan und nachhaltig ist. Zudem ist es ein starkes, aber vielseitiges, atmungsaktives, weiches und flexibles Material, das leicht bedruckt, genäht und geschnitten werden kann, womit es sich für eine Reihe von Modeartikeln eignet und eine Reihe von Preisen gewonnen hat. Jetzt gilt es, Piñatex weiter bekannt zu machen und die Lieferkette des bahnbrechenden Materials weiter zu entwickeln und zu stabilisieren.
5. Bananenfasern
Bananenfasern gehören zu den weltweit stärksten Naturfasern. Sie werden aus dem Stamm der Bananenstaude gemacht, sind biologisch abbaubar und unglaublich haltbar. Die Faser besteht aus dickwandigem Zellgewebe, das durch natürlichen Gummi gebunden ist und hauptsächlich aus Cellulose, Hemicellulosen und Lignin besteht. Bananenfasern ähneln natürlichen Bambusfasern, aber ihre Spinnfähigkeit, Feinheit und Zugfestigkeit sind besser. Sie können zur Herstellung verschiedener Textilien unterschiedlicher Schwere und Stärke verwendet werden, je nachdem, aus welchem Teil der Bananenstaude sie extrahiert werden.
Wie beim Kaffeesatz und Ananasblättern schließt sich mit Bananenfasern der Stoffkreislauf, denn auch sie werden aus Abfallprodukten gemacht: aus alten Bananenstauden, die die Bauern sonst wegwerfen würden. Bananenfasern können zur Herstellung von Seilen, Matten, Webstoffen sowie handgefertigtem Papier verwendetet werden. Das Unternehmen Green Banana Paper auf der Insel Kosrae in Mikronesien verwendet Bananenfasern, um vegane Brieftaschen, Geldbörsen und Papier herzustellen. Das Extrahieren der Bananenfasern aus dem Bananenstamm ist jedoch kein einfaches Verfahren, sondern ein arbeitsintensiver Prozess. Bananengarn oder -stoff wird gewonnen, indem Streifen der Staudenhülle in einer alkalischen Lösung weich gekocht werden, um sie zu trennen. Dann werden Fasern miteinander verbunden, um lange Fäden zu erzeugen, die dann naß gesponnen werden, um zu verhindern, dass sie zerbrechen. Danach können die Fäden gefärbt oder gewebt werden.6. Lotusfasern
Der Gebrauch von Lotusfasern für Stoffe und Textilien mag sich in der westlichen Welt exotisch anhören, aber in Ländern wie Thailand und Myanmar zum Beispiel werden Lotusfasern bereits seit Jahrhunderten für besondere Stoffe benutzt. Kein Wunder, denn der Herstellungsprozess bringt einen luxuriösen Stoff hervor, der sich wie ein Gemisch aus Seide und Rohleinen anfühlt und zudem schmutzabweisend, leicht, weich, seidig und extrem atmungsaktive ist. 'What's not to love?' Der komplizierte und langwierige Herstellungsprozess.
Nach der Ernte werden die Enden der Lotusstängel aufgeschnitten und die langen, dünnen Fasern aus der Mitte der Pflanze herausgezogen. Dies muss innerhalb von drei Tagen nach der Ernte geschehen, damit das Resultat optimal ist. Die so gewonnenen Fäden werden gewaschen und zum Trocknen aufgehängt, bevor sie auf traditionellen Webstühlen von Hand zu Stoffen gewebt werden. Die Qualität des Stoffes ist jedoch so überzeugend, dass es Ansätze kommerzieller Nutzung gibt; das Unternehmen Hero’s Fashion Pvt Ltd aus dem indischen Jaipur zum Beispiel hat mit seinem weißen NoMark Lotus-Hemd bereits viele Anhänger gefunden.
Wie massentauglich die hier vorgestellten nachhaltigen Textiloptionen sind, wird sich zeigen; gerade Hanf, Brennnesseln und Kaffee haben sicher großes Potential für den Massenmarkt, während Lotus- und Ananasstoffe für den Luxus-Modemarkt interessant sein sollten.
Alle Artikel auf einen Blick:
- Nachhaltige Textilinnovationen: Kaffeefasern
- Nachhaltige Textilinnovationen: Bananenfasern
- Nachhaltige Textilinnovationen: Brennnesselfasern
- Nachhaltige Textilinnovationen: Piñatex, die vegane Alternative zu Leder
- Nachhaltige Textilinnovationen: Hanffasern
- Nachhaltige Textilinnovationen: Lotusfasern