Kaufverhandlungen gescheitert: Debenhams steht vor der Abwicklung
Wird geladen...
Bis ins Jahr 1778 reichen die Wurzeln des britischen Einzelhändlers Debenhams zurück. Die Warenhäuser des Unternehmens prägten jahrzehntelang die Einkaufsmeilen des Vereinigten Königreichs. Doch nun scheint eine Ära zu Ende zu gehen: Am Dienstag teilte Debenhams mit, dass nach gescheiterten Verkaufsverhandlungen wohl alle britischen Filialen geschlossen werden müssen. Damit droht nicht nur eine britische Institution zu verschwinden – auch etwa 12.000 Arbeitsplätze sind akut gefährdet.
In massiven finaziellen Schwierigkeiten steckt der Konzern schon länger: Im April 2019 musste das Traditionsunternehmen erstmals Insolvenz anmelden, in diesem Frühjahr dann trotz erheblicher Reformbemühungen ein weiteres Mal. Nun sieht es sogar so aus, als gebe es keine Rettung mehr für den Konzern: Am Dienstag verkündete Debenhams, dass die Insolvenzverwalter von der Unternehmensberatung FRP Advisory die Suche nach möglichen Käufern für den Konzern ohne Erfolg beendet hätten. Bereits kurz zuvor hatte einer der potenziellen Interessenten, der britische Einzelhändler JD Sports Fashion plc, das Ende entsprechender Verhandlungen bestätigt.
Angesichts widriger Rahmenbedingungen ist ein Weiterbetrieb nicht realistisch
Eine Übernahme wäre die einzige realistische Chance gewesen, Debenhams zu retten. Weitere strategische Optionen waren nach Angaben des Konzerns eine erneute Restrukturierung mit eigenen Mitteln – oder die kontrollierte Abwicklung des Unternehmens. Auf diese Variante scheint es nun hinauszulaufen. „Angesichts der gegenwärtigen Rahmenbedingungen im Einzelhandel und der wahrscheinlich länger anhaltenden Auswirkungen der Covid-19-Pandemie sind die Aussichten für ein restrukturiertes Geschäftsmodell höchst unsicher“, räumte das Unternehmen in einer Mitteilung ein. Daher hätten die Insolvenzverwalter „mit Bedauern beschlossen, die Abwicklung von Debenhams UK einzuleiten“. Währenddessen würden sie aber weiter nach Kaufangeboten für den Gesamtkonzern oder einzelne Unternehmensteile suchen.
In den 124 britischen Filialen sowie im Onlineshop beginnt nun der Ausverkauf, um vorhandene und bereits bestellte Lagerbestände loszuwerden. Sollte bis zum Ende des Räumungsverkaufs kein neues Angebot für den Einzelhändler eintreffen, würde das Geschäft auf dem Heimatmarkt eingestellt, erklärte das Unternehmen. Im Frühjahr hatte Debenhams bereits alle Filialen in Irland geschlossen. Nicht von den Plänen betroffen ist die dänische Kaufhauskette Magasin du Nord, die unter dem Dach des Konzerns als eigenständiges Unternehmen operiert.
Der Ausverkauf läuft: Insolvenzverwalter leiten Schließungsprozess ein
Geoff Rowley, einer der Insolvenzverwalter von FRP Advisory, erläuterte die nun gefällte Entscheidung: „Es wurden alle vernünftigen Schritte unternommen, um einen Verkauf zu realisieren, der die Zukunft von Debenhams sichern würde. Doch die wirtschaftliche Umgebung ist äußerst herausfordernd. Dazu kam die Unsicherheit, der sich die britische Einzelhandelsbranche ausgesetzt sieht. So war es nicht möglich, zu einer tragfähigen Vereinbarung zu kommen“, erklärte er. „Die Entscheidung, das Schließungsprogramm einzuleiten, wurde gründlich geprüft, und auch wenn wir weiter darauf hoffen, noch alternative Angebote für das Unternehmen zu erhalten, bedauern wir es zutiefst, dass uns die Umstände dazu zwingen, diesen Weg zu gehen.“ Den Vermietern, Lieferanten und Geschäftspartnern sicherte Rowley zu, dass Debenhams alle vertraglichen Verpflichtungen erfüllen werde, die während des Insolvenzverfahrens eingegangen wurden.
Weiterlesen:
- Britische Kaufhauskette Debenhams streicht 2500 Stellen
- Debenhams meldet erneut Insolvenz an
- Debenhams befördert Stefaan Vansteenkiste zum CEO
- Debenhams: Führungswechsel für den Neustart
- Debenhams meldet Insolvenz an – Sports-Direct-Chef Ashley geht leer aus
- Sports Direct legt im Übernahmepoker um Debenhams nach
Foto: Debenhams