Letzte deutsche Pelzfarm verkauft alle Tiere
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Die letzte Pelzfarm Deutschlands im westfälischen Rahden stellt wohl ihren Betrieb ein. Der Besitzer spricht über den andauernden Druck durch Tierschützer und das zuständige Veterinäramt Minden-Lübbecke.
Er habe alle Tiere nach Finnland verkauft, sagte Nikita Bosch, der Betreiber der Nerzfarm in Rahden-Varl, gegenüber der Neuen Westfälischen. Zur Anzahl der Tiere wollte er keine Angaben machen. Zwischen 4.000 und 5.000 Tiere wurden zuletzt auf der Farm gehalten, schätzt das Deutsche Tierschutzbüro. Noch liege kein Abmeldung der Farm beim örtlichen Veterinäramt vor, aber dass der Betreiber weitermache sei aufgrund der Haltungsregelungen unwahrscheinlich, sagte Fabian Steinecke, Pressesprecher des Deutschen Tierschutzbüros, telefonisch.
Letzte deutsche Pelzfarm in Rahden schließt
Auch wenn die Haltung von Tieren zur Pelzgewinnung in Deutschland noch legal ist, wurde 2017 ein Gesetz verabschiedet, das die minimalen Haltungsbedingungen verschärft und so den Betrieb von Pelzfarmen unrentabel gemacht hat, erklärt das Tierschutzbüro. Demzufolge schlossen alle übrigen deutschen Pelzfarmen - bis auf den Betrieb in Rahden. Diesem wurde eine fünfjährige Übergangsgenehmigung bis 2022 zugesprochen.
„Jahrelang haben wir gegen die unnötige Grausamkeit auf der Anlage in Rahden gekämpft und protestiert - jetzt endlich mit einem Erfolg für die Tiere! Es war mehr als überfällig, dass Deutschland frei von Pelzfarmen ist. Allerdings leiden noch immer Millionen von Tiere weltweit auf Grund der Pelzproduktion, wogegen wir uns weiter einsetzen werden“, kommentierte Fabian Steinecke, Pressesprecher des Deutschen Tierschutzbüros, in einer Pressemitteilung am Montag.
Die meisten Pelztierfarmen befinden sich in Fernost, Finnland und Polen. Laut dem Tierschutzbüro gebe es dort unzureichende beziehungsweise keine Tierschutzgesetze,so dass Pelzfarmen unbehelligt Wildtiere wie Füchse, Marderhunde, Kaninchen und Nerze in viel zu kleinen Käfigen halten dürfen, bevor sie nach nur wenigen Lebensmonaten getötet werden.
Obwohl sich immer mehr Modemarken und -einzelhändler entschließen, pelzfrei oder tierfreundlich zu werden, landet immer noch genug Pelz auch in Deutschland, wo er als Accessoires an Jacken und Mützen verkauft wird. Da die Kennzeichnung von Pelzprodukten immer noch eine Grauzone ist und Verbraucher so oft Echtpelz tragen, ohne es zu wissen, fordert das Deutsche Tierschutzbüro jetzt ein komplettes Handelsverbot für Pelz in Deutschland. Und führt kalifornische Städte wie San Francisco, Los Angeles und Berkeley als Beispiele an.
„Es kann und darf nicht sein, dass die grausame Gewinnung von Pelz in Deutschland nicht mehr stattfindet und ein Verbot droht, aber solche Produkte aus dem Ausland ihren Weg in den Verkauf in Deutschland finden. Der gesamte Handel mit Pelz in Deutschland muss daher verboten werden“, so Steinecke.
Anmerkung der Redaktion: Der Bericht wurde mit der Angaben des Nerzfarmbetreibers aktualisiert.
Fotos: Nerz - Richard Bonnett / Flickr ; Marder - Ilona Laufersweiler / pixelio.de