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Beschaffung in Pakistan: fünf Jahre nach Ali Enterprises hat sich nichts geändert

Von Simone Preuss

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Während sich nach dem Einsturz des Rana Plaza-Gebäudes in der Nähe von Dhaka im April 2013 alle Anstrengungen auf Bangladesch und lobenswerte Initiativen wie das Bangladesch-Abkommen für Brandschutz und Gebäudesicherheit und die Allianz für Arbeitersicherheit in Bangladesch konzentriert haben, verstrich ein weiterer Jahrestag fast unbemerkt: der verheerende Brand bei Ali Enterprises in der Nähe von Karatschi am 11. September 2012, der mehr als 250 Arbeitern das Leben kostete. Grund genug für die Clean Clothes Campaign, die Sicherheit der Bekleidungsarbeiter in Pakistan unter die Lupe zu nehmen.

“In Erinnerung an diese Tragödie sind unsere Gedanken bei den Familien, die ihre Angehörige verloren haben, und bei denen, die dieses schreckliche Ereignis durchlebt haben. Die Kampagne für Saubere Kleidung hat nach fünf Jahren Bilanz gezogen und befürchtet, dass in Abwesenheit von glaubwürdigen und transparenten Sicherheitsinspektionen die Bekleidungsfabriken in Pakistan weiterhin unsichere Arbeitsplätze bleiben. Das bedeutet, dass Tausenden von Arbeiter/innen weiterhin täglich droht, bei der Arbeit verletzt oder getötet zu werden”, sagt die Kampagne für Saubere Kleidung in ihrer Presseerklärung.

Teil des Problems ist ein System von Inspektionen, die ‘auditieren und ignorieren’- ein System, das seit dem Brand bei Ali Enterprises besteht. Tatsächlich hatte die Fabrik nur wenige Wochen vor dem Brand noch ein SA8000-Zertifikat von der privaten Auditfirma RINA erhalten, bei dem auch Sicherheitsmängel überprüft wurden. Trotz dieses klaren Scheiterns gängiger Audit- und Zertifikationspraktiken verlässt sich die Bekleidungsindustrie Pakistans auch weiterhin auf das gleiche unwirksame System und die gleichen Prüfungsfirmen.

“Die pakistanische Textilindustrie braucht dringend Sicherheitsinspektionen nach internationalen Standards, die in ein System eingebunden sind, das der nationalen Situation angemessen ist, damit Fabriken nicht mehr Todesfallen bleiben”, fordert Karamat Ali vom Pakistani Institute of Labour Education & Research (PILER).

“Der Bangladesch Accord für Brandschutz und Gebäudesicherheit ist ein richtiger Schritt weg vom klassischen Konzept ‘auditieren und ignorieren’ hin zu Inspektionen und erfolgreicher Mängelbehebung. Solange Pakistan nicht endlich selbst glaubwürdige und rechenschaftspflichtige Systeme einführt, die auf finanzielle Unterstützung der Markenunternehmen für Inspektionen und Mängelbehebung aufgebaut sind, bleibt das Leben der Arbeiter/innen am Arbeitsplatz bedroht”, sagt Laura Ceresna-Chaturvedi von der Kampagne für Saubere Kleidung.

Ein weiteres Problem ist, dass außer dem Discounter KiK - dessen Etiketten am Brandort gefunden wurden und für den Pakistan auch weiterhin ein wichtiges Beschaffungsland ist - kein anderer internationaler Auftraggeber hervorgetreten ist, um die Betroffenen und ihre Familien zu unterstützen; von einem rechtlich verbindlichen, transparenten System von Inspektionen entlang international anerkannter Sicherheitsstandards nach bangladeschischem Vorbild ganz zu schweigen.

Auch wenn KiK kürzlich ein Sicherheitsprogramm einführte, ist es laut der Kampage für Saubere Kleidung “sehr undurchsichtig und trägt niemandem gegenüber Rechenschaft“. “KiK weiß doch aus der Erfahrung mit Ali Enterprise, dass diese unzuverlässigen Auditprogramme nichts bringen und Fabriken nicht sicherer machen. Das Unternehmen sollte aus der Vergangenheit lernen und Inspektionen einführen, die zuverlässig und transparent sind“, findet Nasir Mansoor vom pakistanischen Gewerkschaftsbund National Trade Union Federation (NTUF).

Selbst fünf Jahre nach dem Brandunglück bei Ali Enterprises warten die betroffenen Arbeiter und Arbeiterinnen und ihre Familien immer noch auf eine vollständige Entschädigung. Jedoch wurde am vierten Jahrestag des Fabrikbrands 2016 von den globalen Akteueren ein Entschädigungsplan für ausgefallende Löhne und Behandlungskosten verabschiedet. KiK bezahlte damals fünf Millionen US-Dollar, die von der ILO an die Betroffenen ausgezahlt werden sollen; die Zahlungen haben jedoch noch nicht begonnen.

Der fünfte Jahrestag zeigt, dass ein ernsthaftes Engagement von allen Akteuren der internationalen Lieferkette nötig ist, um eine wirklungsvolle Veränderung zu erreichen. Saeeda Khatoon, die ihren Sohn bei dem Brand verlor, fasst als Vertreterin der Opfervereinigung Ali Enterprise Factory Fire Affectees Association abschließend zusammen: “Wir haben unsere Familienmitglieder bei dem tödlichen Brand vor fünf Jahren verloren, jetzt ist es an der Zeit, dass wir endlich die vereinbarte Entschädigung erhalten. Markenunternehmen müssen Arbeitsrechte achten – auch das Recht auf einen sicheren Arbeitsplatz.”

Fotos: Website der Kampagne für Saubere Kleidung

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