Belästigungsvorwürfe: Guess-Gründer Paul Marciano tritt nach Untersuchung zurück
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Paul Marciano ist der nächste große Name aus der Modebranche, der nach Vorwürfen wegen ungebührlichen Verhaltens seinen Hut nehmen musste. Am Dienstag verkündete das US-amerikanische Bekleidungsunternehmen Guess Inc. den Rücktritt Marcianos vom Posten des Executive Chairman. Vorausgegangen war eine mehrmonatige Untersuchung, bei der es um zahlreiche Vorwürfe gegen den Firmengründer ging. So hatte Model und Schauspielerin Kate Upton Marciano im Februar der sexuellen Belästigung bezichtigt. Marciano hatte seinerzeit seine operativen Aufgaben vorerst ruhen lassen, um das Ergebnis der Ermittlungen abzuwarten.
Die eigens eingesetzte Kommission habe mehr als vierzig Personen befragt und über 1,5 Millionen Seiten Dokumente untersucht, teilte Guess mit. Dabei hätten einige der Vorwürfe nicht erhärtet werden können, in anderen Fällen habe Aussage gegen Aussage gestanden. In bestimmten Situationen habe Marciano aber bei der Kommunikation mit Models und Fotografen „schlechtes Urteilsvermögen“ bewiesen und „sich in Situationen gebracht, in denen schlüssige Vorwürfe wegen ungebührlichen Verhaltens entstehen konnten – und entstanden sind“, erklärte das Unternehmen.
Nachdem das Untersuchungskomitee seine Erkenntnisse und Empfehlungen vorgetragen hatte, erklärte Marciano am Montag seinen Rücktritt als Executive Chairman. Er werde einfaches Mitglied des Boards bleiben, seinen am 30. Januar 2019 auslaufenden Vertrag aber nicht verlängern, erklärte Guess in einer Mitteilung. Zum neuen Chairman wurde sein Bruder Maurice Marciano ernannt. Alle zusätzlichen Aufgaben, die Paul Marciano bisher in der Geschäftsführung innehatte, sollen nun von CEO Victor Herrero übernommen werden. Seinen Posten als Chief Creative Officer wird Marciano aber bis zum Vertragsende behalten, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten, wenn ein Nachfolger gefunden ist. Marciano erklärte sich außerdem bereit, insgesamt eine halbe Million US-Dollar an fünf nicht namentlich genannte Personen zu zahlen, um gerichtliche Auseinandersetzungen zu verhindern. Die Zahlungen seien aber nicht als Schuldeingeständnis zu werten, betonte das Unternehmen.
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