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Alles, was man über Jeans und Denim wissen sollte

Von Esmee Blaazer

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Hintergrund
Bild: HNST FW22-Kampagne via Nightingale PR

HINTERGRUND – Wenn es um Denim und Jeans geht, schweift der Blick unweigerlich Richtung Niederlande, denn das Land ist bekannt für den indigoblauen Webstoff. Niederländer:innen haben im Durchschnitt 5,4 Jeans in ihrem Kleiderschrank, mehr als die Bewohner:innen anderer westlicher Länder. Amsterdam profiliert sich als Denim- Hauptstadt der Welt. „Die Niederländer:innen haben Jeans im Blut. Denim passt zu ihrer Mentalität,” sagt Adriano Goldschmied, der Schutzpatron von Denim dazu.

Was vielleicht weniger bekannt ist, ist die Tatsache, dass Denim ein komplexes Produkt ist und der Herstellungsprozess aus vielen Schritten besteht, was sich oftmals in einem happigen Preis niederschlägt..

In diesem Hintergrund-Beitrag beantworten wir Fragen wie: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Jeans und Denim? Welche charakteristischen Details hat eine Jeans? Welche Modelle und Passformen gibt es? Was versteht man unter Waschen, Färben und Nachbehandeln? Was ist mit der Erhaltung und Pflege verbunden? Der Beitrag endet mit einer Geschichtsstunde über die Entstehung und den Aufstieg der Jeans.

Inhalt

  1. Definition von Jeans und Denim
  2. Zusammensetzung von Jeans
  3. Wie werden Jeans eigentlich hergestellt? (Weben, Färben, Waschen und Nachbehandeln)
  4. Unverwechselbare Details einer Jeans
  5. Jeansmodelle, Beinformen und Passformen
  6. Jeansmaße
  7. Differenzierung, Preisgestaltung und Marketing einer Jeanshose
  8. Erhalt und Pflege
  9. Geschichte: Wie die Jeans erfunden und zu einem beliebten Kleidungsstück wurde

Kapitel 1. Definition von Jeans und Denim

Jeans und Denim: Wo liegt der Unterschied?

Jeans ist ein Wort englischen Ursprungs, das sich international durchgesetzt hat. Jeans zeichnen sich durch eine Doppelsteppung und Nieten an den Nähten aus. Im Niederländischen wird die Jeans wegen dieser Nieten (die an kupferfarbene Nägel erinnern) auch "Spijkerbroek" – wörtlich übersetzt "Nagelhose" – genannt. Eine Jeans wird aus Denim hergestellt.

Denim ist aus fester Baumwolle in einer so genannten Köperbindung gefertigt und mit Indigo gefärbt. Charakteristisch für Denim ist, dass sich das blaue Garn auf der äußeren Stoffseite und das ungefärbte Garn auf der inneren Stoffseite befindet. Das bekannteste Kleidungsstück, das aus Denim gefertigt wird, ist die Jeans. Aber auch andere Kleidung wird aus Denim hergestellt.

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Charakteristisch für Denim ist, dass sich das blaue Garn auf der Außenseite und das ungefärbte Garn auf der Innenseite befindet. Das kann man auf diesem Bild an dem hochgekrempelten Hosenbein sehen. Bild: Kings of Indigo FW22 via UPR PR NL.

Kapitel 2. Zusammensetzung von Jeans

2.1 Zusammensetzung von Jeans

Denim wird, wie wir in Abschnitt 1 erwähnt haben, aus Baumwolle hergestellt. Baumwolle ist widerstandsfähig (und daher als Arbeitskleidung geeignet, mehr dazu in Abschnitt 8) und eignet sich zudem sehr gut zum Färben mit Indigo (mehr dazu in Abschnitt 3.1)

Jeans werden zunehmend mit Stretch versehen. Dabei handelt es sich um ein Polyurethan-Elastomer (auch bekannt unter dem Markennamen Lycra), das den Stoff dehnbar oder "stretchy" macht. Jeans-Mischungen mit 1 Prozent Elastomer im Stoffanteil sind leicht elastisch. In der Regel werden nicht mehr als 5 Prozent Elastomer in Jeans verwendet. Stoffe, die sich sowohl in der Länge als auch in der Breite dehnen, nennt man Bi-Stretch.

„Gut zu wissen ist, dass die Hose mit Lycra (Elastan) etwas nachgeben kann”, erzählt Milene Tjong von Denim City. „Es ist dann wichtig, [der Kundschaft] zu raten, die Jeans ein bisschen enger zu kaufen.”

2.2 Denim ist ein Webstoff

Denim wird in einer so genannten Köperbindung gewebt. Stoffe für die Bekleidungsherstellung sind in der Regel gewirkt oder gewebt. Die Köperbindung ist eine Webart, bei der sich die Kett- und Schussfäden mindestens einmal oben und zweimal unten kreuzen, oder umgekehrt. Eine Köperbindung erkennt man an den schrägen Linien im Gewebe.

2.3 Schwere des Stoffes

Denim ist in verschiedenen Stärken erhältlich. Die Stärke wird durch das Gewicht bestimmt und in Unzen (oz.) angegeben. Light Denim (4-8 oz.) ist glatter und wird normalerweise für Hemden verwendet. Schwerer Jeansstoff (13-15 oz.) ist steifer, eignet sich für die textile Veredelung und wird daher häufig für Hosen verwendet.

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Auf diesem Bild sieht man alle Arten von Jeans-Kleidungsstücken: Nicht nur Jeans, sondern auch eine Jeansjacke, eine Jeansweste und einen Jeansrock. Bild: Levi's® x GANNI Kollaboration via Finally Comunicaciones PR.

Kapitel 3. Wie werden Jeans eigentlich hergestellt?

Der Herstellungsprozess einer Jeans ist mit vielen technischen Aspekten verbunden. In diesem Abschnitt erfahren Sie mehr über das Färben, Waschen und die Nachbehandlung.

3.1 Färben

Bei authentischem Denim sind die Kettfäden blau gefärbt, während die Schussfäden ungefärbt sind.

Zum Färben wird Indigo verwendet, eine Pflanze (Indigofera), die eine tiefe, blaue Farbe abgibt. Indigo ist ein Farbstoff, dessen besondere Eigenschaft darin besteht, dass er nicht in die Fasern eindringt, sondern an ihnen “kleben” bleibt. Wenn ein Garn mit Indigo gefärbt wird, bleibt der Farbstoff um das Garn herum haften, so dass der Kern von der Farbe unberührt bleibt. Durch die Reibung beim Tragen und Waschen trägt sich der Farbstoff ab – das Indigo verblasst an bestimmten Stellen und die Färbung der Jeans ändert sich.

Das Färbebad mit Indigo wird so oft wiederholt, bis die Jeans eine dunkle, tiefblaue Farbe hat.

Heutzutage ist das meiste Indigo synthetisch, das heißt künstlich oder verdünnt, sagt Denimhead Stacy Denzel Janmaat gegenüber FashionUnited. EinigeUnternehmen färben immer noch mit reinem Indigo, aber das hat natürlich seinen Preis.

Aus dem gefärbtem Denim-Stoff werden anschließend die Jeans hergestellt.

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Bild zur Veranschaulichung der Produktion. Bild: HNST via Nightingale PR
Bild zur Veranschaulichung der Produktion. Bild: HNST via Nightingale PR

3.2 Raw Denim & “Customising”

Dunkle, tiefblaue Jeans werden als Raw Denim bezeichnet – ein englischer Begriff für unbehandelten Jeansstoff. Weitere Fachbegriffe sind Dry Goods und Virgin. Eine ungewaschene Jeans wird auch als Original-Denim bezeichnet. „Ungewaschene Jeans erkennt man als Denim-Laie daran, dass die Hosen sehr dunkel und oft etwas steifer sind”, erklärt Stacey Denzel Janmaat.

Das Aussehen der meisten Jeans wird nachträglich verändert. Der Begriff "customising" wird verwendet, wenn Menschen ihre Jeans selbst bearbeiten, zum Beispiel mit Bleichmitteln, Scheren oder Schleifmitteln, oder sie durch Verzierungen individuell gestalten.

Die Verschönerung und das "Customising" werden von den Jeansmarken durch zusätzliche Verfahren vorgenommen, bei denen häufig Wasser oder Chemikalien zum Einsatz kommen (mehr dazu in Abschnitt 3.5).

Gut zu wissen: Eine ungewaschene Jeans ist eine nachhaltigere Wahl, die Sie als Verbraucher:in treffen oder als Verkaufs:beraterin bewerben können! Jeans aus Raw Denim verbrauchen weniger Wasser als "gewaschene" Jeans. „Es bedeutet, dass die Baumwolle das letzte Mal während des Färbens der Garne Wasser gesehen hat", sagt Janmaat.

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Bild zur Veranschaulichung. Bild: HNST via Nightingale PR.

3.3 Waschen und Nachbehandlung

Unter Waschung und Nachbehandlung versteht man alles, was mit einem Jeansstoff geschieht, um sein Aussehen und seine Haptik [gegenüber des ursprünglichen Denims, siehe Abschnitt 3.2] zu verändern.

Waschen

Die Jeans kommen in eine spezielle Wäscherei, wo das Indigoblau des Garns teilweise ausgewaschen wird. Je mehr und intensiver gewaschen wird, desto heller wird die Farbe und desto höher ist der Produktionspreis (und somit auch der Verbraucherpreis) der Jeans. Die Art des Waschens hat unterschiedliche Auswirkungen auf den Verschleiß und die Waschmethoden sind von Marke zu Marke unterschiedlich.

Nachbehandlung

Stone-Wash ist die älteste Behandlung, um Jeans ein “abgenutztes” Aussehen zu verleihen. Die Technik, bei der Steine benutzt werden, ist nicht nachhaltig, weshalb einige Wäschereien die Steine durch eine ökologischere Alternative ersetzen: Es kommen Kunststoff- oder Plastikziegel mit rauer Oberfläche zum Einsatz. Eine weitere Alternative ist das Enzyme Washing, was auch als “chemischer Stone-Wash” bezeichnet wird.

Es gibt auch andere Nachbehandlungen, so kann man Jeans mit Wasser bleichen, oder zum Beispiel Ozon verwenden, eine Technik, bei der mit Gas gebleicht wird. Ein anderes Beispiel ist das Bürsten oder Schmirgeln mit Schleifpapier für besondere Arten von Abnutzungseffekten oder für ein beabsichtigtes “älteres” Aussehen. „Ein weiteres Verfahren ist das Damaging, bei dem durch einen Schleifprozess Schaden zugefügt wird,” erklärt Mirjam Choufoer, Jeans-Spezialistin TMO/Detex gegenüber FashionUnited. „Dann gibt es noch Resin,” sagt sie. „Eine Art von Harz, welches zum Erzeugen von Falten verwendet wird”.

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Jeans im Used-Look von Levi’s. Das rechte Foto zeigt eine Nahaufnahme des Used-Looks (siehe Fachbegriff-Kasten im Verlauf des Artikels). Bild: Levi's Buy Better, Wear Longer FW2022, via Finally Comunicaciones PR.

Definitionen von Waschungen und Nachbehandlungen

Wenn es um Denim und Jeans geht, ist es hilfreich, den Unterschied zwischen Waschen und Veredelung zu kennen. „Mit Waschen sind alle ‘nassen’ Prozesse gemeint. Also alles, was mit Wasser gewaschen wird“, erklärt Denim-Experte Maarten Wentholt von Denim City gegenüber FashionUnited. Finishing, oder Veredelung, ist die Bezeichnung für den gesamten Prozess der Verschönerung von Jeans – sowohl nasse als auch trockene Techniken. Wentholt sagt: „Es bedeutet aber auch 'die letzten Handgriffe'. Wenn man beispielsweise einen Weichmacher hinzufügt, um die Jeans weicher zu machen."

Kapitel 4.Unverwechselbare Details einer Jeans

Bezeichnende Details einer Jeans sind unter anderem folgende:

  • Ein Reißverschluss oder eine Knopfreihe.
  • Ein Tag; ein kleines Label mit dem Markennamen, oft an einer der hinteren Taschen eingenäht und häufig in einer auffälligen Farbe wie Rot oder Orange gehalten.
  • Ein Leder-Tag, oft rechteckig und aus Leder, meist an der Rückseite der Jeans am Bund angebracht. In der Regel sind auf dem Etikett das Logo, die Größe und ein Text oder eine Abbildung zu sehen (bei Levi's zum Beispiel zwei Pferde, die versuchen, eine Jeans zu zerreißen, um darauf hinzuweisen, dass eine Jeans der Marke unzerstörbar ist).
  • Die Nieten: oftmals kupferfarben
  • Ein Knopf am vorderen Bund. Nähte und Bestickungen heben sich meistens durch die Verwendung bunter Garne vom blauen Stoff der Jeans ab (Levi's verwendet zum Beispiel orangefarbenes Garn)

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Auf dem linken Bild (und dem rechten Bild ganz oben) ist ein Leder-Tag zu sehen, auf dem rechten Bild ein typischer Tag an der Gesäßtasche. Bild: Levi's® x Naomi Osaka, über Zeno Group
Dieses Bild zeigt eine Münztasche, Nieten und kontrastierende Garne. Bild: Levi's Buy Better, Wear Longer FW2022, über Finally Comunicaciones PR.

Kapitel 5. Jeansmodelle, Beinformen und Passformen

5.1 Modelle und Beinformen

Der Klassiker ist die Five-Pocket-Jeans. Dieses Modell hat fünf Taschen: zwei Eingrifftaschen vorne und zwei aufgesetzte Taschen hinten. Die fünfte Tasche ist klein und befindet sich in der rechten Vordertasche (siehe Abbildung oben). Diese Tasche wird auch als ”Münz- oder Fahrscheintasche” bezeichnet.

Die Beinformen von Jeans können stark variieren:

  • Straight leg: ein gerader Schnitt mit mittlerer Weite
  • Bell bottom: ein Schnitt der an den Oberschenkeln eng sitzt und ab Kniehöhe weit ausläuft
  • Flared: ein Schnitt, bei dem das Bein kontinuierlich mehr ausläuft, beginnend an den Oberschenkeln
  • Bootcut: ein Schnitt, bei dem das Bein gerade geschnitten ist, aber unten ein wenig ausgestellt ist, so dass die Hose über Stiefeln getragen werden kann
  • Cigarette leg: eine feste Five-Pocket-Jeans, die sich nach unten verjüngt, um bei Bedarf in Stiefel gesteckt zu werden
  • Baggy jeans: ein Modell, das insgesamt weit geschnitten ist, aber nicht ausgestellt ist – “baggy” bedeutet so viel wie “sackig” und beschreibt den weiten, leicht formlosen Schnitt

Neben unterschiedlichen Modellen gibt es die Jeans auch in verschiedenen Ausführungen. Diese Versionen sind das Ergebnis unterschiedlicher Waschungen und Nachbehandlungen (wie in Abschnitt 3 erläutert wird).

5.2 Passformen

Die Art und Weise, wie die Passform beschrieben wird, kann von Marke zu Marke variieren.

Viel benutze Beschreibungen sind folgende:

  • Slimfit: körpernah geschnitten – slim bedeutet “schlank”, “fit” beschreibt die enge Passform
  • Nonfit: ein Oversize-Stil, der mit Gürtel getragen wird
  • Comfort fit: weiter geschnittene Passform, die für Bequemlichkeit sorgt
  • Tight fit: sehr eng geschnittene Passform, auch als “Röhrenjeans” bezeichnet
  • Regular fit: klassische Passform, die weder eng noch weit ist
  • Relaxed fit: ähnlich der klassischen Passform, aber insgesamt etwas weiter

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HNST Women High-Rise Jeans in Ecru (links) und HNST Men Relaxed Tapered Nostalgia Jeans in Blau (rechts). Bild: HNST via Nightingale PR

Kapitel 6. Jeansmaße

Jeans werden traditionell in Zoll gemessen – ein Zoll entspricht etwa 2,5 Zentimetern. Die Maße werden in Taillenumfang und Beinlänge angegeben.

„Die Breite des Bundes zeigt den Taillenumfang der Person an", erklärt Mirjam Choufoer, Jeans-Spezialistin bei TMO/Detex. „W28 bedeutet, dass die Taille des Trägers 28 Zoll beträgt. Allerdings hängt die Breite des Bunds von der Passform ab. Eine low waist (tiefsitzende Hüftjeans) hat einen breiteren Bund als auf dem Etikett angegeben", erklärt der Fachmann, „aber egal, ob Sie ein Baggy- oder ein Slim-Modell kaufen, Sie kaufen immer 'Ihre' Hosengröße".

Kapitel 7. Differenzierung, Preisgestaltung und Marketing einer Jeanshose

Viele Denim-Marken bieten sich stark ähnelnde Modelle an, oft gibt es kaum Unterschiede zwischen ihnen. Ob eine klassische Five-Pocket-Jeans von Levi’s, Wrangler, Diesel oder G-Star stammt, erkennt man oft nur an Details wie einer Ziernaht auf der Gesäßtasche oder an der Beschriftung des Tags.

Um sich trotzdem voneinander zu unterscheiden und ein individuelles Image aufzubauen, nutzen viele Labels Marketing und Werbung.

Preisaufbau

Die Art des Webens, die Waschungen, die Details und die Nachbehandlungen machen jede Jeans einzigartig und tragen zur Preisstruktur bei (wie in Abschnitt 3 erklärt wird).

Jeans von Topmarken sind teurer, weil sie aus hochwertigeren Stoffen bestehen und aufwändiger behandelt werden. Eine teure Markenjeans kann bis zu 35 verschiedene Nachbehandlungen durchlaufen haben, was zu einem hohen Verkaufspreis führt.

Und „manchmal stecken 80 Stunden Arbeit in einer Jeans", sagte der Marketingmanager von Denham the Jeanmaker 2016 gegenüber FashionUnited..

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Kapitel 8. Erhalt und Pflege

Jeans haben im Allgemeinen eine lange Lebensdauer.

Die Hosen können sehr lange halten, da sie aus einem robusten Stoff hergestellt sind (siehe Abschnitt 2.1 "Zusammensetzung von Denim").

Viele Menschen finden Jeans schöner und bequemer, je öfter sie sie getragen haben. Abnutzung wird daher bei Jeans oft nicht als Nachteil angesehen.

Außerdem ist Denim leicht zu pflegen – kann heiß gewaschen und gebügelt werden. Dabei müssen Jeans grundsätzlich nicht oft gewaschen werden – je seltener sie gewaschen werden, desto länger kann man ihren idealen Zustand bewahren. „Und wenn Sie Jeans waschen, geben Sie sie immer auf links in die Waschmaschine und niemals in den Trockner”, sagt Milene Tjong von Denim City.

Manche Jeans wäscht man lieber gar nicht. „Selvedge-Hosen kauft man ungewaschen mit der Absicht, sie auch ungewaschen zu lassen. Auf diese Weise kommt die eigene Art, sich zu bewegen, zum Vorschein", sagte Maarten Wols vom Groninger Denim-Shop Ebb18 kürzlich gegenüber FashionUnited. Er empfiehlt, die Hose hundertmal zu tragen, bevor man sie wäscht. Denn beim Waschen verändert sich die Farbe – diesen Prozess nennt man auch Farbverlust (siehe Abschnitt 3.1 "Färben" für weitere Informationen).

Bringen Sie Raw Denim am besten in die Reinigung, um seinen ungetragenen Charakter zu erhalten.

Auch Stretchhosen sollten nicht heißer als 40 Grad gewaschen werden, da sie Elastomere enthalten, außerdem sollten sie ebenfalls nicht in den Trockner getan werden.

Sie werden wahrscheinlich feststellen, dass sich Jeans nach dem Waschen steif anfühlen. Das liegt daran, dass die Baumwollfasern Feuchtigkeit aufgenommen haben und deshalb etwas kürzer geworden sind. Dies wird als Quellschrumpfung bezeichnet. Nach längerem Tragen wird der Stoff wieder geschmeidig.

Kapitel 9. Wie die Jeans erfunden und zu einem beliebten Kleidungsstück wurde

Dass Denim aus dem Straßenbild nicht mehr wegzudenken ist, ist eigentlich überraschend, wenn man bedenkt, dass dieser Stoff vor mehr als zweihundert Jahren vornehmlich für Arbeitskleidung verwendet wurde.

„Ursprünglich war die Jeans für Goldsucher:innen und Bergleute und später als Arbeitskleidung gedacht. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde sie zum meist getragenen Kleidungsstück und durchdrang alle Bevölkerungsgruppen und alle Teile der Welt”, so Wikipedia auf seiner Seite über Jeans beschreibt.

Wrangler – For The Ride of Life Kampagne September 2022. Bild: Wrangler via KMB Creative Network

9.1 Geschichte: von der Arbeitshose zum Kleidungsstück des Alltags

Woher kommen die Bezeichnungen Jeans und Denim?

Die Geschichte der Jeans beginnt im Jahr 1852. Levi Strauss geht nach Kalifornien, um dort Gold zu suchen. Als sich die Goldgräber über die Qualität der örtlichen Hosen beschweren, beschließt Strauss, aus seinen mitgebrachten Segeltüchern und Planen Hosen zu fertigen. Seine Hosen sind sehr gefragt, schon bald geht ihm der Stoff aus und er macht sich auf die Suche nach einem alternativen Material, das sich für Arbeitskleidung eignet. Er importiert einen Stoff mit Köperbindung aus der französischen Stadt Nîmes. Das Material trägt den Namen Serge de Nîmes. Aus diesem französischen Begriff leitete sich dann im Lauf der Zeit der Name “Denim” ab.

Nach einer Weile tritt ein Problem bei den Hosen auf: die Hosentaschen reißen bei Gebrauch aus. Der Schneider Jacob Davis versieht die schwachen Nahtstellen mit Nägeln. 1873 lassen sich Strauss und Davis die erste “Jean”s patentieren – damit beginnt die Unternehmenshistorie der Marke Levi Strauss & Co., wie wir sie heute noch kennen.

Die ersten Exemplare waren ungefärbt oder in einem hellen Braun gehalten. Strauss beschloss, den Hosen dieselbe Farbe zu verleihen, die die Hosen der Matrosen hatten, welche den Jeansstoff aus Genua mitbrachten. Zum Färben wird Indigo verwendet (mehr dazu in Abschnitt 3.1. Färben). Der Begriff “Jeans” ist eine Abwandlung des französischen Ausdrucks “de Gênes”, was “aus Genua” bedeutet.

Konkurrenz für die Jeans kommt erst nach 1900 auf den Markt: 1905 durch Wrangler und 1911 durch Lee. Lee führte 1920 den Hosenschlitz mit Reißverschluss anstelle von Knöpfen ein.

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9.2 Vorgespult in die 1950er Jahre: Denim kommt in Mode

Nach dem Zweiten Weltkrieg ändert sich die Funktion der Jeans: sie nimmt langsam Einzug in die Freizeitbekleidung.

Filmstars, wie Marilyn Monroe und James Dean, trugen Jeans und ebneten damit den Weg für eine neue Perspektive auf das Kleidungsstück.

Auch junge Menschen beginnen, Jeans zu tragen – auch um sich von der damaligen klassischen Mode abzuheben.

Nach 1960 wurden Jeans zu einer Standardwahl unter jungen Leuten in Europa, was auf den Einfluss der amerikanischen Kultur zurückzuführen ist. (Die Jeans wird in der Tat hauptsächlich als Symbol der amerikanischen Kultur angesehen, da das Kleidungsstück seinen Ursprung in den USA hat, wie in Abschnitt 9.1 erläutert)

Es gibt noch eine weitere gesellschaftliche Entwicklung, die sich stark auf die Popularität der Jeans auswirkt: die Emanzipation der Frau, denn auch Frauen und Mädchen beginnen die Hosen in ihre Garderoben zu integrieren. Auch die Hippie-Welle nimmt Einfluss auf den Erfolg der Jeans – sie wird als Sinnbild für Freiheit, Selbstbestimmung und einen jugendlichen Look wahrgenommen.

9.3 Die Beliebtheit von Jeans

Die Jeans wurde zu einem der beliebtesten und begehrtesten Kleidungsstücke. Aber warum? „[Eine Jeans ist beliebt,] weil sie ein klassenloses, praktisches, haltbares und erschwingliches Kleidungsstück ist", so Maaike Feitsma in ihrer Untersuchung zur niederländischen Modeidentität, mit der sie 2014 in Nimwegen promovierte.

Und diese Beliebtheit ist nicht nur auf die Niederlande beschränkt, sondern gilt auch international. "Weltweit wächst die Beliebtheit von Denim", so Research and Markets im Bericht 'Denim Jeans – Global Market Trajectory & Analytics' im Juli 2022. Nach Angaben des Marktforschungsunternehmens belief sich der weltweite Marktwert der Denim-Industrie im Jahr 2020 auf 57,3 Milliarden US-Dollar und wird bis 2026 weiter auf 76,1 Milliarden US-Dollar ansteigen. „Jeans können zu verschiedenen gesellschaftlichen und offiziellen Anlässen getragen werden und haben sich als alters- und geschlechtsunabhängig erwiesen. Das wachsende Interesse an einem lässigen Look treibt den Umsatz an", so der Bericht.

Bild: Wrangler x ILGA World, via KMB Creative Network
Bild: Wrangler x ILGA World, via KMB Creative Network
Ein paar weitere Begriffe aus dem Bereich Denim:
  • Ripped Jeans: Jeans mit Rissen und Löchern
  • Distressed Jeans: Stark abgenutzte Jeans durch Farbeffekte, sowie Risse und Löcher, oft auch mit ausgefransten Säumen und Nieten
  • Whiskering: Zu Deutsch “Schnurrhaare”, meint horizontale Falten auf Höhe des Schritts, der Oberschenkel und der Knie.
  • Black Denim: Tiefschwarzer Denim, „Für schwarzen Denim verwendet man kein Indigo, sondern Schwefelfarbstoff (Schwefelfarbstoffe, Anm. d. Red.)", berichtet Mirjam Choufoer, Jeans-Spezialistin bei TMO/Detex gegenüber FashionUnited.
  • Colored Denim: Denim, der weder Blau noch Schwarz ist.
  • een Jegging: Leggings aus Denim.
  • De Mom Jeans: Ein lockeres Modell mit hoher Taille, einer lockeren Passform an den Oberschenkeln und einem konisch zulaufenden Bein. Die Hosen sind in der Regel ohne Stretch. Das Modell war in den 1990er Jahren sehr beliebt und ist auch heute wieder in Mode.
  • Dad Jeans: Jeans mit einer hohen Taille, weitem Schnitt und geradem Bein. Der Schnitt ist breit und locker, aber an den Hüften und Oberschenkeln eher anliegend. Wie bei der Mom Jeans, stammt der Name aus den 1990er Jahren und bezieht sich auf die Passform der Jeans, die damals vor allem von Vätern getragen wurden.
  • Boyfriend Jeans: Modelle mit niedriger Hüfte und locker sitzendem, geradem Bein. Oft in der Länge etwas kürzer.
  • Patchwork Jeans: Eine Jeans mit unterschiedlichen Stoffteilen oder Flicken, die den Eindruck entstehen lassen, dass die Hose repariert oder individualisiert wurde.
  • Selvage/ Selvedge: „Die Begriffe Selvage/ Selvedge und Selvage Jeans werden manchmal immer noch synonym verwendet", erklärt Choufoer auf Nachfrage. „Eigentlich sind es zwei unterschiedliche Dinge: Selvage/Selvedge ist ein Jeansstoff, der auf alten Webstühlen hergestellt wird, wobei ein großes Webschiffchen für den Schussfaden verwendet wird, der zwischen den Kettfäden hin und her schießt. Durch die Zickzack-Bewegung des Schlussfadens entsteht eine geschlossene Kante des Gewebes: Die bekannte 'Self-Edge'", sagt der Jeans-Spezialist von Detex. „Selvage-Jeans sind Hosen, bei denen die Seitennaht des Hosenbeins entlang der Kante des Stoffes verläuft. Dies hat einen hohen Stoffverbrauch zur Folge (was unter anderem der Grund dafür ist, dass diese Art von Hosen teuer sind). Diese Webkante ist sichtbar, wenn das Hosenbein hochgekrempelt wird", so Choufoer.
Eine Jeans mit Webkante (siehe Fachbegriff-Kasten im Verlauf des Artikels) von Oficina Reserva, einer Marke des brasilianischen Modekonzerns AR&CO. Bild: Oficina Reserva über Multifato (PR)
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Jeans, die vollständig aus recycelten Fasern hergestellt werden, entwickelt von Mud Jeans und der Saxion University of Applied Sciences. Bild: Mud Jeans und Saxion über Mediatic PR

Quellen:

  • Detex Opleidingen
  • Mirjam Choufoer, Dozentin Fashion Products & Production TMO Fashion Business School und Jeans Specialist TMO / Detex Opleidingen
  • TMO Fashion Business School Studie und insbesondere des Buches 'Fashion Advisor' von Mirjam van den Bosch, Astrid Hanou und Hans van Otegem, Verlag Stichting Detex – Opleidingen, 2003, zweite Auflage, Kapitel Jeans (hier veröffentlicht mit Genehmigung von Detex)
  • Inhalte aus dem FashionUnited-Archiv von den Autoren Yasmine Esser, Marthe Stroom, May-Anne Oltmans, Caitlyn Terra, Vivian Hendriksz, Anne Buis und Don-Alvin Adegeest (die Originalveröffentlichungen finden sich meist im verlinkten Artikeltext).
  • Wikipedia-Seite 'Jeans'
  • Video der Universität der Niederlande "Warum ist die Jeans zum Standard geworden?", Oktober 2015.
  • Research and Markets Forschungsbericht 'Denim Jeans – Global Market Trajectory & Analytics', Juli 2022.
Denim
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