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Nachhaltige Textilinnovationen: Handtaschen aus Äpfeln

Von Simone Preuss

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Angesichts schwindender Ressourcen, die besonders durch Naturfasern wie Baumwolle erschöpft werden, und der Umweltbelastung erdölbasierter Fasern wie Acryl, Polyester, Nylon und Spandex, ist es höchste Zeit, nach nachhaltigen Alternativen Ausschau zu halten. In dieser neuen Serie untersucht FashionUnited oft überraschende nachhaltige Alternativen und Textilinnovationen aus der ganzen Welt. In diesem Artikel geht es um Luxus-Handtaschen, die das Schweizer Label happy genie aus Apfelabfällen herstellt.

Kann man aus Äpfeln wirklich ein Material herstellen, das Leder nicht nur verblüffend ähnlich sieht, sondern sich auch so anfühlt? „Ja, man kann“, bestätigt Tanja Schenker, die Gründerin des nachhaltigen, veganen Taschenlabels happy genie im Gespräch mit FashionUnited. Sie fügt jedoch hinzu, dass der Weg zum fertigen Material nicht einfach war. „Ich habe fast ein Jahr nach dem passenden Material gesucht“, erinnert sich die findige Unternehmerin. „Am Anfang auf Messen, war dann aber erst enttäuscht, dass das Angebot noch nicht da war.“

Bis ein befreundeter Designer einen Fernsehbeitrag erwähnte, in dem der Erfinder eines neuartigen, nachhaltigen Materials aus Äpfeln erwähnt wurde, der in Bozen in Südtirol wohnte. Dies hörte sich für Frau Schenker gut an und sie telefonierte eine Woche lang herum, bis sie die Handy-Nummer des Erfinders herausbekam. Dieser befand sich auch zufällig noch in Zürich, dem Sitz von happy genie, so dass sich die beiden schon am nächsten Tag treffen konnten.

Zwischen Leder und Kunstleder

Der Rest ist aber nicht Geschichte, sondern hier ging die Arbeit erst los: „Es brauchte wirklich viel Überzeugungsarbeit, um die italienischen Produzenten zu überzeugen, dass sich der Aufwand lohnt“, erklärt Schenker. Auch wenn ihnen das nachhaltige Material generell zusagte, ist das Rohmaterial ganz anders als das, was sie gewöhnt waren - Leder und Kunstleder. „Es steckt sehr viel Arbeit dahinter und der Anfang war sehr holprig. Die ersten Prototypen sahen nicht sehr schön aus“, erinnert sie sich lachend.

Aber da sie die treibende Kraft war und durch das in Bozen gesehene Apfelmaterial eine Vision hatte, wie das fertige Produkt aussehen könnte, wurden aus den nicht sehr ansprechenden Prototypen bald wunderschöne Luxushandtaschen aus einem Material, das selbst Kenner verblüfft, da es zwischen Leder und Kunstleder liegt. „Die meisten Lederproduktionen können mit Kunstleder arbeiten“, erklärt Schenker. „Kunstleder kann jedoch schmelzen und Leder kann man bemalen - etwas, das bei dem neuen Material nicht gegeben war.“ Es war eine große Herausforderung für die Produktionsstätten, die Schenker durch ihre erste Handtaschenmarke „Genie in a Bag“ kannte. „Aber jetzt sind alles stolz auf die happy genie-Handtaschen."

„Zudem ist das Schöne, dass es so viele Aepfel in Bozen gibt; man hat also immer genug Rohstoff“, fügt Schenker hinzu. Wichtig waren ihr auch kleine Wege bei der Herstellung, so dass die ganze Wertschöpfungskette der happy genie-Taschen in Italien liegt: Die Äpfel werden in Bozen zu Saft gepresst und die Überreste getrocknet und pulverisiert. Dann werden sie in der Nähe von Florenz unter Beigabe von Farbe und einem Bindemittel Schicht für Schicht auf eine Leinwand aufgetragen. Das entstehende innovative Material wird anschliessend geprägt, damit der Lederlook entsteht. Ein Familienbetrieb im Raum Varese, fünf Kilometer von der Schweizer Grenze entfernt, stellt dann in Handarbeit die Taschen her. Selbst alle Metallkomponenten, die mit Palladium galvanisiert und komplett nickel- und allergiefrei sind, werden vor Ort in Italien gefertigt.

happy genie fördert veganen Lebensstil

Zur Motivation, mit happy genie eine neue Marke zu gründen und ein nachhaltiges, innovatives Material einzuführen, sagt Schenker: „Ich wollte einen klaren Schnitt, da ich selbst vegan wurde und mich persönlich vom Leder abgrenzen wollte. Ich wollte einfach noch einmal von vorne beginnen, da mich der vegane Lebensstil selbst sehr verändert hat. Und das wollte ich in einem Produkt ausdrücken. Zudem waren Äpfel das Lieblingsessen von meinem Hund happy, der im April verstorben ist. Durch happy genie will ich ihn weiterleben lassen.“

Wer an einer Handtasche interessiert ist, kann diese derzeit über das Kickstarter-Projekt der Marke erstehen, das frühe Fans des Konzepts mit Einstiegspreisen unterstützen und eine eigene Fangemeinde aufbauen will. Die ersten Taschen gibt es dann im März 2018. Zukünftig sind neue Drucke geplant, sowie Kollaborationen mit Künstlern und unter happy-genie.com ein eingener Onlineshop.

Fotos: mit freundlicher Genehmigung von happy genie
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