Gucci zieht „rassistischen Pulli“ aus dem Verkehr
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Das italienische Luxuslabel Gucci hat aus den Fauxpas anderer Marken gelernt und schnell einen Pullover vom Markt genommen, der Vorwürfe des Rassismus auf sich zog. Bei dem Stück in Frage handelt es sich um einen Pullover, dessen Rollkragen zur Sturmhaube umfunktioniert werden kann. Mit rot umrandetem Loch für den Mund.
Besonders in den USA schlugen die Wogen hoch, erinnern die unglückliche Farbkombination und Platzierung doch an die verpönte Karikatur von Schwarzen, „Blackface“ genannt. „Balaclava knit top by Gucci. Happy Black History Month y’all“, kommentierte Twitter-Nutzerin Rashida erst gestern und stand mit ihrer Empörung nicht allein da; ähnliche Kommentare folgten.
Gucci reagierte schnell und veröffentlichte bereits wenige Stunden später eine Entschuldigung: „Gucci entschuldigt sich aus tiefstem Herzen für den Anstoß, den der Wollpullover mit Sturmhaube ausgelöst hat. Wir können bestätigen, dass der Artikel mit sofortiger Wirkung aus unserem Online- und stationärem Handel entfernt wurde“, schrieb das Unternehmen, ebenfalls auf Twitter.
„Wir sehen Vielfalt als einen Grundwert, der uneingeschränkt gewahrt, respektiert und an vorderster Front jeder unserer Entscheidungen steht. Wir sind fest entschlossen, die Vielfalt in unserer gesamten Organisation zu erhöhen und diesen Vorfall in eine starke Lektion für das Gucci-Team und darüber hinaus zu verwandeln“, versprach das Luxuslabel.
Verglichen mit ähnlichen jüngsten Vorkommnissen hielten sich heftige Gegenreaktionen in Grenzen; wahrscheinlich durch Guccis schnelle Reaktion und rückhaltlose Entschuldigung. Einige verteidigten sogar Designer Alessandro Michele, der für seine verspielten, kitschigen Kreationen bekannt ist.
Erst im Dezember hatte Landsmann Prada auf Rassismusvorwürfe reagieren müssen, nachdem der italienische Luxusmodekonzern „Otto“ auf den Markt gebracht hatte - einen schwarzen Affen mit roten Riesenlippen, der als Dekorationsstück gedacht war, aber schon bald zum Stein des Anstoßes wurde. Auch Prada entschuldigte sich und entfernte „Otto“ und ähnliche Artikel aus dem Sortiment, aber erst Tage nachdem er bereits prominent im Schaufenster in einer Boutique in Soho in New York gestanden hatte.
Im November hatte gar eine gesamte Dolce & Gabbana-Show in Shanghai wegen einer rassistischen Kontroverse abgesagt werden müssen. Das italienische Modehaus hatte ein Video im chinesischen sozialen Netzwerk Weibo veröffentlicht, in dem eine Chinesin Schwierigkeiten hat, italienische Lebensmittel wie Pizza und Pasta mit Essstäbchen zu essen. Menschen auf der ganzen Welt fanden dies rassistisch und machten ihrer Empörung Luft, woraufhin das Video zwar auf Weibo, aber nicht auf dem offiziellen Instagram-Profil von Dolce & Gabbana gelöscht wurde.
Die Kontroverse war aber noch nicht ausgestanden, veröffentlichte das Instagram-Konto „Diet Prada“ jedoch eine Reihe von Screenshots, in denen das verifizierte Instagram-Konto von Mitbegründer Stefano Gabbana mit einem Fan diskutierte, ob die Anzeige rassistisch sei oder nicht und sich abfällig gegen Chinesen äußerte. Nach einer weiteren Welle der Empörung gab Dolce & Gabbana bekannt, dass sowohl der Instagram-Account des Labels als auch der von Stefano gehackt worden sei und die Rechtsabteilung die Angelegenheit untersuche. Eine Lektion, wie man es nicht machen sollte.
So ernst die Entschuldigungen von Gucci & Co. auch gemeint sein mögen, wirken sie doch wie leere Versprechungen, wenn man sich überlegt, wie homogen und wenig kosmopolitische die Design- und Marketingetagen großer Modehäuser sein müssen, wenn nicht eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter im Vorfeld Anstoß an den Designs gefunden hat, besonders nachdem ähnliche Fälle zur Genüge durch die Presse gegangen sind. Oder, was noch schlimmer wäre, wenn es sie gibt, aber der Mut oder die Autorität fehlt, diese Bedenken auch effektiv zur Sprache zu bringen.