Berlin Fashion Week: vorwärts auf bewährtem Kurs
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Los geht’s: In Berlin trifft sich in dieser Woche die Modebranche, um die neuen Kollektionen für die Saison Frühjahr/Sommer 2017 in Augenschein zu nehmen. Die großen Messen werden am Dienstag ihre Tore öffnen, dann beginnen auch die Modenschauen der Mercedes-Benz Fashion Week. Schon am Montag gibt es aber die ersten Termine: So will der Modeversender Zalando sein neues Konzept für die reanimierte Bread & Butter vorstellen, die im September ihre Premiere feiern soll.
Große Überraschungen hat die Fashion Week in dieser Saison nicht zu bieten. Messe- und Modenschauveranstalter halten an den bewährten Konzepten fest. Nur der Termin wurde ein wenig nach vorne geschoben, um den Bedürfnissen der internationalen Besucher entgegenzukommen. Überschneidungen mit den wichtigen Schauen in Paris konnten damit weitgehend vermieden werden. „Mit dem früheren Termin können wir dieses Jahr Einkäufer aus wichtigen Auslandsmärkten noch gezielter ansprechen und nach Berlin holen“, erklärte die Berliner Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer. Dadurch sei es gelungen, „wichtige Buyer von Neiman Marcus, Net-a-Porter, Yoox und Luisa Via Roma für die Fashion Week Berlin zu gewinnen“. Das gebe „den Berliner Modelabels die Chance, auch auf internationalen Plattformen ihre Mode zu vertreiben“.
Berliner Senat: Modewochen bringen der Stadt „240 Millionen Euro an zusätzlicher Wertschöpfung“ im Jahr
Die Senatorin ist sich der Bedeutung der Modewoche für die Stadt bewusst. „Mit 200.000 Besuchern und 240 Millionen Euro an zusätzlicher Wertschöpfung jährlich zählt die Berlin Fashion Week zu den wirtschaftsstärksten und medienwirksamsten Veranstaltungen der Hauptstadt“, teilte die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung mit. Der Senat leistet daher auch seinen Beitrag, um der heimischen Modeszene unter die Arme zu greifen: Die Schauen von sechs Berliner Labels würden finanziell gefördert, insgesamt unterstütze die Senatsverwaltung die Fashion Week mit 700.000 Euro, ließ Yzer mitteilen.
Messen: Berlin bleibt ein starker Standort für Damen-, Herren- und Ökomode
Als Messestandort hat sich Berlin längst etabliert. In den kommenden Tagen werden Zehtausende Fachbesucher aus aller Welt dort auf zahlreichen Plattformen wieder Tausende Kollektionen in Augenschein nehmen. Neben dem traditionellen Schwerpunkt Damenmode haben sich inzwischen auch starke Menswear-Messen herausgebildet. Außerdem wächst das seit Jahren in Berlin vertretene Ökomode-Segment weiter.
Die vor allem auf Damenmode spezialisierte Premium wartet wie gewohnt mit einem umfassenden Portfolio zwischen Avantgarde und hochwertiger Konfektion auf, das durch Trendsegmente wie Activewear bereichert wird. In den Hallen am Gleisdreieck zeigen ab Dienstag 1.000 Aussteller etwa 1.800 Kollektionen. Etwa ein Viertel der Marken ist erstmals auf der Messe vertreten.
Auf kommerziellere Labels setzt die Panorama. Seit ihrer Premiere im Winter 2013 hat sich die Veranstaltung prächtig entwickelt. Mit zuletzt rund 50.000 Fachbesuchern ist sie nach Angaben der Veranstalter inzwischen die „bestbesuchte Modemesse Europas“. Auf dem Messegelände am Funkturm präsentieren ab Dienstag mehr als 700 Marken auf insgesamt 45.000 Quadratmetern ihre Kollektionen. Angeschlossen ist die neue Plattform Nova Concept, auf der neben Mode vor allem Accessoires und Lifestyle-Artikel vorgestellt werden.
Zu den bewährten Messeformaten zählen auch die Damenmodemesse Show & Order, die bereits am Montag beginnt, und die auf „grüne“ Mode spezialisierten Veranstaltungen Green Showroom und Ethical Fashion Show, die von der Messe Frankfurt veranstaltet werden. Zusammen präsentieren beide Messen diesmal die Rekordzahl von 168 Marken, die sich hohen ökologischen und ethischen Standards verschrieben haben.
Im vergangenen Jahr hatte das in Berlin lange unterrepräsentierte Menswear-Segment mit der deutlichen Vergrößerung der Seek und dem Debüt der Messe Selvedge Run entscheidende Schritte gemacht. Mittlerweile bildet es einen Eckpfeiler der Modewoche. Die beiden Schwestermessen Seek und Bright, die von der Messegesellschaft Premium Exhibitions veranstaltet werden, öffnen am Dienstag in der Arena in Treptow ihre Tore. Auf der Seek sind insbesondere anspruchsvolle Casual-Marken und Denim-Labels vertreten, auf der benachbarten Bright zeigen internationale Sports- und Streetwearbrands. Ergänzt wird das Angebot für Männer durch die Selvedge Run, die in der Kulturbrauerei im Stadtteil Prenzlauer Berg handwerklich orientierte Mode- und Accessoireslabel präsentiert. Schwerpunkte des Portfolios sind traditionsreiche Heritage-Brands und hochwertig gefertigte Jeansmarken.
Catwalks: bewährte Mischung und Deutschland-Premiere von Odeeh
Die Mercedes-Benz Fashion Week kommt auch in dieser Saison ohne große Veränderungen aus: Die Veranstalter von der Agentur IMG halten am bewährten Konzept fest. Auf den Laufstegen gibt es daher den gewohnten Mix aus etablierten deutschen Marken wie Schumacher und Laurèl, anspruchsvollen Berliner Designern wie Maria Hoermanseder, Michael Sonntag oder Hien Le sowie einigen internationalen Gästen zu sehen. Weil die Modebranche der Fanmeile zur Fußball-EM weichen muss, wird der große Catwalk wie schon vor zwei Jahren nicht in einem Zelt am Brandenburger Tor sondern im Erika-Heß-Eisstadion im Stadtteil Wedding aufgebaut. Dort wird das niederländische Damenmodelabel Avelon am Dienstagvormittag den Schauenreigen eröffnen. Als offizielle Location für kleinere Präsentationen dient erneut die Galerie Me Collectors Room in Mitte.
Andere Designer bevorzugen das Kronprinzenpalais, um ihre Kollektionen zu präsentieren. Neben dem anspruchsvollen „Berliner Mode Salon“, einem Showroom für ausgewählte deutsche Marken, werden dort auch wieder zahlreiche Modenschauen zu sehen sein. Dabei ist auch das renommierte Label Odeeh, das sein erstes Defilee in Deutschland aber nicht im Palais, sondern auf der benachbarten Baustelle des Humboldt-Forums zelebrieren wird. Zahlreiche Labels haben zudem individuelle Orte überall in der Stadt gefunden, an denen sie ihre neuen Entwürfe präsentieren werden.
Innovationen: Fashiontech auf der Premium, Endverbraucher auf der Show & Order
Doch in der schnelllebigen Modebranche reicht es nicht, nur an bewährten Mustern festzuhalten – auch wenn diese in Berlin zuletzt erfolgreich waren. Innovationen bei den Angeboten und Formaten müssen sein, um die Besucher dauerhaft zu binden. Und so widmet sich unter anderem die Premium wieder dem Fortschritt: Die Konferenz Fashiontech, auf der es um den Einsatz innovativer Technologien in der Modebranche geht, findet auch in dieser Saison statt, nämlich am Mittwoch, den 29. Juni. Nachdem das Event im Januar 3.100 Besucher angezogen hatte, wurde den beteiligten Designern und Marken diesmal mehr Platz eingeräumt: Sie stellen im Kühlhaus neben den Hauptmessehallen auf zwei Etagen ihre Entwicklungen vor.
Um Innovationen bemühen sich auch andere Veranstalter. Sie suchen die engere Verbindung von Messe und Öffentlichkeit. So lädt die Show & Order, die bereits am Montag beginnt, am Dienstagabend zum „Endverbraucher-Markt“. Dann können alle Modeinteressierten die Messe in Augenschein nehmen und auch Produkte ausgewählter Accessoires-Labels kaufen. Außerdem wird ein besonderes Rahmenprogramm mit Musik geboten.
In Richtung Öffentlichkeit denkt auch der Modeversender Zalando, der im vergangenen Jahr die Markenrechte an der insolventen Messe Bread & Butter übernommen hat. Anfang September soll der große Name als „Bread & Butter by Zalando“ wieder mit Leben gefüllt werden. Geplant ist ein öffentliches „Lifestyle-Event“, das in der Arena in Treptow stattfinden soll. Das Konzept wollen die Veranstalter am Montag im Rahmen einer Preview-Veranstaltung vorstellen.
Fotos: Fashionunited