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Corona-Krise: Tom Tailor warnt vor „Risiko von Liquiditätsengpässen“

Von Jan Schroder

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Anders als ursprünglich geplant legte der Hamburger Bekleidungskonzern Tom Tailor Holding SE am Dienstag statt eines vollständigen Jahresabschlusses nur vorläufige, noch ungeprüfte Zahlen für das Geschäftsjahr 2019 vor. Als Grund hatte das Unternehmen am Vorabend in einer Ad-hoc-Mitteilung „die deutliche Verschlechterung der Marktbedingungen in fast allen relevanten Märkten der Tom Tailor Group im Zusammenhang mit der Corona-Krise und die damit verbundenen Risiken für die Finanzierungs- und Liquiditätssituation des Konzerns“ genannt.

Angesichts der noch nicht absehbaren Auswirkungen der Covid-19-Epidemie auf die Geschäftsentwicklung sehe der Vorstand „in der kurz- und mittelfristigen Liquiditätsplanung derzeit deutliche Planungsrisiken“, heißt es in der Mitteilung. „Diese beinhalten sowohl das Risiko der Nichteinhaltung von Kreditkennzahlen als auch das Risiko von Liquiditätsengpässen.“

Tom Tailor will Kosten senken und Staatshilfen nutzen

Um der Situation zu begegnen, leitete der Konzern nach eigenen Angaben bereits „umfangreiche betriebliche Kostenmaßnahmen in die Wege“. Zudem will das Unternehmen Staatshilfen in Anspruch nehmen. „Dazu gehören unter anderem staatliche Finanzierungsprogramme, Kurzarbeit, die bereits von der Gesellschaft für die eigenen Filialen beantragt wurde, sowie die Stundung von Steuerzahlungen“, erläuterte Tom Tailor.

„Durch die Corona-Pandemie haben sich die Marktbedingungen in den letzten Wochen in allen unseren Märkten dramatisch verschlechtert“, erklärte Finanzvorstand Christian Werner in einer Mitteilung. „Daher liegt unsere volle Konzentration auf der Umsetzung von Gegenmaßnahmen, um den wirtschaftlichen Schaden für die Gruppe zu minimieren und diese außergewöhnliche Herausforderung zusammen mit unseren Kunden, Lieferanten, Mitarbeitern und Finanzierungspartnern erfolgreich zu meistern.“

Der Jahresumsatz sank 2019 um knapp fünf Prozent

2019 konnte der Bekleidungsanbieter die eigenen Erwartungen erfüllen. „Wir konnten mit der Marke Tom Tailor erneut wachsen und speziell den Umsatz im eigenen Retail erstmals seit drei Jahren wieder steigern“, erklärte CEO Gernot Lenz am Dienstag. Gleichzeitig sei es gelungen, bei der seit Jahren schwächelnden Konzerntochter Bonita „sowohl den Umsatzrückgang zu verlangsamen als auch die Ertragssituation zu verbessern“, so Lenz.

Den am Dienstag veröffentlichten vorläufigen Zahlen zufolge lag der Konzernumsatz im vergangenen Jahr bei 803,1 Millionen Euro. Gegenüber 2018 bedeutete das einen Rückgang um 4,8 Prozent. Positiv entwickelte sich das Segment Tom Tailor Retail. Dort stiegen die Erlöse um 2,9 Prozent auf 291,1 Millionen Euro. Dazu trug ein überdurchschnittliches Plus im Onlinegeschäft bei, dessen Umsatz um 6,5 Prozent auf 50,4 Millionen Euro zulegte. In der Sparte Tom Tailor Wholesale ging der Umsatz um 1,8 Prozent auf 329,2 Millionen Euro zurück. Insgesamt lagen die Erlöse der Marke Tom Tailor mit 620,3 Millionen Euro leicht über dem Vorjahresniveau (+0,4 Prozent).

Der Umsatz der Marke Bonita sank um 19,0 Prozent auf 182,8 Millionen Euro. Als Gründe für den deutlichen Rückgang führte der Konzern „geplante Filialschließungen sowie eine zu starke Verjüngung der Kollektionen“ an. Änderungen am Sortiment und schnellere Orderrhythmen hätten im zweiten Halbjahr aber „erste Erfolge“ gezeigt, erklärte das Unternehmen.

Tom Tailor kann seinen Nettoverlust deutlich verringern

Sein ausgewiesenes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) konnte der Konzern mehr als verdreifachen: Es stieg von 25,7 auf 98,5 Millionen Euro. Bereinigt um Einmalaufwendungen und die Auswirkungen der erstmaligen Anwendung des Rechnungslegungsstandards IFRS 16 wuchs das EBITDA um 31,0 Prozent auf 33,7 Millionen Euro.

Der Nettoverlust wurde deutlich reduziert. Er sank im Vergleich zum Vorjahr von 179,5 auf 52,2 Millionen Euro (-70,9 Prozent). Bereinigt um Sonderfaktoren und den IFRS-16-Effekt belief sich der Fehlbetrag auf 28,9 Millionen Euro. Aufgrund der derzeit unsicheren Lage verzichtete der Vorstand auf Prognosen für das laufende Geschäftsjahr 2020.

Foto: Tom Tailor, Fotografin: Sabine Skiba

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